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RI XI Sigmund (1410-1437) - RI XI Neubearb., 3

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Kg. S. teilt Čeněk von [Wartenberg und] Wessely mit, dass er gehört hat, dass einige böhmische Herren Kg.in Sophie von Böhmen, seine liebe Schwester (najosviecenější kněžnu paní Zophii králevnu Czesku, sestru naši milú),3 in ihren Heiratsgütern wider das Recht und den Spruch der Landherren bedrängen wollten. Er, S. hört das sehr ungern und wünscht dies nach Möglichkeit zu vermeiden. Deswegen fordert er Čeněk auf (od tebe žádáme i prosíme), Kg.in Sophie im Fall solcher Beeinträchtigung zu unterstützen.

Originaldatierung:
veczer Matky Bozie anuncciacionis; XXVII – 4
Kanzleivermerke:
KVr: Ad mandatum domini regis Michael de Priest. – KVv: Ohne RV. – Adresse verso: Vrozenemu Czenkowi z Wessele wiernemu nam zwlasste milemu.

Überlieferung/Literatur

Orig. Pap. tsch. litterae clausae mit Fragmenten eines verso aufgedrückten und mit Papieroblate überklebten roten Sekretsiegels, in SOA Třeboň, Bestand Historica Třeboň, Sign. 170 (A).

Ed.: I, S. 5, Nr. 1.

Reg.: RI XI, Nr. 969; RBMV III, S. 290, Nr. 737 (lat.).

Lit.: Raková, Čeněk z Vartenberka, S. 60–61; Urban, Lichtenburkové, S. 246.

Kommentar

Im Sommer 1414 engagierte sich Čeněk von Wartenberg tatsächlich in den Angelegenheiten der Kg.in Sophie: im Juni erzielte er gemeinsam mit Erzbischof Konrad von Prag ein gütliches Abkommen zwischen Kg. Wenzel und Kg.in Sophie einerseits und Hynek Krušina von Lichtenburg andererseits über das Gut Albrechtitz an der Adler in Ostböhmen.4 Welche Rolle die Intervention Kg. S.s bei diesem Engagement Čeněks spielte, lässt sich nicht sagen, vielleicht reagierte S. bereits auf die Tatsache, dass Čeněk im Streit zwischen Sophie und Hynek Krušina vermittelte.

Aber selbst die Tatsache, dass S. in dieser Zeit für Kg.in Sophie intervenierte, und dass sie sich also zuvor wohl mit einer entsprechenden Bitte an ihn gewandt hatte, ist aufschlussreich. Dies deutet darauf hin, dass Sophie bereits damals angesichts der erodierenden Macht Wenzels ihre Hoffnungen auf S. setzte und sich bewusst war, dass nur S. langfristig ihre Stellung und ihre Güter garantieren könnte. Trotz der offenen Neigung Sophies zu Johannes Hus und seinen Reformbestrebungen, war es letztendlich S., der sie nach dem Tod Wenzels, dem Ausbruch der Hussitischen Revolution und dem Zerfall ihres Leibgedinges finanziell versorgte und im Frühling 1421 mit nach Ungarn nahm. Bis zu ihrem Tod Ende 1427 residierte Sophie mit ihrem kleinen Hof hauptsächlich in Preßburg und bezog eine Rente von S.5 Die Ausfertigung des Briefes an Čeněk von Wartenberg wurde durch die Schwarzenberg’schen Archivare in den Bestand Historica – wie die meisten Stücke dieses Selektes – aus dem alten Archiv der Familie Rosenberg übernommen. Die Frage, wie der Brief an Čeněk ins Archiv der Rosenberg kam, lässt sich vermutlich dadurch beantworten, dass Čeněk in den Jahren 1412–1418 als Vormund Ulrichs II. von Rosenberg fungierte und daher oft auf Rosenbergʼschen Herrschaften weilte.6

Anmerkungen

  1. 1Das Jahr ergibt sich aus den Regierungsjahren.
  2. 2Die tschechische Form des Ortsnamens besteht aus einer wörtlichen Übersetzung des it. Ortsnamens Acqui Terme ins Tschechische (w Tepliczy also in Teplicze [dt.: Warmbad]) und aus der gekürzten Bezeichnung der Markgrafschaft Montferrat (v Ferrarii, also in Ferraria). Auf den ersten Blick deutet diese gekürzte Form von Montferrat eher auf den Ortsnamen Ferrara, wie auch Palacký in annahm (Teplice u Ferrary, i. e. Teplice bei Ferrara). Ferrara kommt hier aber keineswegs infrage, da S. in März und April 1414 in der Markgrafschaft Montferrat weilte und vom 29. März bis zum 2. April 1414 noch weitere drei Urkk. in Acqui Terme ausstellte, in denen diese Stadt mit der lat. Namensform als Aquae bzw. Aquae calidae Montisferrati bezeichnet wird (siehe ZsO, IV, S. 419, Nr. 1819 [1414 März 29, Aquis, was aber in ZsO falsch mit Aachen identifiziert wurde]; ebd., S. 421, Nr. 1827 [1414 März 30, Aquis]; RI XI, Nr. 970 [1414 April 2, Aquis callidis Montisferrati]). Vor diesem mindestens neuntägigen Aufenthalt in Acqui urkundete S. bereits am 5. März 1414, zwischen seinen Aufenthalten in Piacenza und Serravalle Scrivia, in dieser Stadt (siehe RI XI, Nr. 964; Aquis callidis). Zum Itinerar S.s im März und April 1414 vgl. - Hoensch – Kees, Itinerar, S. 92, und Engel – C. Tóth, Itineraria, S. 97.
  3. 3Die böhmische Kg.in Sophie von Bayern war die Schwägerin S.s.
  4. 4Siehe die Urkk. vom 9. Juni 1414 in RBMV III, S. 291–292, Nr. 741 und S. 292, Nr. 742.
  5. 5Zu den Beziehungen Kg. S.s zu Kg.in Sophie s. jüngst Dvořáková, Žofia, die überzeugend mit den älteren Forschungen polemisierte (Bartoš, Česká královna; Krzenck, Sophie; Kopičková, Mnichovský fascikl; dies., Doplňující informace; dies., Písemnosti).
  6. 6Dazu Raková, Rožmberské teritorium; dies., Čeněk z Vartenberka, S. 59–68; Kubíková, Oldřich II., S. 24–28.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XI Neubearb., 3 n. 3, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ebf05702-9521-4eb7-8897-dbc93a6c905b
(Abgerufen am 19.03.2024).