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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,3, Nachträge

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König Heinrich bestätigt und beurkundet wie auch sein Vater den Vertrag, den sie beide aufgrund der von den bevollmächtigten Unterhändlern vorgelegten (compositio) mit Papst Clemens III. geschlossen haben.

Überlieferung/Literatur

Erwähnt in den Gesta Treverorum cont. III ed. Waitz S. 389 – Reg.: GP X,1 Nr.*359 S. 148; die compositio – nicht aber diese Bestätigung – wird auch in der feierlichen Ausfertiung "Multiplicibus perturbationum gravaminibus" Clemens’ III. von 1189 Juni 26, Lateran für das Trierer Kapitel (einziger Druck aus Orig.: Beyer; Eltester; Goerz, Mittelrheinisches Ub. 2 S. 130–132 Nr. 94 – Regg,: JL 16423; GP X,1 S. 166–167 Nr. 36) erwähnt.

Kommentar

Um die Probleme zu lösen, über die zwischen den Vorgängern des Papstes und dem Kaiser schon lange verhandelt worden war, hatten die Kardinäle Jordan und Petrus (vgl. zu ihrer Ankunft frühestens im August 1188 N97) abschlußreife Schriftstücke des Papstes zur Vorlage mitgebracht: questiones quae inter predecessores suos et imperatorem diu ventileta erant in formam diffinitivam redactas per eos imperatori et regi transmisit. Es dürfte sich um die noch unter Urban III. zwischen der Kurie und den Nuntien Fried-richs formulierten, aber noch nicht beurkundeten Entwürfe über die Absetzung Folmars gehandelt haben, auf die sich auch Clemens in seinem feierlichen Privileg von 1189 (siehe oben) bezog. In den Monaten bis Jahresende traf Petrus verschiedene Entscheidungen in Sachsen (Friedlaender, Legaten S. 53, Weiß, Urkunden XXIV,3 S. 295 ff.), und Jordan reiste über Köln in die Diözesen Lüttich und Noyon (Janssen, Legaten S. 137, Weiß XXIV,5 S. 297 f.), möglicherweise mit dem Verbleib Folmars bechäftigt, der eine definitive Ladung bis 1189 Februar 12 an die Kurie erhalten hatte, der er aber nicht folgte. Erst nachdem Jordan gegen Ende des Jahres 1188 aus dem Westen zurückgekehrt war (vgl. Janssen S. 137 f.) dürfte es – vielleicht schon auf dem Rückweg Friedrichs durch Franken Opll, Itinerar, S. 230 – zwischen den Legaten einerseits und den Vertretern der Staufer, den Bischöfen Otto von Bamberg und Gottfried von Würzburg sowie dem Abt Siegfried von Hersfeld (vgl. B-Schmidt, Nr. 155 und Nr. 1394) zu direkten Verhandlungen gekommen sein, deren Ergebnisse beim Aufbruch des Kaisers in der verlorenen (compositio) vorlagen; vgl. dazu auch von Guttenberg, Bamberg 1 S. 158 und Wendehorst, Würzburg 1 S. 176. Sie wurde dann als Diplom mit Goldsiegeln beider Herrscher ausgefertigt und damit für die Verhandlungspartner zu einem verbindlichen Vertrag: Imperator autem cum iam in procinctu itineris sui esset, acceptavit formam compositionis illius, et eam in carta conscribi fecit bullisque aureis confirmari mandavit (vgl. auch B-Opll, Nr. 3239). Der Text der compositio ist nicht überliefert, dennoch läßt sich ihr Inhalt aus den folgenden Schritten des Hofes und der Kurie teilweise rekonstruieren. Sicher gehörte dazu die unmittelbar danach vollzogene Restitution der 1186 von Heinrich in Besitz genommenen Güter (vgl. B-Baaken, Nr. 84) wodurch auch der Terminus ante festgelegt ist, sodann die Deposition Folmars ( N116), wahrscheinlich der Ausgleich mit Heinrich dem Löwen (vgl. N134) und schließlich die Kaiserkrönung, vgl. unten. Nach Roger von Howden, Chronik ed. Stubbs 3 S. 74 verhandelte Clemens darüber im folgenden Jahr 1190 mit den