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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl bestätigt dem Kloster (Saint-Maur-des-) Fossés an der Marne (monasterium qui dicitur Fossatus, constructum in honore beatorum apostolorum [Petri et Pauli] vel sanctae Mariae semper virginis, situm super fluvium Materne) unter Abt Ingelbert auf Bitten der Mönche gemäß der von diesen vorgelegten Urkunde seines Vaters Ludwig (d. Fr.) (BM2 617), der das von (Graf) Bego wiederhergestellte und ihm übertragene Kloster in seinen Schutz genommen hatte, Schutz und Immunität mit Abgabenfreiheit sowie gemäß der Regel des hl. Benedikt das Recht der freien Abtswahl. -- Gebetswunsch pro nobis et stabilitate regni nostri et salute populi nostri. -- Ionas not. ad vicem Hludowici. -- M. SR. NN (Ionas notarius ad vicem Ludovici recognovi et subscripsi). SI D. -- a. r. 2, Ind. 4. -- „Si igitur congruis“ .

Originaldatierung:
(Kal. Sept., Corbanaco palatio regio)

Überlieferung/Literatur

Or. Paris, Arch. Nat., K 9, Nr. 12 (A) (ARTEM 2012). -- Kopien: Paris, Arch. Nat., L 455, Nr. 10, Vidimus von 1279 November, mit Nachzeichnung des M (B); ebd., Nr. 12, Vidimus Philipps III. von 1281 Dezember, mit Nachzeichnung des M (B1); ebd., LL 46, „Livre noir“ von Saint-Maur-des-Fossés, fol. 8v-9v, Abschrift 13. Jh. (C1); ebd., LL 48, „Livre blanc“ , Nr. 18 fol. 20r-v, Abschrift 1284 (C2); ebd., LL 49, Chartular „en 1400“ oder „en papier“ von Saint-Maur-des-Fossés, fol. 34r-35r und 37r-38r, zwei Abschriften 15. Jh. (C3); ebd., S 1177, „Cartulaire du prieuré de Saint-Jean de l'Hermitage de Corbeil“ , fol. 8r-v, Abschrift 15. Jh. (C4); 9 Abschriften 17. und 18. Jh. verzeichnet Tessier. -- Faks.: Lot / Lauer / Tessier, Diplomata Karolinorum III, Taf. II Nr. 2; der tironischen Noten: Jusselin, Liste chronologique, S. 218 m. Abb. 2; Tessier III, Introduction, S. 193 Abb. 4. -- Drucke: Le Cointe, Annales VIII, S. 667f.; Dubois, Historia I, S. 389f. = Bouquet VIII, Nr. 5 S. 430f.; D Ka. II. 4. -- Regg.: Georgisch I, Nr. 11/841 Sp. 100; Bréquigny I S. 204; B 1533; Tardif, Monuments historiques, Nr. 136 S. 93; Hägermann / Hedwig, Das Polyptychon, S. 24 m. Anm. 114.

