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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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(Papst Nikolaus I.) tadelt (Bischof Festinian von Dol) wegen der Form seines Briefes (n. 787), verweist hinsichtlich des Palliums für Dol auf seine in einem früheren Schreiben (n. 764) geforderte, aber noch nicht erfolgte Übermittlung älterer Schriftstücke; er erinnert zum bretonischen Metropolitanstreit an seinen Spruch zugunsten von Tours entsprechend früherer, auch päpstlicher Entscheidungen vorbehaltlich einer erneuten Untersuchung in Rom (n. 566), betont unter Hinweis auf die sieben bretonischen Bistümer die Notwendigkeit von zwölf Diözesen für verschiedene kirchenrechtliche Angelegenheiten, auch für eine Metropole. Er befiehlt Festinian, sich bis zur Vorlage älterer Schriftstücke zu einer früheren Palliumverleihung nicht Metropolit zu nennen, weist den von Festinian angeführten Hinweis auf (angebliche) Vorgänger (n. 787) als falsch zurück und befiehlt ihm sowie dem (Erz)bischof Herard von Tours (n. 797) die Entsendung von Boten nach Rom zur Entscheidung des Streites.

Originaldatierung:
Datum XVI. Kalendas Iunias indictione XIV.
Incipit:
Dilectionis vestrae, quamquam sine impressione...
Empfänger:
Bischof Festinian von Dol

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: 17. Jh., Paris Bibl. nat.: Ms. franç. 22322 p. 21-22.

Erw.: De dignitate Dolensis ecclesiae (Duine 47 [ND 33]); Schreiben der Kirche von Dol an Papst Innozenz III. von 1199 (Morice, Mémoires de Bretagne I 753); Schreiben der Kirche von Tours an Papst Innozenz III. von 1199 (Morice, Mémoires de Bretagne I 754); Urk. Innozenz’ III. von 1199 Juni 1 (Innozenz, Register II 153 n. 79); Chr. Briocense (Morice, Mémoires de Bretagne I 23).

Drucke: Martène-Durand, Veterum scriptorum I 47; Martène-Durand, Thesaurus III 864f.; Morice, Mémoires de Bretagne I 320f.; Mansi, Coll. XV 472; Migne, PL CXIX 969; (Bouquet, Recueil VII 412; MG Epist. VI 648f. n. 127.

Reg.: Bréquigny, Table I 274; J 2117; Anal. iur. pont. X 134 n. 103; JE 2806.

Lit.: Hacke, Palliumverleihungen 130; De la Borderie, Hist. Bretagne II 98f.; Levillain, Réformes ecclésiastiques 223f. und 228-241; Lot, Schisme breton 88; Lot, Festien 25; Duchesne, Fastes II2 271-274; Duine, Schisme breton 451-453; Pocquet du Haut-Jussé, Papes et Bretagne 14; Bertolini, Liber Pontificalis 406; Martí Bonet, Palio 113; Chédeville, Chrétienté 39; Bishop, Nicholas 195; Smith, "Arch-bishopric" of Dol 66; Smith, Province and Empire 124, 158f.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Ramackers, PUU Frankreich V 48. Die fehlende Intitulatio und die Adresse können aus dem Inhalt und besonders aus den zahlreichen Erwähnungen erschlossen werden. Zur päpstlichen Kritik an dem bischöflichen Brief, den das vorliegende Schreiben beantwortete, vgl. n. 787. Die Erwähnungen in den historiographischen Werken (De dignitate und Chr. Briocense) berichten nur vom Aufschub der Palliumsverleihung; die Dolenser und Touronenser Stellungnahmen, die ihrerseits wieder auf die Entscheidung Innozenz’ III. einwirkten, verwenden vor allem die Passage über die sieben Bistümer der Bretagne mit unterschiedlicher Akzentsetzung. Während die Dolenser Partei die Ausführungen als eine Bestätigung von sieben bretonischen Suffraganen (neben Dol: Quimper, Vannes, Saint-Pol de Léon, Alet, Saint-Brieuc, Tréguier) interpretierte, deutete die Touronenser Partei dies lediglich als einfache Aufzählung der sieben bretonischen Bistümer. Die nicht eindeutig formulierte Stelle hat gegen De la Borderie am ehesten Levillain zutreffend charakterisiert: Nikolaus verlangte in diesem Zusammenhang nicht zwölf Suffragane für eine Metropole, sondern er verweise auf die speziellen Schwierigkeiten in der Bretagne (... cum ob divisionem regni vicini non possint vocari antistites...), in kirchenrechtlichen Streitfragen die erforderliche Anzahl von zwölf Bischöfen zur Konfliktlösung zusammenzubringen. Zu dieser seit dem Konzil von Karthago (390) bestehenden Vorschrift vgl. auch die frühere Absetzung der Bischöfe durch Nominoë, auf die Nikolaus indirekt verweist, n. 203 und besonders n. 566. Mit der Rezeption der pseudoisidorischen Dekretalen, die Langen, Pseudo-Isidor 478 vermutete, hat diese Stelle wohl kaum zu tun, vgl. auch das Fehlen eines Hinweises bei Fuhrmann, Pseudoisidor. Fälschungen und n. 566. Zur Interpretation der Textstelle vgl. weiterhin Lot, Schisme breton 88-90, Duchesne und Duine. Die päpstliche Zurückweisung der von Festinian in n. 787 aufgeführten Vorgänger, die angeblich von den Päpsten Severin und Hadrian das Pallium erhalten hätten, geschah wohl nach Durchsicht des Lib. pont. (... utrorumque ... gestis revolutis ...), vgl. Duchesne sowie Bertolini.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 798, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ec934873-a73a-45bc-9e49-54c18e75966c
(Abgerufen am 20.04.2024).