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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,2

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König Heinrich nimmt seinen Fürsten, den Pfäferser [Benediktiner-]Abt Konrad [III., von Ruchenberg,] mit den diesem untergebenen Mönchen und alle Besitzungen und Immunitäten, welchen Rechtsanspruchs oder Vorrechts sie auch seien, in seinen und des Reiches Schutz und überträgt in kaiserlich-feierlicher und herkömmlicher Form dem Abt und dessen Nachfolgern die Regalienlehen des Fürstentums; denn er will ein ewiges Gedenken bei Abt und Brüdern des Klosters einrichten, damit sie nach seinem Tod wegen seiner Freigebigkeit und sei-nes Bekenntnisses umso lieber seine Seele Gott empfehlen. Deshalb befiehlt König Heinrich, daß die Ministerialen, Vasallen und alle Hörigen (homines), wo auch immer sie sich aufhalten, dem Abt des Klosters Pfäfers als ihrem Herrn und seinem Fürsten in allem ehrerbietig gehorchen. – Universis sacri imperii nostri principibus [...] publice profitemur tenore praesentium.

Originaldatierung:
datum Bernae [...] ao. 1310
Zeugen:
die Fürsten Erzbischof Balduin von Trier, [Bischof] Theobald von Lüttich, [Bischof] Gerhard von Konstanz, [Bischof] Gerhard [von Basel], Herzog Leopold von Österreich, der ältere Graf Werner [II.] von Homberg und Rapperswil, des Kaisers Bruder (caesaris frater) Walram von Luxemburg.

Überlieferung/Literatur

*Abschrift des Pfäferser Konventualen Karl Widmer in einem »Transsumptenbuch« von 1656 mit Herrscherurkunden, beglaubigt am 6. März 1656 durch den öffentlichen Notar Dominicus Gratia, St. Gallen, StiftsA, Pfäfers Hs. 17, S. 166 – Fälschung; Abschrift von 1696 durch Gerold Suiter in den Annales Fabarienses, ebd., Hs. 107, Nr. 357; Abschrift des Konventualen Flavian Good von 1740, ebd., Hs. 22, fol. 80r Nr. 34; Abschrift des Johann Jakob Vils vor 1761, ebd., Hs. 27, S. 362; Abschrift des 18. Jh., St. Paul im Lavanttal, StiftsA, St. Paul 61/2, S. 146; zahlreiche weitere jüngere Abschriften.

Drucke: Eichhorn, Episcopatus Curiensis (1797) S. 107 Nr. 95 mit Datierungsversuch »mense Maio anno 1310 «; Perret, UB der südlichen Teile des Kantons St. Gallen 2 (1982) S. 201f. Nr. 1038 [†].

Regesten: Wegelin, Regesten Pfävers (1850) Nr. 128; Böhmer, Heinrich VII. (...1857) Nr. 643 zu 1310 IX 29/X 4; Argovia 16 (1885) Nr. 135; Rochholz, Homberger Gaugrafen (1886) Nr. 135; Fontes rerum Bernensium 4 Nr. 405 A. 1d; Cartellieri, Regesta episcoporum Constantiensium 2 (1905) Nr. 3516; Vogler, Rezeption Pfäferser Fälschungen (...1988) S. 724 [†].

Kommentar

Erwähnt bei Kopp, Geschichte der eidgenössischen Bünde 4 (1854) S. 130 mit A. 4. – Anders als Perret a.a.O., der »eine Fälschung von der Hand Widmers« postuliert, geht Jürg Schneider, Grafen von Homberg (...1977) davon aus, daß die Abschrift Widmers »auf ein wahrscheinlich zum Teil verfälschtes Original zurück[gehe]«, ebd. S. 112f. mit Fn. 131 und Datierung »1310 , zw. 29. Sept. und 9. Okt.«. Für die Urkunde Heinrichs VII. und einige andere vorgebliche Herrscherurkunden aus dem »Transsumptenbuch« Karl Widmers gehen laut Hüeblin, Archiv und Fälscherwerkstatt (2010) S. 150 »die Rechtsinhalte [...] nicht über dasjenige hinaus, was dem Kloster auch in echten Diplomen zugesichert worden war«. Dies ist jedoch nicht bei allen darin enthaltenen Fälschungen der Fall, wie etwa noch Mendelssohn, Urkundenfälschungen (...1934) S. 269 annahm; vielmehr sind die zur Stütze der inhaltlichen Aussagen herangezogenen Stücke selber Fälschungen und »alle erst nach dem Transsumpt entstanden«; Hüeblin a.a.O. S. 94. – Bedenken gegen eine Echtheit des Stücks wecken nicht nur das nicht kanzleigemäße Diktat sowie inhaltliche Besonderheiten, wie die Verleihung der Regalienlehen nicht nur an Abt Konrad III., sondern auch schon im voraus an alle seine Nachfolger und das Fehlen eines der Investitur vorausgehenden Treueides seitens des Abtes, sondern auch die falsche Angabe der Indiktion mit II statt korrekt IX für September/Oktober 1310 , die durch eine Vermischung mit dem Regierungsjahr entstanden sein könnte. – Tatsächlich wird König Heinrich im Nekrolog von Pfäfers aus dem 14. Jh. mit einem Eintrag vermerkt: Anno Domini MO.CCCO.XIIIO, indictione XIIa obiit invictissimus ac serenissimus Cesar Romanorum H. de Luizzelburg. Hier könnte die ungewöhnliche Titulierung von Heinrichs Bruder Walram als caesaris frater in der Zeugenliste ihren Ursprung haben.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,2 n. †695, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/e3ff6898-e334-4201-9659-5288be4171d8
(Abgerufen am 23.04.2024).