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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

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Papst Johannes (VIII.) tadelt Bischof Mahen von Dol, den Episkopat der Bretagne und alle Getreuen (Mahen Dolensi episcopo necnon omnibus Brittanicis seu universis sanctae Dei ecclesie fidelibus) wegen des auf der Synode von Troyes (n. 405) durch Erzbischof Adalard von Tours bekanntgemachten Ungehorsams der bretonischen Kirche gegenüber der Metropole Tours; bemängelt insbesondere die fehlende Weihe der mit Unterstützung von dux (Vidicheil und Alanus) widerrechtlich erhobenen Bischöfe durch den Metropoliten; ermahnt und befiehlt (monemus ... precipimus), der (Metropolitan)kirche (von Tours) zu gehorchen sowie Erzbischof Adalard (von Tours) um Vergebung zu bitten und droht widrigenfalls mit Exkommunikation und Annulierung der Weihen.

Originaldatierung:
Data ut supra.
Incipit:
Sanctitatem seu fidelitatem omnium nosse ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: 11. Jh., Rom Arch. Vat.: Reg. Vat. I fol. 46r; 16. Jh., Rom Arch. Vat.: Arm. XXXI, t. 1 fol. 82v; 17.-18. Jh., Paris Bibl. nat.: Coll. Moreau 2 fol. 191r-192r; 17. Jh., Paris Bibl. nat.: Ms. franç. 22322 p. 375; Ende 17. Jh., Paris Bibl. nat.: Ms. lat. 5541 t. 3 p. 455.

Erw.: Urk. Urbans II. von 1094 April 5 und von 1094 April 11 (JL 5519 und 5520; Migne, PL CLI 386 und 387); Urk. Lucius' II. von 1144 April 15(JL 8609; Migne, PL CLXXIX 875); Urk. Eugens III. von 1147 Januar 3 (JL 8991; Migne, PL CLXXX 1183).

Drucke: Carafa, Epist. III 387; Sirmond, Conc. Gall. III 488f.; Conc. coll. reg. XXIV 147; Labbe-Cossart, Conc. IX 91; Hardouin, Acta conc. VI 41; Martène-Durand, Veterum scriptorum I 52; Martène-Durand, Thesaurus III 867f.; Morice, Mémoires Bretagne I 333f.; Mansi, Coll. XVII 94f.; Migne, PL CXXVI 802; Bouquet-Delisle, Recueil IX 174; MG Epist. VII 87f. n. 92; MG Conc. V 148.

Reg.: J 2407; JE 3144.

Lit.: De la Borderie, Hist. Bretagne II 272; Lot, Festien 31; Duchesne, Fastes II 276; Duine, Schisme breton 462; Smith, "Archbishopric" of Dol 67; Smith, Province and Empire 157 und 160.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. neben Caspar, Register Johanns 85-99 und Lohrmann, Register Johannes 5-156 Ramackers, PUU V 19 und zur Problematik der Rekonstruktion des heute verlorenen Tourenser Codex Lohrmann 155. Die weitere Überlieferung in Ms. franç. 22322 ist Ramackers (vgl. V 48f.) entgangen. Zur Hs. Collection Moreau 2, die den Brief ohne Inscriptio aus einem Chartular des Klosters Marmoutier wiedergibt, vgl. Hartmann in MG Conc. V 91. Die nur bei Morice gegebene Datierung (Data nonis Sept. per manum Walberti humillissimi episcopi sanctae Portuensis ecclesiae, anno Deo propitio pontificatus domini nostri Joannis summi pontificis et universalis papae, in sacratissima sede beati Petri apostoli sexto, indictione IX) findet sich trotz gegebenen Verweises auf Sirmond in keiner anderen Editon. Sie stimmt mit n. 426 überein und deutet möglicherweise noch auf einen anderen Überlieferungszusammenhang, in dem der vorliegende Brief, der in der Registerüberlieferung den Vermerk Data ut supra trägt, auf n. 426 folgte. Die zitierten Erwähnungen sind alle so kurz gehalten und pauschal, daß auch ein Bezug zu einem Brief Johannes' XIII. (vgl. Zimmermann, PUU I 399 n. 202) nicht ausgeschlossen werden kann. Neben den zitierten Papstbriefen enthalten noch JL 8610 und JL 8613 ähnliche Formulierungen wie JL 8609, allerdings ohne Nennung des päpstlichen Namens, deshalb sind sie nicht verzeichnet. – Inhaltlich steht der Brief im Gegensatz zu n. †35 und kennzeichnet die entschiedene Position des Papstes im bretonischen Schisma für die Partei von Tours. Bezeichnend bleibt allerdings der durch ein ... si ita est ... ausgedrückte Vorbehalt, vgl. hierzu Böhmer-Herbers n. 202. Die päpstliche Parteinahme wurde wohl, wie der Text vermerkt, durch den Erzbischof von Tours mitbestimmt. Bischofserhebungen durch die zeitgenössischen Herzöge Vidicheil (874–890) und Alanus (874–907), die sich die Bretagne teilten, sind nicht näher belegt, deshalb ist möglicherweise (gegen MG Epist. VII 87 Anm. 10) die Passage sola potentia ducis vestri auf die Bischofseinsetzungen unter Nominoë bzw. dessen Nachfolger Salomo (vgl. Böhmer-Herbers n. 204) zu beziehen. Eine Reaktion auf das Schreiben ist nicht bekannt, vgl. de la Borderie. Weil das Konzil von Troyes erwähnt ist, muß das Schreiben unter Präszisierung von Caspar, Register Johanns 135 gegen den Vorschlag Ewalds (JE: Mai 878) (vgl. aber bereits J 2407) auf August 878 datiert werden. Die Datierung von Morice bleibt hier unberücksichtigt, da sie weder in der handschriftlichen Überlieferung noch in einer anderen Edition auftaucht und daher nicht als glaubwürdig gelten kann. Zur mit dem Data ut supra verbundenen Problematik vgl. Caspar, Register Johanns 127-132 und Lohrmann, Register Johannes 178f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,3 n. 410, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/f43931a7-4694-4b9e-b360-0476efddd549
(Abgerufen am 28.03.2024).