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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl übergibt (dedimus) dem Grafen Odulf quadam necessitate die zum Kloster Ferrières gehörige Zelle Saint-Josse, die sein Vater Ludwig (d. Fr.) dem Kloster Ferrières geschenkt hatte (Dep.).

Überlieferung/Literatur

Deperditum (?), erwähnt in D 30 von 843 Dezember 27. Vgl. Lupus, Epp., ed. Dümmler, Nr. 88 S. 79 und Nr. 71 S. 67f., ed. Levillain, Nr. 32 S. 148 und Nr. 42 S. 176.

Kommentar

Nicht zu entscheiden ist, ob die Übertragung urkundlich erfolgte, ob es sich also um ein Deperditum handelt. -- Terminus post quem der Übertragung ist D 3 von 841 Mai 10, das dem Kloster Ferrières den Besitz der Zelle ausdrücklich bestätigt, Terminus ante quem ist die Ausstellung von D 30, das den Vorgang erwähnt und hinzufügt, die Übertragung sei „durch die Umstände erzwungen“ (quadam necessitate) erfolgt. Weiter einschränken läßt sich der Termin durch die Briefe des Lupus, Abt von Ferrières, an Karl von 846 Oktober 31 (oder folgende Tage) und 846 Dezember / 847 Januar (Lupus, Epp., ed. Levillain, Nr. 49 S. 202-208, und Nr. 57 S. 220-224), der hier schreibt, die Mönche verfügten seit etwa vier Jahren (plus minusve quadriennium, S. 204, quattuor annorum spatium, S. 222) nicht mehr über die Zelle, Angaben, die zum Ende des Jahres 842 führen. Karls eigener Hinweis auf eine Notlage als Grund der Übertragung läßt vermuten, daß er den noch im Sommer 840 zur Partei Lothars I. gehörenden Grafen Odulf (vgl. Reg. 115) durch die Schenkung von Saint-Josse zum Parteiwechsel veranlassen oder für einen Parteiwechsel belohnen wollte; als Zeitpunkt ist den Hinweisen des Lupus zufolge dabei dem Herbst 842 der Vorzug vor dem von Nelson, Charles the Bald, S. 121, vorgeschlagenen Sommer 841 zu geben. Levillain, Étude sur les lettres (1902), S. 105, weist darauf hin, daß Karl in diesem Zeitraum mehrere Getreue für ihre Dienste entlohnte, so Milo, Nivelongus und Sicfrid / Sunifrid (DD 15-17); sein Argument läßt sich durch Hinweis auf die Schenkungen an Lendricus, Roclinus und Gailinus (DD 10, 11, 19) noch stärken. -- Zur Vorgeschichte der Zelle Saint-Josse und zum Kloster Ferrières siehe Reg. 187, zu Ferrières allgemein auch Reg. 105. -- Bereits Lauer (Nithard II, c. 2, S. 42f. Anm. 5) vermutete die Identität des in D 30 sowie bei Lupus, Epp., ed. Levillain, Nr. 32, 47, 48, 58 genannten Grafen Odulf mit dem bei Nithard erwähnten Mann gleichen Namens, der im August 840, nachdem er andere zu gleichem Tun veranlaßt hatte, von Karl zu Lothar überging (Reg. 115); zum Grafen Odulf vgl. Levillain, in: Lupus, Epp., ed. Levillain, S. 148f. Anm. 4. -- Vgl. noch Ders., in: Lupus, Epp., ed. Levillain, S. 176f. Anm. 3f.; Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 355 Anm. 1215; Nelson, Charles the Bald, S. 125.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 347, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0842-11-00_1_0_1_2_1_347_347
(Abgerufen am 28.03.2024).