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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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Papst Nikolaus (I.) tadelt den Erzbischof Hinkmar von Reims (reverentissimo et sanctissimo confratri nostro Hincmaro Remorum archiepiscopo), weil er davon gehört habe, wie Hinkmar König Karl (den Kahlen) gegen Bischof Rotbert von Le Mans (contra Rotbertum Cenomannicae urbis episcopum), der das Recht über das Kloster Saint-Calais (monasterium sancti Karilephi) beanspruche, aufgehetzt habe; er kritisiert Hinkmars Verhalten auf der Synode (von Pîtres/Soissons 862) und betont, daß Rotbert nur Rechtmäßiges zugestanden werde; schließlich ermahnt er den Bischof, Karl (den Kahlen) gegenüber dem Bischof milde zu stimmen.

Incipit:
Relatu quorundam audivimus, quod tua ...
Empfänger:
Erzbischof Hinkmar von Reims

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: 9. Jh., Paris Bibl. nat.: Ms. lat. 1458 fol. 195r-195v.

Drucke: Baronius, Ann. eccles. a. 863 n. 97; Sirmond, Conc. Gall. III 200; Conc. coll. reg. XXII 395; Labbe-Cossart, Conc. VIII 492; Hardouin, Acta Conc. V 330; Mansi, Coll. XV 377; Migne, PL CXIX 867; Froger, Cartulaire Saint-Calais 43; MG Epist. VI 626f. n. 111.

Reg.: Bréquigny, Table I 267; J 2073; Anal. iur. pont. X 95 n. 47; JE 2746.

Lit.: Havet, Chartes Saint-Calais 111 und 113; Lesne, Nicolas Ier et les libertés 279-283; Perels, Nikolaus zwischen Le Mans und St. Calais 147-152; Haller, Nikolaus 153 Anm. 412; Goffart, Privilege St. Calais 287f.; Goffart, Le Mans Forgeries 139.

Kommentar

Die kanonistische Sammelhandschrift Paris Ms. lat. 1458 stammt in diesem Teil aus dem 9. Jh., vgl. dazu Perels, Briefe I 570-572, Mordek, Bibl. capitularium 412-414 und Jasper, Beginning 114. Die im Druck von Froger noch verwendete Überlieferung aus dem Chartular von Saint-Calais von 1709 (aus Privatbesitz) scheint nicht mehr zu existieren, vgl. Lot-Tessier, Recueil I 336 (Vorbemerkung zur Urkunde Karls des Kahlen n. 127). Zur Synode von Pîtres vgl. Hartmann in MG Conc. IV 90-122. Der Brief wird als einziges der Papstschreiben zu dieser Angelegenheit in den Konzilsakten von Verberie nicht genannt. Die Entscheidung des Streites zugunsten von Saint-Calais und Karl dem Kahlen erfolgte auf dieser Synode, vgl. zur Auseinandersetzung weiterhin n. 654, n. 655, n. 656, n. 658, n. 659 und n. †(?) 682 sowie allgemein im Zusammenhang mit den Le Mans Fälschungen Goffart, Le Mans Forgeries 78-84 und 137-142 samt der Kritik von Straeten, Hagiographie du Mans besonders 490-501 (hierzu erneut Goffart, Literary Adventures 54-62). Weil der Brief nicht in dem auf dem Konzil von Verberie ausgestellten Diplom Karls des Kahlen erwähnt wird und einiger Besonderheiten wegen hat Lesne die Echtheit in Frage gestellt, was Perels allerdings zurückgewiesen hat. Gleichwohl besitzt der Brief eine besondere Stellung im Vergleich mit den übrigen erhaltenen Papstschreiben zum Streit um das Kloster Saint-Calais; auch das relatu quorundam audivimus bietet keine festen Anknüpfungspunkte und ist nicht eindeutig zu interpretieren, wenn man es nicht auf den Brief Rotberts an den Papst beziehen will (vgl. n. 640 und n. 654). Zur Entwicklung des Verhältnisses von Le Mans und Saint-Calais seit der Merowingerzeit vgl. Weidemann, Bischofsherrschaft und Königtum. Zu datieren ist einige Wochen vor den Entscheid von Verberie (n. 669).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 657, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ecf2090c-3e9e-4e9a-b9de-00dcfa1ca5ba
(Abgerufen am 29.03.2024).