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[RI VII] Ludwig der Bayer (1314-1347) – [RI VII] H. 12

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Kg. Ludwig (1) erklärt, dass er nach Vorbild seiner Vorgänger und weil er von seinem Fürsten Erzbischof Peter von Mainz zum König erhoben wurde, die Privilegien aller Kirchen und vor allem der Mainzer Kirche Zeit seines Lebens bewahren will, (2) bestätigt und erneuert alle Privilegien, Schutzbestimmungen, Urkunden und Instrumente kirchlicher und weltlicher Freiheiten, insbesondere (a) das Recht, dass Erzbischöfe, Bischöfe, Prälaten, Stifte (collegiis), Klöster (cenobiis), Kleriker und Geistliche der Stadt und Diözese Mainz nicht vor weltliche Gerichte gezogen werden dürfen, (b) die Würde, Vorteile und Ehre des Erzkanzleramtes1, (c) die Rechte über die Grafschaft Bachgau und die Stadt (opido) Seligenstadt, (d) die Bestimmung, dass Ministerialen, Getreue, Burggrafen und Leute, die durch Pflicht oder Amt Diener der Mainzer Kirche sind, nicht zum Verhör (examen) vor ihn oder einen seiner Richter gezogen werden dürfen, außer bei Rechtsverweigerung durch den Mainzer Erzbischof, sowie (e) allgemein alle Gnaden, Schenkungen, Freiheiten, Grundbesitzungen, Gerichtsbarkeiten, Benefizien, Bewilligungen, Rechte und Ehren, die die Erzbischöfe, Bischöfe, Prälaten, Kirchen oder Klöster sowie Geistlichen der Stadt und Diözese Mainz von seinen Vorgängern, namentlich König Adolf erhalten haben2 und die er für rechtsgültig anerkennt, und (3) verbietet bei schwerer Strafe jede Beeinträchtigung und Abänderung dieser Urkunde.3

Originaldatierung:
Dat. Colonie IIIIonon. Decembris 1314, r.a. 1.

Überlieferung/Literatur

Überl.: Orig. Perg. lat. – beschädigt – im StA Würzburg, Domkapitel Mainz Urk. sub dato/VIII (AS: BayHStA München, KLS 17); Königssiegel (Posse, Siegel 1 Tf. 50,5) – beschädigt – an rot-grünen Seidenfäden; 18,8×41,3, Ssp. 13×35, Pl. 2,6; einfache Zierinitiale; Vermerk lecta auf der Rückseite4 (A1). – Orig. Perg. lat. ebd., Domkapitel Mainz Urk. sub dato/IX (AS: BayHStA München, KLS 17/1); Königssiegel (Posse, Siegel 1 Tf. 50,5) – beschädigt – an grünen Seidenfäden; 27,3×37,5, Ssp. 20×33, Pl. 3,7; Registratasigle R5 und Spuren des roten Vorsiegels6 auf der Rückseite (A2)7. – 2 Abschriften im Kopialbuch Ende 14. Jh. ebd., MzBvInh 20 fol. 127r-v und 130v-131r. – Abschrift 14. Jh. ebd., Mainzer neuregestierte Urk. 1991. – Transsumt Kg. Friedrichs III. von 1442 Juli 28 ebd., Erzstift Mainz Urk. Weltlicher Schrank L 7/8 fol. 17v-18r. – Vidimus des Dekans und Kapitels des Stifts St. Peter und Alexander in Aschaffenburg von 1470 April 3 des Transsumts Kg. Friedrichs III. ebd., Erzstift Mainz Urk. Weltlicher Schrank L 7/16 fol. 26v-27v. – Abschrift 17. Jh. ebd., MRA L 44 fol. 34v-35v.

Drucke: Würdtwein, Diplomataria Maguntina 2 S. 91-93 Nr. 46. – Lünig, Reichsarchiv 16 S. 47f. Nr. 54. – Gudenus, Cod. dipl. 3 S. 104f. Nr. 81. – MGH Const. 5 S. 139f. Nr. 143 (aus A1, A2).

Reg.: RB 6 S. 393. – Böhmer, RI S. 1 Nr. 8 und 9. – Scriba, Reg. Hessen 1 S. 74 Nr. 795, 3 S. 160 Nr. 2403-2405 und S. 340 Nr. 5017. – Vogt-Otto, Reg. Mainz 1/1 S. 313f. Nr. 1709. – Bansa, Studien S. 17, 23, 205 (A1: 1. Schreiber des Erzbischofs von Mainz), 223 (A2: Schreiber nicht zu bestimmen). – Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien S. 188 Nr. 265. – Reg.LdB 7 S. 3 Nr. 2, 11 S. 3 Nr. 1.

Anmerkungen

  1. 1Vgl. Nr. 6.
  2. 2Zu den Urkunden König Adolfs für das Mainzer Erzstift vgl. Böhmer-Jäschke-Thorau, RI Heinrich VII. 2 S. 139 Nr. 462 Anm. – Es ist unklar, ob sich die Erwähnung auf eine bestimmte Urkunde Adolfs bezieht; als Vorurkunden für Ludwig dienten offenbar die weitgehend gleichlautenden Urkunden König Albrechts I. von 1298 September 13 für Erzbischof Gerhard II. von Mainz (Orig. Perg. lat. im StA Würzburg, Domkapitel Mainz Urk. sub dato/I (AS: BayHStA München, KS 1121). MGH Const. 4/1 S. 13 Nr. 14; Böhmer, RI Albrecht S. 202f. Nr. 43) und Heinrichs VII. von 1310 Juni 10 für Erzbischof Peter von Mainz (Orig. Perg. lat. ebd., Mainzer Urk. 3103. MGH Const. 4/1 S. 336f. Nr. 387; Böhmer-Jäschke-Thorau, RI Heinrich VII. 2 S. 138f. Nr. 462).
  3. 3Datierungszeile in A2 gleichlautend. – Vgl. Nr. 5, insbesondere Artikel (8) und (9), sowie Nr. 10. – Zur Urkunde Seibert, Verfassung Seligenstadt S. 13; Wiessner, Beziehungen S. 78; Homann, Kurkolleg S. 127f.; Huber, Verhältnis S. 32f.; Gerlich, Erzstift S. 288 Anm. 138; Fischer, Studien zu den Arengen S. 23f., 127.
  4. 4Zum Vermerk Bansa, Studien S. 25.
  5. 5Zur möglicherweise nicht in der Kanzlei Ludwigs, sondern der des Erzbischofs entstandenen Registratasigle auf dieser und anderen für Erzbischof Peter von Mainz ausgestellten Urkunden (Nr. 5f., 10, 129f., 273) Bansa, Studien S. 15f. Anm. 75.
  6. 6Zum Vorsiegel Bansa, Studien S. 21-25.
  7. 7Rasur in der 4. Zeile von unten: quolibet gebessert aus quomodolibet.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

[RI VII] H. 12 n. 8, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/f27d407c-23a7-4b32-ac99-55caf9aa1b1a
(Abgerufen am 20.04.2024).