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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl nimmt die Huldigung (der Vasallen) des Kohlenwaldes und (des Gebietes) diesseits davon entgegen (et a Carbonariis et infra [intra?] ad se venientes benigne suscepit, Nithard), während jene jenseits (extra vero) (des Kohlenwaldes), nämlich Herenfrid, Gislebert, Bovo und andere, von Odulf getäuscht (ab Odulfo decepti), trotz ihres Treueides von ihm abfallen (firmatam fidem neglegentes, defecerunt).

Überlieferung/Literatur

Nithard II, c. 2, ed. Lauer, S. 42; Brief Odos von Ferrières an Bischof Jonas von Orléans von 840 August 11: Lupus, Epp., ed. Dümmler, Nr. 28 S. 33f.; ed. Levillain, Nr. 17 S. 98/100. -- Vgl. BM2 1072b.

Kommentar

Den Aufenthaltsort Quierzy nennen sowohl Nithard wie Odo; über die Ereignisse berichtet aber nur Nithard. Während er kein Datum angibt, geht aus dem Schreiben Odos hervor, daß Karl sein Eintreffen in Quierzy für den 24. August geplant hatte (ipse vero rex VIIII kalendas septembres ad Carisiacum, vita comite, venire disposuit); das fügt sich gut ins Itinerar Karls, der Orléans (Reg. 114) am 15. oder 16. des Monats verlassen und die ca. 225 km lange Strecke zwischen Orléans und Quierzy in etwa 7-8 Tagen zurückgelegt haben könnte. Bis Paris konnte er dabei die römische Straße benutzen; vgl. Longnon, Atlas, Planche II. -- Zur etwa 12 km östlich von Noyon am südlichen Ufer der Loire gelegenen Pfalz Quierzy (dép. Aisne, arr. Laon, con Coucy-le-Château-Auffrique), die mit 30 seit 843 nachgewiesenen Aufenthalten neben Compiègne zur wichtigsten Pfalz Karls werden sollte, vgl. Brühl, Fodrum, besonders S. 13, 40f.; Weise, Zwei fränkische Königspfalzen, S. 5-59; Oelmann, Rezension zu Weise; Ewig, Résidence, S. 67f.; Barbier, in: Renoux (ed.), Palais médiévaux, S. 85f.; Renoux, Karolingische Pfalzen, S. 136 Abb. 5 (Plan). -- Nithards Text ist wohl so zu verstehen, daß sowohl die Bewohner des Kohlenwaldes wie auch die des Gebietes westlich oder südwestlich davon zu Karls Anhängern zählten, während die Regionen jenseits, also östlich davon, zu Lothar übergingen. Zur Bedeutung der Worte infra / extra (des Kohlenwaldes) vgl. Lot / Halphen, S. 17 Anm. 2 (gegen Meyer von Knonau, Über Nithards vier Bücher, S. 20 m. Anm. 82, der infra zu intra emendieren wollte) und Lauer, a.a.O., S. 42f. Anm. 3; Nelson, Public histories, S. 271f. m. Anm. 88. Zur Bedeutung des Kohlenwaldes Schmidt-Wiegand, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 2IV (1981), S. 341f. -- Zu den Personen: Bei Gislebert handelt es sich wohl um den Grafen des Maasgaues, der später (846) eine Tochter Lothars I. entführte und ehelichte; vgl. zu ihm Lauer, a.a.O., Anm. 4 S. 43; Nelson, Charles the Bald, S. 121, 148f.; Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 389f. m. Anm. 1356. Bovo und Herenfrid sind weiter nicht bekannt; Odulf ist vielleicht der Graf und spätere Laienabt von Saint-Josse (D 30); so Lauer, a.a.O., S. 43 Anm. 5; Levillain, in: Lupus, Epp., ed. Levillain, Nr. 32 S. 148f. Anm. 4; Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 355 m. Anm. 1215, S. 366. -- Vgl. noch Dümmler, Geschichte I, S. 146; Krah, Die Entstehung, S. 54.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 115, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0840-08-24_1_0_1_2_1_115_115
(Abgerufen am 29.03.2024).