Kommentar

Auf dem Zug von Reims nach Saint-Quentin (Regg. 246, 249) machte Karl in der etwa 26 km nordwestlich von Reims gelegenen und von dort auf der römischen Straße in einem Tagesmarsch zu erreichenden alten karolingischen Pfalz Corbeny Station; zu Corbeny (dép. Aisne, arr. Laon, con Craonne) vgl. Ewig, Résidence, S. 54; Ders., Descriptio, S. 293; Brühl, Fodrum, S. 27 Anm. 92, 69; Bournazel, in: LexMA III (1986), Sp. 222f.; Barbier, Le système palatial, S. 288 m. Anm. 116. Karl urkundete hier noch ein weiteres Mal im Februar 847 (D 91). Zur Straße vgl. Rouche, L'héritage, S. 24 = Ders., Atlas historique, S. 450. -- Zu den äußeren Merkmalen des Originals und den Dorsualvermerken des 12.-16. Jh. vgl. Tessier, Vorbemerkung, Anm. 1, und Ders. III, Introduction, S. 17, 56; danach stammt der Text mit Ausnahme der Datierung, die in dunklerer Tinte von anderer, unbekannter Hand nachgetragen wurde, ganz von der Hand des rekognoszierenden Notars Jonas; zu ihm siehe Reg. 139, zum Kanzler Ludwig Reg. 97. Wie in den von ihm selbst rekognoszierten Urkunden die Regel, hat Jonas tironische Noten eingefügt; zu ihrer Auflösung Tessier und Jusselin, a.a.O. Beschreibungen des heute verlorenen Siegels finden sich in zwei Hs. des 17. Jh.; vgl. dazu Dalas, Les sceaux des rois, S. 103 Anm. 2; vgl. auch Tessier III, Introduction, S. 140 Anm. 2; zu den Siegeln Karls allgemein ebd., S. 135-147. -- Der Text folgt weitgehend der Vorurkunde Ludwigs d. Fr. BM2 617; die Arenga (Hausmann / Gawlik, Nr. 2901) ist singulär; Tessier III, Introduction, S. 52, weist jedoch auf Parallelen zu der Arenga von D 2 hin. -- Zur Geschichte des in der Marneschleife östlich von Paris gelegenen Klosters Saint-Maur-des-Fossés (dép. Val-de-Marne, arr. Créteil) vgl. Oexle, Bischof Ebroin, bes. S. 152-161, S. 193-197; Hägermann / Hedwig, Das Polyptychon, S. 3-10 (Lit.); Devailly, in: LexMA VII (1995), Sp. 1181f.; Kölzer, Merowingerstudien I, S. 137; zum Besitz des Klosters Hägermann / Hedwig, Das Polyptychon, passim; Hägermann, Grundherrschaft und städtischer Besitz, S. 358-363; zur geographischen Lage und zum Besitz vgl. auch die Karte in Terroine, Un abbé de Saint-Maur, Anhang. -- Das im 2. Viertel des 7. Jh. vom Diakon Blidegisilus gegründete Kloster hatte sich der Gunst der merowingischen Könige erfreut (vgl. DD Merov. † 71, 144, † 174, † 183) und bereits von Childebert III. ein Immunitätsprivileg erhalten (D Merov. 144), dann von Pippin d. J. (Dep., Lechner, Nr. 318) und Karl d. Gr. (D Kar. 61); Ludwig d. Fr. hatte außer Königsschutz, Immunität und dem Recht der freien Abtswahl (BM2 617, BM2 787) auch Zollfreiheit verliehen (BM2 618); vgl. außerdem das Deperditum Ludwigs d. Fr. (Lechner, Nr. 319), die Fälschung BM2 926 zu 833 August 5 sowie die Urkunden Pippins I. von Aquitanien DD P. I. 13, 22. Das Kloster erhielt außer D 4 noch 13 weitere Diplome Karls, die bis auf eines alle im Original erhalten sind. Vgl. zur Überlieferung noch Stein, Bibliographie, Nr. 3488-3490; zu den Chartularen „Livre blanc“ und „Livre noir“ auch Terroine, Un abbé de Saint-Maur, S. 40-43, 103-105. -- Der Vorgänger von Abt Ingelbert, Benedikt, wird urkundlich genannt von 816 Juni 20 (BM2 617, 618) bis 829 März 5 (D P. I. 13); Ingelbert erscheint zuerst in der Fälschung BM2 926 von angeblich 833 August 25, deren Datum aber vielleicht auf eine echte Überlieferung zurückgeht, dann erst wieder in D 4. In D 93 (847 April 19) begegnet bereits Ingelberts Nachfolger Einhard. -- Bei dem in der Urkunde genannten Bego handelt es sich um den 816 verstorbenen Grafen in Aquitanien (Toulouse) und späteren Grafen von Paris, engen Vertrauten und Schwiegersohn Ludwigs d. Fr.; zu ihm Depreux, Prospographie, S. 120-122. Zu den Förderern des Klosters in der Zeit Karls vgl. Oexle, Bischof Ebroin, S. 195; Nelson, Charles the Bald, S. 176: In den 50er Jahren des 9. Jh. stand die Familie des Seneschalls Adalhard und seiner Nichte Ermentrud, der Gemahlin Karls, dem Kloster nahe, in den 60er Jahren Ebroin. -- Im Oktober 841, wenige Wochen nach der Ausstellung von D 4, hielt sich Lothar I. im Kloster auf (BM2 1088d) und restituierte ihm Besitz (BM2 1090; D Lo. I. 64). -- Vgl. noch Lot / Halphen, S. 42 Anm. 6; Krah, Die Entstehung, S. 121.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 247, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0841-09-01_1_0_1_2_1_247_247
(Abgerufen am 23.04.2024).