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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

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König Hugo (von Italien) schenkt (donamus ... concedimus) für das Seelenheil seiner Angehörigen (pro remedio animarum parentum nostrorum) der (Kloster-)Kirche Notre-Dame und Saint-Theudère (Saint-Chef), die der (erzbischöflichen) Kirche von Vienne untersteht (ecclesiae S. Mariae et S. Teuderii, quae esse videtur sub regimine s. Viennensis ecclesiae), umfangreichen, von ihm selbst von genannten Vorbesitzern erworbenen Besitz in zahlreichen genannten Orten (villae) und bestätigt (confirmamus) ihr die Kirche Saint-Martin in Veseroncia mit allem Zubehör, die er ihr einst schon per chartulam geschenkt hatte (Dep., siehe Reg. 2984) sowie allen sonstwie von Dritten rechtmäßig erworbenen oder noch zu erwerbenden Besitz, verleiht ihr Immunität und Schutz (sub immunitatis tuitione et inconvulsa permaneat et secura consistat... nostrae donationis seu confirmationis atque immunitatis seu tuitionis praeceptum) und untersagt allen Amtsträgern (nullius ministerii potestas), auf Kirchenbesitz Placita abzuhalten (super res ipsius ecclesiae placita celebret), dort irgendwelche öffentliche Leistungen einzufordern (neque aliquod servitium, quod ad publicam partem pertinuisse visum fuit, deinceps exquirere audeat) oder ohne Einwilligung des Abtes Flüchtlinge auf Klosterland zu ergreifen (nec aliquem fugientem super ipsam terram sine licentia abbatis comprehendere neque extrahere praesumat). – Pön 100 Pfund Gold. – Petrus not. ad vicem Gerlanni abbatis et archicanc.

Originaldatierung:
prid. Id. Nov., Vienna civitate – a. inc. 928, a. r. Hu. 3, Ind. 1.
Incipit:
Si sacris et venerabilibus
Empfänger:
(Kloster-)Kirche Notre-Dame und Saint-Theudère (Saint-Chef)

Überlieferung/Literatur

Keine handschriftliche Überlieferung.

Drucke: Achery, Spicilegium1 XII, S. 147 – 149, mit dem Hinweis: „Eruit D. Louvet“;2 III, S. 372 – 373 = Bouquet, Recueil 9, Nr. 2 S. 690 – 691; Schiaparelli, I diplomi di Ugo, Nr. 16 S. 45 – 47.

Regg.: Böhmer 1382; Bréquigny, Diplomata, I, S. 390; Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 1091; Böhmer-Zielinski III, Nr. 1554. – Auch erwähnt von Leibniz, Annales imp. II, S. 384 (mit dem Datum); Muratori, Annali V, S. 284f. (mit dem Datum nach Achery).

Kommentar

Die Datierungsangaben des nur in Drucken überlieferten D 16 führen einheitlich auf 928 November. Hugo, der wohl schon im Juli (Reg. 3000) ins Burgundische gezogen war, hat sich dort mindestens bis Ende November (Reg. 3005), wahrscheinlich aber noch länger (Reg. 3006), aufgehalten. Von den in Burgund ausgestellten Urkunden sind insgesamt drei erhalten, eine zweite aus Vienne (das folgende Reg.) und eine weitere aus Valence (Reg. 3005). – Zur Überlieferung vgl. Schilling, BM2, Nr. 570, S. 94 – 104, bes. S. 96f.; siehe schon Reg. 2623. – Auch wenn Hugo nach dem Tod Ludwigs des Blinden (Reg. 2999) kaum formal dessen Nachfolge angetreten hat (vgl. das vorige Reg., Kommentar), so urkundet er hier in D 16 doch wie der anerkannte Herrscher Niederburgunds, der uneingeschränkt über die öffentlichen Einnahmen und Rechte dort verfügt; vgl. Gingins-la-Sarraz, Archiv Geschichtskunde 8, S. 72; Ders., Archiv Geschichtskunde 9, S. 143, 145; Manteyer, Provence, S. 130, 133 m. Anm. 2; Mor, L’età feudale I, S. 124f.; Hofmeister, Deutschland und Burgund, S. 50f.; Hiestand, Byzanz, S. 161. Daß es sich bei dem hier übertragenen und bestätigten Besitz wohl um alten Privat- und Familienbesitz des Königs handelt, ist in diesem Kontext nicht entscheidend; vgl. aber Poupardin, Provence, S. 228. – Für den Empfänger, das Kloster Saint-Chef (ca. 50 km östlich von Vienne unweit von Bourgoin-Jallieu), hatte schon Ludwig der Blinde 896 geurkundet (D Prov. 35 = Reg. 2895, aus gleicher Überlieferung). Hugo selbst ist dort erzogen worden, wie wir aus einer Urkunde des Erzbischofs Bernuin von Vienne (Reg. 2885) erfahren. – Zu den Kanzlisten und zum Diktat vgl. Böhmer-Zielinski III, Nr. 1554. – Zu der umfangreichen Ortsliste siehe bes. Gingins, Mémoires Bourgogne-Jurane (1853), S. 143 Anm. 14. – Zu Louvet siehe zuletzt Reg. 2930.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,4 n. 3003, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ffd2e0ff-8a5b-4542-945f-a84d692653c1
(Abgerufen am 24.04.2024).