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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

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Papst Johannes (VIII.) sendet Kaiser Karl (dem Kahlen) (Karolo imperatori) einen Palmzweig (palmarum ... bravium), berichtet von Einfällen und der Gefahr durch Sarazenen, die bis an die Stadtmauern (Roms) (ad muros Urbis) und über den Teverone bis in die Sabina vordrängen (Tiberinum fluvium, qui olim Albula dicebatur, iuxta Sabinorum confinia pertransierint), sowie von den Verwüstungen durch (den dux Lambert von Spoleto und den Markgrafen Adalbert von Tuszien) (falsis filiis Sarrę, quos optime nostis), der Papst erinnert Karl unter Hinweis auf die Bibel daran, daß er ihn vor einem anderen (Karl III. oder Karlmann) zum Kaiser erwählt und gekrönt habe (in imperium coronaverimus), und bittet mit Verweis auf das Verhalten von (König) Salomon zusammen mit dem (Hohe)priester Zadok gegen den (aufständischen) Adonias dringlich um Hilfe.

Originaldatierung:
Data idibus Februarii, indictione X.
Incipit:
Inter cetera, quę pro [re] ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: 11. Jh., Rom Arch. Vat.: Reg. Vat. I fol. 16r; 16. Jh., Rom Arch. Vat.: Arm. XXXI, t. 1 fol. 30v.

Erw.: Indexfragment aus dem 13. Jh. (Lohrmann, Päpstliche Register 403).

Drucke: Carafa, Epist. III 315; Sirmond, Conc. Gall. III 461; Conc. coll. reg. XXIV 44; Labbe-Cossart, Conc. IX 28; Mansi, Coll. XVII 30; Migne, PL CXXVI 714; Bouquet-Delisle, Recueil VII 475; MG Epist. VII 31f. n. 32.

Reg.: J 2308; JE 3079; Böhmer-Zielinski n. 511.

Lit.: Dümmler, Ostfränk. Reich III2 40; Lapôtre, Jean VIII 313 (ND 379); Gay, L'Italie méridionale 117f.; Hartmann, Gesch. Italiens III,2 34; Schieffer, Päpstliche Legaten 25; Rupp, Chrétienté 45; Engreen, John and the Arabs 327; Schramm, Herrschaftszeichen II 411f.; Schramm, König von Frankreich I 28f.; Lohrmann, Register Johannes 255 und 286; Panetta, Saraceni 119; Gussone/Staubach, Cathedra Petri 353; Arnaldi, Natale 875 118f.; Herbers, Leo 222-224; Arnold, Johannes 81f., 97f.; Scholz, Politik 225; Bougard, Petitor et medius 334.

Kommentar

Das nach Lohrmann von Anastasius Bibliothecarius verfaßte Schreiben ist lediglich in den Registerabschriften überliefert, vgl. zu diesen Caspar, Register Johanns 85-99 und Lohrmann 5-156. Möglicherweise bezog sich Hinkmar von Reims in den Ann. Bertiniani (Grat 212) neben n. 227 auch auf den vorliegenden Brief, als er an Karl gerichtete litterae erwähnte, in denen Johannes den Kaiser dazu aufforderte, sein Hilfsversprechen einzulösen. Zur Erwähnung im Indexfragment aus dem 13. Jh., in dem lediglich die Nummer des Briefs in der Registerabschrift genannt ist, vgl. Lohrmann, Päpstliche Register 401-408. Die Sendung eines geweihten Palmzweiges ist bereits unter Papst Leo IV. belegbar, vgl. Böhmer-Herbers n. 252, und steht in antiker Tradition auch als Zeichen des Sieges, vgl. Schramm, Herrschaftzeichen und Herbers. Wie Johannes VIII. in n. 111 bemerkt, wird der Zweig secundum morem pristinum in der Mitte der Fastenzeit vor Ostern verschickt, vgl. auch n. 112, n. 674 und Schramm, Herrschaftszeichen; das vorliegende Schreiben ist allerdings noch vor Beginn der Fastenzeit abgefaßt worden. Die im Text erwähnte Bibelstelle 1 Kg 1 bringt das Verhältnis von Papst und Kaiser zum Ausdruck: Gegen den aufständischen Adonias, mit dem wohl die ostfränkischen Karolinger gemeint sind, erhält König Salomon, wohl Kaiser Karl der Kahle, Unterstützung von dem Hohepriester Zadok, der mit dem Papst selbst gleichgesetzt wird. Zu Hintergründen sowie weiteren Schreiben wegen der Sarazeneneinfälle vgl. n. 188, n. 192, n. 209, n. 212, n. 214, n. 227, n. 228, n. 260 und n. 261. Die Überbringung des Briefes erfolgte wohl wie bei n. 227 durch die päpstlichen Legaten Petrus von Fossombrone und Petrus von Senigallia, die am 7. April 877 bei Karl dem Kahlen in Compiègne eintrafen, vgl. n. 231.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,3 n. 229, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/fa6c2174-45a7-4451-ae3d-db7a2e80b36e
(Abgerufen am 19.04.2024).