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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl überträgt (concedimus) seinem Getreuen Nivelongus (fidelis noster ... Nivelongus) für treue Dienste (ob devotionem servicii sui) aus Königsgut (res iuris nostri) im Auxerrois und Gâtinais (in pago Otisioderinse seu Wastinense) Besitzungen zu Eigen (iure proprietario), nämlich im Gâtinais in Courtemaux (Curtem videlicet Hermoldi) am Fluß Bied (Betus) 30 Mansen mit einem Drittel der dortigen Kapelle, mit Hörigen beiderlei Geschlechts und allen Pertinenzien, im Auxerrois in Villesauge (Villa Salvii) zehn Mansen, in der Villa Pesteau (Pistillo) eine Manse und in der Villa Bessy (Bassiaco) zehn Mansen mit der Kapelle Saint-Martin am Fluß Cure (Core), mit allem Zubehör und freiem Verfügungsrecht. -- Ionas not. ad vicem Ludowici. -- M. SR. SI D. -- a. r. 3, Ind. 6. -- „Regalis celsitudinis“ .

Originaldatierung:
(Id. Ian., Valencianas regio palacio)

Überlieferung/Literatur

Or. Dijon, Arch. dép. de la Côte-d'Or, 1 H 11, Nr. 2 (A) (ARTEM 785). -- Kopien: 5 Abschriften 17. bis 19. Jh. in Brüssel, Paris und Dijon verzeichnet Tessier; eine Zeichnung (17. o. 18. Jh.) des verlorenen SI in: Paris, BnF, Ms. lat. 17080, Nr. 2 fol. 13v. -- Faks.: Lot / Lauer / Tessier, Diplomata Karolinorum III, Taf. 5 Nr. 5. -- Drucke: Pérard, Recueil, S. 143 = Bouquet VIII, Nr. 11 S. 435f. = Quantin, Cartulaire II, Nr. 2 S. 2f.; D Ka. II. 16. -- Regg.: Bréquigny I, S. 207; B 1537; Wauters, Table chronologique, S. 212; Chevrier / Chaume, Chartes et documents II, Nr. 56 S. XXXVI.

Kommentar

Zum Ausstellort und zu Karls Itinerar siehe Reg. 348; die Datierungsangaben sind stimmig und korrekt. -- Zu den äußeren Merkmalen des einschließlich der Unterschriftszeilen und der Datierung ganz von der Hand des verantwortlichen Notars Jonas stammenden Originals vgl. Tessier, Vorbemerkung zu D 16, Anm. 1; außer der hier im Zusammenhang mit den Dorsualvermerken erwähnten interlinearen Transkription der beiden ersten Zeilen und eines kleinen Teils der 3. Zeile in einer Hand des 17. Jh. finden sich weitere Transkriptionen über den Zeilen: Eine Hand des hohen oder späten Mittelalters hat die Worte Curtem videlicet Hermoldi und in villa nuncupante Villa Salvii mansa videlicet x sowie et in villa Bassiacco mansa x cum capella constructa in honore sancti Martini wiederholt. Entgegen seiner Gewohnheit fügte Jonas keine tironischen Noten in das Rekognitionszeichen ein; vgl. zu ihm Reg. 139. Die Zeichnung des verlorenen Siegels wird von Tessier auf 1721, von Chevrier / Chaume, Chartes et documents II, S. XXIII m. Anm. 1, jedoch auf das 17. Jh. (vor 1657) datiert; Beschreibungen des Siegels finden sich auch in anderen Handschriften; vgl. dazu Tessier, S. 40 Anm. d. Die Urkunde ist im Archiv von Saint-Bénigne zu Dijon überliefert; vgl. dazu Stein, Bibliographie, Nr. 1150f., umfassender aber Chevrier / Chaume, Chartes et documents II, S. XXI-XXIII. -- Die in Anlehnung an Form. imp. Nr. 27 formulierte Arenga (Hausmann / Gawlik, Nr. 2195) stimmt wörtlich mit der in D 15 überein; es fehlt hier wie dort die sonst in Übertragungen von Königsgut an Laien verbreitete Formel morem parentum videlicet predecessorum nostrorum sequentes. Die Wendung ob devotionem servicii sui als Begründung für die Übertragung von Besitz an einen Getreuen ist ungewöhnlich und kommt in den Urkunden Karls nur noch einmal vor (D 17); eine Parallele gibt es in der zeitlich nahestehenden Urkunde Lothars I. von 842 Februar 5 (D Lo. I. 66), in der dieser einem Getreuen ob sui devotionem servitii 25 Mansen zu freiem Eigen unter Treuevorbehalt überträgt, und die Schieffer, Vorbemerkung, als Versuch Lothars deutet, sich in der schwierigen politischen Situation von 842 die Treue seiner Anhänger zu sichern. Karls Schenkungen von Königsgut an seine Getreuen (DD 10, 11, 15-17) sind wohl ähnlich zu werten; die Wendung ob devotionem servicii sui weist darauf hin, daß es sich um eine Gegenleistung für Vasallendienste höchstwahrscheinlich militärischer Art handelt. -- Der Empfänger Nivelongus (Nibelung), später Graf des Vexin, stand noch lange in Diensten Karls, so als Missus i. J. 853; vgl. auch D 263 von 864; vgl. zu ihm Levillain, Les Nibelungen I, S. 348f. (Nibelung III.), und Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 378 m. Anm. 1315f., dort auch zur politischen Bedeutung von DD 16, 17. -- Bei den genannten Orten handelt es sich um Courtemaux, dép. Loiret, arr. Montargis, con Courtenay; Villesauge, dép. Nièvre, arr. Cosne, con Saint-Amand-en-Puisaye; Pesteau, dép. Yonne, arr. Auxerre, con Courson-les-Carrières, cne Merry-Sec; Bessy, dép. Yonne, arr. Auxerre, con Vermanton; zum Fluß Bied, heute Cléry, einem rechten Nebenfluß des Loing, vgl. Tessier III, S. 276, s.v. Betus; der Fluß Cure ist Nebenfluß der Yonne. -- Vgl. zur Urkunde noch Lot / Halphen, S. 61 Anm. 4; Jusselin, Liste chronologique, S. 219 (der irrtümlich Saint-Bénigne in Dijon als Empfänger nennt); Deisser-Nagels, Valenciennes, S. 62f. m. Anm. 48.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 350, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0843-01-13_1_0_1_2_1_350_350
(Abgerufen am 17.04.2024).