Kardinälen und den Römern. Einvernehmlich setzte man Ostern 1191 als Krönungstag fest: Clemens vero papa, habito cum cardinalibus et senatoribus et populo Romano super petitionibus regis Alemannorum, cum deliberatione consilio, concessit regi Alemannorum quod petebat ... et statuerunt ei terminum veniendi Romam proximum Pascha sequens; ähnlich heißt es in dessen vorhergehenden (früher Benedikt von Peterborough zugeschriebenen (vgl. Oxford DNB 38 S. 463; LMA 7 Sp. 943) Gesta regis Henrici secundi ed. Stubbs 2 S. 145 zu 1190 von Heinrich: misit nuncios suos ad Clementem papam et ad senatores urbis Romanae, petens sibi Romanam imperium, et promittens se in omnibus leges et dignitates Romanas servaturum illaesas. Clemens vero papa, habito cum senatoribus et populo Romano super petitionibus regis Alemanorum cum deliberatione consilio, rem bene processuram si idem rex Alemannorum consilio et voluntati eius et senatorum adquieverit ... Clemens ... mandavit praedicto regi quod ipse et Romani reciperem eum in imperatorem. Die Bedingungen waren also ausgehandelt und festgelgt, als Clemens nach Rogers Angabe, am Mittwoch in der Karwoche (10. April) starb. Gesta S. 161: Mense Aprilis, quarto idus ejusdem mensis, feria quarta, Clemens papa tertius obiit, und ähnlich S. 206; dieser Text wird in Rogers Chronik S. 101 nochmals fast wörtlich wiederholt. Noch am gleichen Tag wurde Kardinaldiakon Hyacinth zum Papst gewählt und nahm den Namen Coelestin an (Gesta, S. 161: Clemens papa tertius obiit et eodem die Jacinctus ... electus est); am Abend vor Ostern in vigilia Paschae, erhielt der Diakon die Priesterweihe und wurde Pfingstsonntag zum Papst erhoben, worauf am Montag (feria secunda) Heinrich und Konstanze gekrönt wurden. Diese Nachricht ist aus zwei Gründen glaubhaft. Einmal befand sich etwa zu Ostern ein enger Kreis des englischen Königshofes in Rom: Erzbischof Walter von Rouen (Oxford DNB 13 S. 712 ff.; Landon, Itinerary, S. 48, S. 192), Königin Eleonore selbst (Oxford DNB 18 S. 12 ff., Landon S. 48), Savaric, der spätere Bischof von Bath, der Heinrich nahestand (vgl. N237, N240 und N312 sowie Landon S. 48). Der Bericht Rogers kann wegen dessen engen Beziehungen zum Hofe als authentisch gelten, und diese Verbindungen erklären auch, weshalb vornehmlich die englischen Quellen wie auch die der Kurie nahestehenden Papstkataloge den Tod Clemens’ III. für die Karwoche berichten, vgl. Baaken, Wahl 204 f. sowie Holder-Egger, Einiges bes. S. 537. Zudem erlaubte der Vertrag von 1189 beiden Seiten zeitliche Planung, und deshalb war es möglich, nach der Erkrankung Clemens’ III. und dessen wohl nicht unerwartetem Tod (seine letzte sicher datierte Urkunde ist vom vom 20. März) die Wahl des Nachfolgers am 10. April, die Eidesleistung des Königs am 12. April am gut 30 km entfernten Lago di Bracciano (vgl. B-Baaken, Nr. 145) Priesterweihe und Krönung des neuen Papstes und die des Kaisers noch zu dem vorgesehenen Ostertermin zu vollziehen. Die notwendigen diplomatischen Akte für den Einzug Heinrichs sowie die Krönungszeremonie waren längst mit den Kardinälen vorbereitet. Sie begleiteten den Kaiserhof sicher seit dem 8. März von S. Quirico d'Orcia aus an der Reichsgrenze (vgl. B-Baaken, Nr. 141; zur Bedeutung des Ortes vgl. N73 – N N76). Nun mußte der Ablauf nur noch für den neuen Papst angepaßt werden.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,3,2 n. N111, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ed1a2e06-fb30-4ff5-b5e1-f70d288ce8aa
(Abgerufen am 29.03.2024).