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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl, der sich nach einem Bad gerade wieder ankleiden will, wird von Gesandten aus Aquitanien (ab Aquitania missi) überrascht, die ihm eine Krone sowie alles überbringen, was zu einem Königsornat und zum Gottesdienst gehört (coronam et omnem ornatum tam regium quam et quicquid ad cultum divinum pertinebat), darunter große Mengen Gold und Edelsteine (tot talenta auri gemmarumque infinitam multitudinem); dies wird von allen Anwesenden als Fingerzeig Gottes (munere ac nutu divino) verstanden und flößt ihnen große Hoffnung ein (omnesque maximam ad spem salutis erexit).

Originaldatierung:
(sanctum sabbatum)

Überlieferung/Literatur

Nithard II, c. 8, ed. Lauer, S. 60/62.

Kommentar

Nithard betont die glückliche Fügung der Ankunft der Gesandten am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt, da doch Karl selbst nicht gewußt habe, wo er sich an diesem Tage aufhalten werde, und da er und sein Gefolge außer Pferden, Waffen und den Kleidern, die sie gerade trugen, nichts mit sich führten. -- Die Interpretation des Ereignisses ist stark unterschiedlich: Schlesinger, Karlingische Königswahlen, S. 216, sieht darin die Übersendung der königlichen Insignien, die eine Bekräftigung des Vorgangs von 839 (Reichsteilung von Worms, Reg. 82; Kommendation und Treueid bei Clermont, Reg. 90) darstelle, wenn auch ohne praktische Folgen; von Bedeutung sei die Tatsache, daß die Großen sich das Recht der symbolischen Übertragung der Herrschaft durch Übergabe der Herrschaftszeichen selbst zuschrieben. Ähnlich bereits Schramm, Der König von Frankreich, S. 13, der den Vorgang als „symbolische Einkleidung des Herrschers durch seine Untertanen“ versteht. Brühl, Fränkischer Krönungsbrauch, S. 275f., Nr. 11 S. 323, sieht in den missi eine Gesandtschaft von Karls aquitanischen Getreuen, in der Übersendung jedoch weniger einen politischen Akt als vielmehr die Vorbereitung für eine Festkrönung (zu Ostern); Nelson, Public histories, S. 261f., hält die eintreffende Ausstattung für nichts anderes als das von Karl selbst in Aquitanien zurückgelassene Gepäck; vgl. auch Bautier, Sacres, S. 34 m. Anm. 88; Krah, Die Entstehung, S. 66. -- Vgl. Meyer von Knonau, Über Nithards vier Bücher, S. 24; Dümmler, Geschichte I, S. 150; Lot / Halphen, S. 25f.; Auzias, S. 165; Oexle, Bischof Ebroin, S. 138; Nelson, Ninth-century knighthood, S. 265f.; Leyser, Three historians, S. 25; Krah, Die Entstehung, S. 164f.; Koch, Kaiserin Judith, S. 199f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 178, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0841-04-16_1_0_1_2_1_178_178
(Abgerufen am 19.04.2024).