Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI XI Sigmund (1410-1437) - RI XI Neubearb., 3

Sie sehen den Datensatz 138 von insgesamt 257.

Kg. S. – der anführt, dass der Streit (geschicht und handelung) um das Dorf Grafenrheinfeld (Gravenreinfelt) zwischen dem edlen Erkinger von Seinsheim, dem Herrn von Schwarzenberg (dem edeln Erckinger herren zu Swartzenberg und von Sawnsheim), dessen Sohn Hermann (Herman), deren Helfern und Helfershelfern auf der einen Seite und dem Dompropst, Dekan und Domkapitel zu Würzburg (Wirtzburg) und deren Helfern und Helfershelfern auf der anderen Seite, in dessen Zuge sich neben anderen Dingen ein Angriff auf und die Gefangennahme einiger Domherren zugetragen haben, eine gefährliche Ausweitung erfährt. Deshalb hat er, S. um dieser Entwicklung entgegenzutreten, aus kgl.er Machtvollkommenheit (von kunglicher macht volkumenheyt) beiden Parteien geboten, Frieden zu wahren und beide Seiten für den Tag der Ausstellung dieser Urk. vor sich nach Nürnberg (in tag fur unser kunigliche gegenwertikeyt […] gen Nüremberg) geladen. Als sie nun am 4. März 1431 vor dem Hofgericht standen (als sie dann auff heut datum ditzs briefs, also fur uns gen Nuremberg komen und in recht gestanden sein) und das Schiedsurteil durch den Kg. und die dazu eingesetzten Reichsfürsten verkündet werden sollte (als nu solich recht durch erkentnusze unser und des reichs fursten, die wir dorumb zu dem rechten nydergesetzt hetten, furgank gewinnen und gehabt han solt), hat S. durch Friedrich, Markgraf von Brandenburg ([den] hochgeborn Friderichen marggraven zu Brandenburg etc.), Adolf [VII.], Herzog von Berg (Adolf hertzogen zum Berg) und Bernhard [I.], Markgraf von Baden (Bernharten marggraven zu Baden) beide Streitparteien zum Abschluss eines gütlichen Vergleichs aufgefordert (umb des besten willen […] an beyde […] partheyen erfordert […] der gutlichkeyt zu verfolgen), worauf sich beide Seiten verpflichtet haben, das kommende kgl.e Schiedsgerichtsurteil zur Gänze zu vollziehen und dessen Beschlüsse umzusetzen (das sie uns auch also volkumenlichen zugesagt haben, also wy wir sy von der selben irer sache und gebrechen wegen in der gutlichkeyt entscheiden und zwischen in auszsprechen wurden, das sie das auff beyd parthey stet halten, gentzlich thun und volfuren wolten), was sie durch feierlichen Handschlag und eidliche Erklärung vor dem Markgrafen von Brandenburg anstelle des Kg.s gelobt haben (mit guten waren hant gebenden trewen an eydes stat gelobt und versprochen haben) – verkündet (sprechen auß) mit wohlbedachtem Mut, nach ernstem Bedenken (mit guter vorbetrachtunge) und gutem Rat seiner Fürsten, Edeln und Getreuen den Schiedsspruch des Schiedsgerichts (in der gutlichkeyt) wie folgt:

1. Alle im Krieg Gefangenen sollen beiderseits ohne weitere Bedingungen sofort gegen angemessene Urfehdeerklärung freigelassen werden (ledig sein und ledig gesagt werden […] aller gelubd und gefenknuss uff ein redlich billich urfehde). Noch nicht ausbezahlte Löse-, Schatzungs- und Huldigungsgelder sollen ebenso gegenstandslos sein (und das auch alle schatzung und abgedingtz gelt, das nit bezahlt ist, auch hinfur gentzlich ab und darumb yederman quitt sol sein). Das bereits bezahlte Lösegeld soll jedoch von beiden Seiten unangefochten bleiben (was aber gelts bezalt were, das sol von beyden teylen also unangesprochen bleiben).

[2.] Erkinger und sein Sohn sollen dem Domprobst, Dekan und Kapitel des Stifts zu Würzburg das Dorf Grafenrheinfeld (Gravenreinfelt) mit allem Zubehör zurückerstatten und wieder untertänig machen. Gleichzeitig sollen die Untertanen des genannten Dorfes ihrer Erkinger und dessen Sohn abgelegten Eide unverzüglich ledig sein (die armleut irer gelubde und eyde, die sie getan haben, ane intrag und verzog ledig und loss sagen). Daraufhin sollen der Domprobst und das Domkapitel ihre Untertanen nicht härter und ungnädiger behandeln, sondern ihnen guten Willen erweisen.

