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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl urkundet für das Kloster Faremoutiers unter der Äbtissin Ruothild. -- a. r. 3, Ind. 4.

Originaldatierung:
(VII. Kal. Oct., Betiniaca villa)

Überlieferung/Literatur

Deperditum, zu erschließen aus D 12; vgl. D Ka. II. 12.

Kommentar

Tessier, Vorbemerkung zu D 12, hat gezeigt, daß in der heute vorliegenden Fassung von D 12 zwei Urkunden Karls zusammengeflossen sind: eine 842 September 25 in Bétheniville ausgestellte Urkunde, der Ausstellort und Datum entstammen, und eine zweite Urkunde, der die Intervention der Königin Ermentrud, die Nennung der Äbtissin Bertrada, der Gebetswunsch wie der Text überhaupt, dessen Formulierung dem nur 859 tätigen Notar Folchricus zuzuschreiben ist, angehören und die daher aller Wahrscheinlichkeit nach dem Jahr 859 zuzuweisen ist. Eine Reihe von Indizien -- nicht kanzleigemäß formulierte Intitulatio, Schutz- und Immunitätsformel und Signumzeile -- weisen auf spätere Überarbeitung des überlieferten Textes; da das Kloster Faremoutiers und Teile des Chartulars 1139/40 einem Brand zum Opfer fielen, hält Tessier es für wahrscheinlich, daß D 12 nach diesem Brand in ungeschickter Form rekonstruiert und mit dem Datum der älteren Urkunde versehen wurde. Eine Intervention von Karls Gemahlin Ermentrud (coniugis nostre) kann es erst nach dem 13./14. Dezember 842, dem Tag der Eheschließung, gegeben haben. Äbtissin des Klosters Faremoutiers war im Jahre 842 zudem nicht Bertrada, sondern Rothild, eine Tochter Karls d. Gr., die am 25. oder 24. März 852 verstarb (zum Todestag vgl. Obituaires de la province de Sens IV, S. 134; zum Todesjahr Bethmann, Nachrichten; Schieffer, Vorbemerkung zu D Lo. I. 49; Werner, Die Nachkommen, Nr. II/14 S. 445). Kaum anzuzweifeln ist die Tatsache, daß Rothild, Äbtissin von Faremoutiers, eine Tochter Karls d. Gr. war, da sie von unterschiedlichen, einander stützenden Quellen überliefert wird: Aus Einhards Vita Karoli, c. 18 (allerdings nur in einer Handschriftengruppe), geht hervor, daß der außerehelichen Verbindung Karls mit Madelgarda eine Tochter Rothild entstammte; in D Lo. I. 49 von 840 Dezember nennt Lothar I. Rothild, die Äbtissin von Faremoutiers, amita nostra; der Nekrolog von Saint-Germain-des-Prés erwähnt depositio Rothildis abbatisse et monache filie regis magne Karoli (Obituaires de Sens I/1, S. 255). Abzulehnen ist somit Molinier (Obituaires de la province de Sens I/1, S. XXff.), der Rothild für eine Tochter Karls d. K. hält, ebenso wie Galli, Faremoutiers au moyen âge, S. 38, der zwar die Edition Tessiers zitiert, dessen Angaben zu Sterbetag und -jahr der Rothild aber ignoriert und angibt, die Äbtissin sei zwischen 840 und 842 September verstorben; nicht zutreffend auch die Angabe bei Le Braz-Trémenbert, Les cartulaires, Nr. 3 S. 183, Rothild sei um 841 verstorben. Der Hinweis auf Todestag und -jahr der Rothild schon durch Mühlbacher (BM2 1075), der einen Irrtum in der Jahresangabe (842 statt richtig 852) für denkbar hielt. Vgl. zur Sache Werner, Die Nachkommen, Nr. 14 S. 445. -- Der Gebetswunsch in D 12 erwähnt Gattin und Nachkommen und ist daher für das Jahr 842 ebenfalls unzeitgemäß; vgl. auch Ewig, Der Gebetsdienst, S. 58 Anm. 108. -- D 12 wurde daher dem Jahr 859 zugeordnet. -- Datum und Ausstellort von D 12 fügen sich jedoch perfekt in Karls Itinerar des Jahres 842, als er, aus Aquitanien kommend (Reg. 329), Richtung Metz zog, wo er am 30. September belegt ist (Reg. 332); Bétheniville (dép. Marne, arr. Reims, con Beine-Nauroy) liegt gut 25 km nordöstlich von Reims in der Nähe der von Reims nach Verdun führenden Römerstraße. Die Indiktion 4 ist allerdings auf 5 (bei Neujahrswende) oder 6 (bei Septemberwende) zu korrigieren; zu den schwankenden Gewohnheiten der Kanzlei bei der Indiktionsberechnung aber Tessier III, Introduction, S. 121-123. -- Der Inhalt des Deperditums von 842 ist unbekannt; die spätere Urkunde bestätigte der Abtei Schutz und Immunität nach Vorurkunden, die sämtlich verloren sind, ebenso wie eine Urkunde Ludwigs d. Fr. für Faremoutiers (Lechner, Nr. 142). Erst im Dezember 840 hatte Lothar I. für das Kloster unter Äbtissin Ruothild geurkundet (D Lo. I. 49). Zur Überlieferung allgemein siehe noch Stein, Bibliographie, Nr. 1302-1303, und umfassend Le Braz-Trémenbert, Les cartulaires. -- Zur Geschichte des rund 40 km östlich von Paris gelegenen Klosters Faremoutiers (dép. Seine-et-Marne, arr. Meaux, con Coulommiers) vgl. Sainte-Fare et Faremoutiers (1956); darin Galli, Faremoutiers au moyen âge (unbefriedigend); Ewig, Descriptio, S. 304; Guerout / Chaussy in: DHGE XVI (1967), Sp. 534-545; Guérout, in: LexMA IV (1989), Sp. 294f. -- Vgl. noch Lot / Halphen, S. 57 m. Anm. 8; Werner, Die Nachkommen, S. 411.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 331, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0842-09-25_1_0_1_2_1_331_331
(Abgerufen am 29.03.2024).