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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl überträgt dem Kloster Saint-Lomer zu Curbionis unter Abt Heriricus das Königsgut Pontpoint (fiscum nostrum qui dicitur vicus Levandriacus, alio autem nomine Pomponnus) mitsamt (Pont-) Sainte-Maxence (Sancta Maxencia) und allen dem Fiskus oder der Grafschaft zustehenden Abgaben (qualicumque omni exactione que de ponte ipsius loci partibus fisci seu partibus comitatus exiguntur), bestätigt nach dem Vorgang seines Vaters Ludwig (d. Fr.) (Dep.) Schutz und Immunität für alle Besitzungen und erlaubt den Mönchen, sich im Falle von Urkundenverlust und Streitigkeiten direkt an ihn zu wenden. -- Gebetswunsch pro nostro tociusque publice rei statu et pro anima genitoris nostri.

Überlieferung/Literatur

Deperditum, erwähnt in D 21 und D 27. -- D Ka. II. 6.

Kommentar

Terminus post quem der Ausstellung von D 6 ist der Tod Ludwigs d. Fr., Terminus ante quem D 21, in dem das Deperditum erwähnt und die hier erfolgte Schenkung zurückgenommen wird; vgl. auch den Passus in D 27, in dem Karl ausdrücklich von einem Besuch im Kloster und einer Privilegierung nach dem Tode Ludwigs berichtet (nos ... post illius obitum iter facientes per memoratum locum ... concessimus ... omnia quae genitor noster eis contradidit et confirmavit, alia ... munera superaddidimus). Da Karl sich wahrscheinlich Ende November / Anfang Dezember in der Region des Perche aufhielt (Reg. 268), könnte ein Besuch in dieser Zeit erfolgt sein; Lot, Sur l'authenticité, S. 268f., und Tessier, Vorbemerkung zu D 6, haben daher das Deperditum in diesen Zeitraum datiert; vgl. auch Lot / Halphen, S. 46 Anm. 6. Die Entfernung zwischen der Gegend von Paris und dem Perche-Gebiet beträgt rund 120 km und konnte in 4-5 Tagen zurückgelegt werden. -- Von den Urkunden Karls für das Kloster Saint-Lomer ist keine unproblematisch: außer dem vorliegenden Deperditum liegen zwei überarbeitete Diplome (DD 21, 27) und eine Fälschung (D † 484) vor; trotzdem ist D 6 sachlich nicht anzuzweifeln, da ein Fälscher wohl kaum eine Schenkung, die kurz danach widerrufen wurde (D 21), erdacht hätte. Nach der Formulierung in D 21 (placuit eciam de instrumentis cartarum rememorari quas anteriori precepto indulsimus) könnte D 6 auch das den Mönchen zugestandene Recht, sich im Falle von Urkundenverlust oder Streitigkeiten direkt an den König zu wenden, und den Gebetswunsch des Königs umfaßt haben. Allerdings mutet die vorbeugend formulierte Bestimmung zum Urkundenverlust merkwürdig an und ist vielleicht durch eine spätere Überarbeitung zu erklären; sie erinnert an das von Karl den Mönchen angeblich wegen Urkundenverlust ausgestellte D † 484. -- Gegen die sonst allgemein akzeptierte Lokalisierung des Empfängers in Moutiers-au-Perche, früher Saint-Lomer-le-Moutier, dép. Orne, arr. Mortagne, con Rémalard, an der Corbionne östlich von Mortagne gab Tessier, Vorbemerkung zu D 6, Anm. 1, zu bedenken, daß es sich auch um das südöstlich von Mortagne am Fluß Huisne gelegene Corbon, dép. Orne, arr. und con Mortagne, handeln könnte; dagegen hat Guillotel, L'action, S. 11 m. Anm. 13, in der Folge von Chédeville, Chartres, S. 408, Corbion mit Belhomert, dép. Eure-et-Loir, arr. Nogent-le-Rotrou, con La Loupe, identifiziert. Das alte, zwischenzeitlich zerstörte Kloster zu Curbionis war unter Ludwig d. Fr. wiedererrichtet und mit Mönchen aus dem Kloster Saint-Mesmin-de-Micy besetzt worden; vgl. zur Geschichte Jarossay, Histoire de l'abbaye de Micy-Saint-Mesmin-lez-Orléans, S. 72. Die erwähnte Urkunde Ludwigs d. Fr. (Lechner, Nr. 270) ist verloren; Karl urkundete noch zweimal für Saint-Lomer (DD 21, 27; vgl. auch D † 484). Abt Heriricus war der Narratio von D 27 zufolge bereits Vorsteher der Gruppe von Mönchen, die zur Zeit Ludwigs d. Fr. von Saint-Mesmin-de-Micy aus das Kloster in Curbionis neu besetzten. -- Zu der zum Königsgut Pontpoint (dép. Oise, arr. Senlis, con Pont-Sainte-Maxence) gehörenden und 779 zuerst genannten Brücke in Pont-Sainte-Maxence vgl. Boyer, Medieval French bridges, S. 19 Anm. 28, S. 190; Barbier, Les système palatial, S. 273 m. Anm. 76. Von einer Schenkung des Brückenzolls von Sainte-Maxence an Corbie (statt richtig Saint-Lomer) sprechen irrtümlich Szabó, Antikes Erbe, S. 135 m. Anm. 59, und Stoclet, Immunes, S. 196f. Anm. 42.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 269, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0840-06-20_9_0_1_2_1_269_269
(Abgerufen am 29.03.2024).