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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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Papst Nikolaus (I.) flieht auf das Gerücht von Kaiser Ludwigs (II.) Plänen hin, ihn gefangen nehmen zu lassen, aus dem Lateranpalast, überquert den Tiber mit einem Schiff und sucht zwei Tage lang ohne Speise und Trank in der Peterskirche Zuflucht.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Ann. Bertiniani a. 864 (Grat 106); Libellus de imp. potestate (Zucchetti, FSI LV 204); Excerpta ex Widonis libro (MG Ldl I 467).

Reg.: Böhmer-Mühlbacher2 n. 1222h; vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. 184 n. 650; Böhmer-Zielinski n. 215.

Lit.: Dümmler, Ostfränk. Reich II 73; Haller, Nikolaus 46 mit Anm. 116; Heidecker, Kerk, huwelijk en politieke macht 176, 193; Schieffer, Karolinger in Rom 107; Scholz, Politik 193.

Kommentar

Zu weiteren Erwähnungen, die auf die römischen Vorfälle des Frühjahrs 864 im allgemeinen zu beziehen sind, vgl. n. 688. Nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen kaiserlichen und päpstlichen Anhängern vor der Peterskirche (vgl. den Kommentar zu n. 688) fühlte sich Nikolaus im Lateran offensichtlich nicht mehr vor möglichen Übergriffen Ludwigs II. und seiner Anhänger sicher. Erchembert berichtet in seiner Hist. Lang. c. 37 (Waitz 253), Ludwig habe Nikolaus absetzen wollen (... vicariumque Petri beati ab officio sui ministerii ... privare voluit ...); die Ann. Bertiniani verweisen auf eine angeblich drohende Gefangennahme. Ursprünglich hatte Kaiser Ludwig bei der Petersbasilika sein Quartier bezogen; als Zufluchtsort für den Papst wurde diese erst frei, nachdem Ludwig seinen Sitz in die Stadt verlegt hatte, vgl. Haller. Wie der Papst auf dem Schiffsweg vom Lateran nach St. Peter gelangt sein soll (... latenter navem intravit et per Tyberim ad ecclesiam sancti Petri se contulit ...) ist unklar; wahrscheinlich verfügte der Verfasser dieser Nachricht (Hinkmar in den Ann. Bertiniani) nur über ungenaue Ortskenntnisse. Im Libellus de imp. potestate wird berichtet, Nikolaus habe sich vor seiner Flucht ad Sanctos Apostolos aufgehalten; Zucchetti (204 Anm. 2) identifiziert diese Angabe mit dem aus dem Lib. pont. (Duchesne I 374 sowie II 160) unter dem Namen palatio … oder sedis sub Apostolis bekannte Triclinium vor der Theo-dorsbasilika im Lateran (vgl. zu diesem Bau allgemein Armellini, Chiese I 140 und Lauer, Latran 90, 133). Dort hatte sich am 30. Oktober 863 die Synode versammelt, welche die Amtsenthebung und Exkommunikation der Erzbischöfe Gunther von Köln und Thietgaud von Trier verkündet hatte (vgl. n. 670). In den Excerpta ex Widonis libro wird die Dauer des päpstlichen Kirchenasyls in der Petersbasilika unter Berufung auf eine offensichtlich verlorene scriptura de querimonia Romanorum mit 52 Tagen angegeben; Haller 48 Anm. 120 bezieht diese Angabe jedoch auf die Gesamtdauer von Kaiser Ludwigs Aufenthalt in Rom. Zur Datierung vgl. n. 688.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 689, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/e69e37e6-7df8-4b76-83fd-48d0383e12e0
(Abgerufen am 18.04.2024).