Regesta Imperii - Online Quellen zur Reichsgeschichte

Phillipp von Schwaben - RIplus URH 2 n. 20

1205 Mai 23, Nürnberg

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Kg. Philipp bekundet allen: In Gegenwart des Königs wurde zwischen Abt Johannes von Hersfeld und dem mit dem Kg. verwandten Lgf. Hermann von Thüringen folgender Friedensvertrag geschlossen¹ (in presentia maiestatis regie, talis [...] vere, pacis et concordie, forma est ordinata):

Der Lgf. muß alle Besitzungen, Villikationen und Einkünfte, die in seinem Herrschaftsbereich liegen, dem Abt und den Mönchen von Hersfeld sowie auch den anderen zu Hersfeld gehörenden Kll. in vollem Umfang zurückgeben und im Fall ihrer Verlehnung oder anderweitigen Entzugs dafür sorgen, daß das Kl. diese künftig ungestört besitzt. Ebenso hat der Lgf. mit den den Hersfelder Ministerialen weggenommenen Gütern zu verfahren. In Städte des Lgf. geflohene Knechte (mansionarios) des Abtes soll derselbe zwingen, in den rechtmäßigen Dienst des Kl. zurückzukehren, und künftig keine solchen mehr aufnehmen. Auf Ermahnung des Abtes darf der Lgf. keine Ritter, Kaufleute oder Bauern, die dem Abt feindlich gesonnen sind, zu dessen Schädigung bei sich haben; weder der Lgf. selbst noch seine Leute werden einen Ort auf Kl.-Besitz befestigen. Holzfällen in den Wäldern des Kl. ist dem Lgf. untersagt. Zur Befestigung von Städten wie zur Errichtung von Gebäuden bedarf es der Erlaubnis des Abtes. Die vom Kl. rechtlich nachgewiesenen Schäden (Omnia damna, que, vel ipse abbas vel fratres sui sibi illata rationabiliter et iuste probare poterunt), die der Lgf. und seine Leute dem Kl. zufügten, seit der Böhme als Reichsfeind (hostis imperii) vertrieben worden war², der Kg. den Lgf. wieder in seine Huld aufgenommen³ (in nostram recepimus gratiam) und ihm und anderen befohlen hatte, gegenseitig den Landfrieden einzuhalten (treugas lantgravio et ipsum aliis servare precepimus), sollen der Lgf. und die Seinen entweder nach Recht oder nach Gnade des Abtes diesem gänzlich wiedergutmachen (aut secundum iusticiam aut iuxta ipsius abbatis gratiam plenarie debet restituere).

Der Lgf. wurde in Gegenwart des Kg. mit dem Abt durch den Friedenskuß feierlich versöhnt (osculo pacis abbati in presentia nostra sincere reconciliatus) und entsagte allen Feindseligkeiten und Ansprüchen (omni rancori et impetitioni [...] renunciavit) gegen Abt und Kl. Davon ausgenommen ist alles, was der Abt und die Seinen in der Zeit des kgl. verordneten Friedens (tempore dictarum treugarum nostrarum) dem Lgf. und dessen Leuten abgenommen haben; wenn sie den Nachweis dafür erbringen, hat der Abt dies zurückzugeben (quç, [...] sibi ablata rationabiliter probare poterit, restituet).

Originaldatierung:

Act. apud Nurinberc, a.i.d. 12, 5 kal. iun., ind. 8.

Zeugen:

(Testes huius rei): Ebf. Eberhard [II.] von Salzburg, Bf. Diethelm von Konstanz, Kanzler des kgl. Hofes (regalis aule cancellarius) Bf. Konrad [IV.] von Regensburg, Bf. Ekbert von Bamberg, Abt Heinrich von Fulda, Mgf. Dietrich von Meißen, die Gff. Siegfried von Orlamünde, Friedrich von Ziegenhain, der Bruder des Lgf., Adalbert von Wernigerode, Heinrich und Günter von Schwarzburg, Lambert von Gleichen, Friedrich von Beichlingen und Ludwig von Ziegenhain, Bgf. Gebhard von Magdeburg, Adalbert von Frankenstein und viele andere.

Überlieferung/Literatur

Ü: A StA Marburg, Hersfeld R. 10.

Siegel an roter Seidenschnur verloren.

D: CD Saxon. reg. 3 S. 70f Nr. 87.(A).

R: RI 5 Nr. 109. – Dobenecker 2 Nr. 1281. – Nürnberger UB Nr. 118 und S. 655.

Kommentar

Die Urk. wurde von einem Unbekannten hergestellt (RI 5,4 BF. 109).

Anmerkungen

1. ¹Auf dem für den Zeitpunkt der Urk.-Ausstellung wegen des Aufenthalts des Kg. vom 14. April bis zum 24. Mai in Nürnberg von Böhmer, RI 5 Nr. 108a, angenommenen Reichstag; vgl. Winkelmann, Philipp v. Schwaben u. Otto IV. 1 S. 368 Anm. 2.
2. ²Anspielung auf die Flucht des auf der Seite des Lgf. von Thüringen stehenden Kg. von Böhmen; vgl. RI 5 Nr. 85a.
3. ³1204 Sept. 17; vgl. RI 5 Nr. 85b.