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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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König Lothar (II.) (Hlotharius divina praeveniente clementia rex) äußert Papst Nikolaus (I.) gegenüber (domino ... pontifici et universali papae Nicolao) seinen Wunsch nach einer (Rom)reise, rechtfertigt sein Verhalten (auf der Metzer Synode) (n. 642), tadelt die üble Nachrede der nur nach seinem Reich trachtenden Feinde; berichtet über die (Erzbischöfe) Thietgaud von Trier und Gunther von Köln, deren päpstliche Exkommunikation (Theutgaudum Trevirensem et Guntarium Agripinensem a vestra auctoritate excommunicatos atque oris proprii testimonio canonice damnatos) (n. 670) er während seines Kampfes gegen die heidnischen (Normannen) erfahren habe; Gunther, der im Gegensatz zu Thietgaud Amtshandlungen vorgenommen habe, sei er entgegengetreten und habe ihm den päpstlichen Brief an die (Kölner) Suffraganbischöfe (episcopis dioceseos) (n. 676) übermittelt; in bezug auf die in Gunthers Sprengel weilende Ingiltrud, die Gattin des (italischen Grafen) Boso, habe er nach Kenntnis des päpstlichen Anathems Gunther zu deren Verweis aus seinem Reich ermahnt, ohne allerdings den Schiedsspruch der päpstlichen Legaten zu kennen. Lothar verwendet sich abschließend für die unbeteiligten Suffraganbischöfe der Trierer und Kölner Kirchenprovinz.

Überlieferung/Literatur

Druck: MG Epist. VI 217-219 n. 7.

Erw.: Ann. Bertiniani a. 864 (Grat 112).

Reg.: Bréquigny, Table I 270; Anal. iur. pont. X 109 n. 67; Böhmer-Mühlbacher 1269; Böhmer-Mühlbacher2 n. 1304; Oediger, Reg. Köln I 68 n. 201; GP VII 25 n. 34; GP X 33 n. 32.

Lit.: Dümmler, Ostfränk. Reich II 78f.; Parisot, Lorraine 248-253; Perels, Nikolaus 94; Haller, Nikolaus 53; Staubach, Herrscherbild 197-199; Anton, Synoden 105, 117; Goetz, Auctoritas et Dilectio 43; Georgi, Erzbischof Gunthar 13 Anm. 55; Heidecker, Kerk, huwelijk en politieke macht 154f.

Kommentar

In der „devoten Gehorsamserklärung" (Perels) Lothars II., die laut Staubach 197 von Bischof Adventius von Metz verfaßt sein soll (dagegen Anton 117 Anm. 126 vor allem mit Kritik an den von Staubach vorgeschlagenen Personenkonstellationen und Gegnerschaften), deutet der König eine Hoffnung auf die Wiedereinsetzung des Kölner und Trierer Erzbischofs an, verleugnet ansonsten besonders Gunther, nimmt jedoch hingegen beider Suffragane in Schutz und erwähnt bezeichnenderweise Waldrada mit keinem Wort. Die Nachricht über Ingiltruds Verweis erscheint zumindest doppelbödig, jedenfalls hielt sich diese auch noch später am Rhein auf, vgl. Haller. Unklar bleibt, auf welchen Legatenspruch über Ingiltrud Lothar anspielt, das Urteil der Metzer Synode (n. 642) kann kaum gemeint sein. Zu Gunthers widerrechtlichen Amtshandlungen vgl. auch Ann. Bertiniani a. 864 (Grat 111) und Oediger, Reg. Köln I 66 n. 197. Nicht ganz sicher ist, ob mit dem Verweis auf den Brief an die Suffragane n. 676 gemeint ist. Zu den Normanneneinfällen 863-864 in Lothars Reich vgl. Vogel, Normannen 195f. und Haenens, Invasions 45. Bischof Rathold von Straßburg überbrachte den Brief nach Rom, vgl. Ann. Bertiniani a. 864 (Grat 112), Böhmer-Mühlbacher2 n. 1303a und Wentzcke, Reg. Straßburg 236 n. 91. Zu datieren ist das Schreiben auf die Zeit kurz vor der Zusammenkunft Lothars mit seinem Bruder, Kaiser Ludwig II., in Orbe, die im Frühjahr oder Sommer 864 stattfand (vgl. Dümmler sowie Böhmer-Mühlbacher2 n. 1224c und n. 1304c [Sommer]; Böhmer-Zielinski n. 222 [April-Mai]) und vor der Überbringung des Schreibens durch Rathold, der laut Wentzcke und Böhmer-Mühlbacher2 n. 1303a nach dem 21. Mai 864 aufbrach; zu dessen Sinneswandel nach Übergabe des Briefs vgl. Anton 110.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 697, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/fd409a52-6e76-4d54-8f48-3fd403e96f06
(Abgerufen am 24.04.2024).