[3.] Erkinger und sein Sohn sollen das durch sie und ihre Soldknechte (gebrotten knechten) von den Domherren erbeutete Vermögen, gleich ob Hengste, Harnische oder Geld (es sey hengstpferd, harnasch oder gelt) und alle anderen Sachen innerhalb von sechs Wochen (in sechs wochen nach datum ditzs briefs) zurückerstatten, sofern es noch an Ort und Stelle ist (was des verhanden were), alles was weiter fort abtransportiert worden ist (was verruckt wer), spätestens bis zum 1. Mai (zwischen hie und sand Jacobs tag). Das Gleiche sollen die Domherren und ihre Soldknechte ihrerseits in demselben vorgeschriebenen Ausmaß und zu den gleichen Terminen getreulich tun. Wenn die wechselseitigen Forderungen nach Rückerstattung des Vermögens nicht zufriedenstellend erfüllt würden (kein genugen meinten zu haben), dürfen beide Seiten eidlich erklären (mit irem rechten beteuren), dass sie kein anderes Vermögen erbeutet haben außer dem Zurückgestellten. Damit sollen beide Parteien und deren Helfer und Helfershelfer bezüglich der rechtswidrigen Handlungen während der Zwietracht abgeurteilt und gesühnt sein (doruff sullen sie von peyden partheyen fur sich, alle ire helffer und die iren und alle die, dy auff beyde seyten dorunder verdacht und gewant gewest sein, von der obgerurten geschicht, zwytracht und handelunge wegen genczlichen gerichtet und gesunet sein). Schließlich sollen die Parteien niemals wieder in Zwietracht geraten (gegen einanderin arck nymmer geandern, geefern noch gebrechen mit worten noch mit wercken heimlich noch offenlich mit keinen sachen in keinweyse angeverde).

Originaldatierung:
an dem suntag Oculi in der vasten, 44 ‒ 21 ‒ 11
Kanzleivermerke:
KVr: Ad relacionem dominorum marchionis Brand(enburgensis) et ducis Montensis Caspar Sligk. – KVv: Registrata Marquardus Brisacher.

Überlieferung/Literatur

Orig. Perg. dt., Siegel mit Perg.-streifen verloren , in SOA Třeboň, Zweigstelle Český Krumlov, Bestand RA Schwarzenberků Hluboká nad Vltavou, Urkk., ohne Sign. (A1).1 ‒ Kop. dt.: Registereintrag in HHStA Wien, RR J, fol. 118v–119r (alt: 107v–108r) (nach A1) (B); zwei einfache Abschriften aus dem 17. Jh. im StA Nürnberg, Bestand Archiv Fürsten von Schwarzenberg, Urk. Nr. 196 (C und D).2 ‒ Altes Reg.: Regesten aus dem 19. Jh. zu Erkinger von Seinsheim in SOA Třeboň, Zweigstelle Český Krumlov, Bestand RA Schwarzenberků Hluboká nad Vltavou, Akten, Fasc. 277, Nr. 30 (… Siegel ist nicht mehr vorhanden) (E).

Ed.: Fugger, Seinsheims, Beil. Nr. 167 (nach A2).

Reg.: RI XI, Nr. 8307 (nach A2 und B).

Lit.: Fugger, Seinsheims, S. 123; Stoll, Erkinger, S. 40.

Kommentar

Die Urk. gehört in den Kontext des langjährigen Konflikts zwischen dem Bischof und dem Domkapitel von Würzburg, der vornehmlich in den 1430er-Jahren intensiv geführt wurde, und in welchem Erkinger von Seinsheim mit seinen Söhnen eindeutig Partei für den Bischof nahm. Erkinger schloss sich dem bischöflichen Heer im Kreuzzug gegen die Hussiten an und warb auch einige böhmischen Söldner für die bischöflichen Dienste an.3

Anmerkungen

  1. 1Zweites Orig. Perg. dt. mit abweichendem Tagesdatum 1431 März 1 (an dem nechsten donnerstag vor dem suntag als man singet in der heyligen kirchen Oculi in der vasten) in StA Würzburg, Bestand Würzbuger Urkunden, Sign. WU 15/194 (A2).
  2. 2Bis zum Jahr 2012 in SOA Třeboň, Zweigstelle Český Krumlov, Bestand Velkostatek Schwarzenberg, aufbewahrt ‒ siehe dazu die Aufnahmekriterien in der Einleitung dieses Bandes.
  3. 3Siehe ausführlich über den Konflikt Fries, Chronik der Bischöfe, III, passim, wo die von Erkingers Sohn Hermann gefangengenommenen Domherren namentlich angeführt werden (ebd., S. 162); über die Tätigkeit Erkingers im bischöflichen Dienst siehe Stoll, Erkinger, S. 39–46.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI XI Neubearb., 3 n. 137, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/e6c7798a-305e-4e6d-868b-2c1a0504b990
(Abgerufen am 19.04.2024).