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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

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Papst Johannes (VIII.) tadelt Erzbischof Anspert von Mailand (Ansberto archiepiscopo Mediolanensi), daß er sich seit seiner Weihe – anders als seine Vorgänger – in jeder erdenklichen Weise gegen die römische Kirche gestellt habe (nescio qua antiqui hostis fraude a die ordinationis tue ... contra sanctam Romanam ecclesiam ... non destitisti ... te patefacere) und dafür gebannt worden sei (vgl. n. 507 und n. 594); der Papst ermahnt (hortamur) Anspert, die Mönche Rodoald und Warlenus (monachos nostros ... Roaldum et Uarlenum), die er auf dem Rückweg von Rom zu ihrem Kloster Pothières (a Roma ad suum monasterium Pultariense iter) gefangenommen habe und in Fesseln legen ließ, samt ihrem Gefolge unverzüglich freizulassen, da selbst in heidnischen Nationen päpstliche Legationen unbehelligt ziehen dürften (etiam in barbaras nationes libera semper usa est fungi legatione).

Originaldatierung:
Data mense Novembri, indictione XIIII.
Incipit:
Decuerat te, frater karissimę, pura ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: 11. Jh., Rom Arch. Vat.: Reg. Vat. I fol. 105r; 16. Jh., Rom Arch. Vat.: Arm. XXXI, t. 1 fol. 197r.

Drucke: Carafa, Epist. III 479; Conc. coll. reg. XXIV 300; Labbe-Cossart, Conc. IX 185; Mansi, Coll. XVII 190; Migne, PL CXXVI 916; MG Epist. VII 233f. n. 264.

Reg.: J 2550; JE 3329; IP VI/1 44 n. 79.

Lit.: Dümmler, Ostfränk. Reich III2 108; Hartmann, Gesch. Italiens III,2 70; Hoff, Pavia 118; Gorla, L'arcivescovo Ansperto 99, 110f.; Arnold, Johannes 187-191.

Kommentar

Der Brief des Papstes ist nur in den angeführten Registerabschriften überliefert, vgl. zu diesen Caspar, Register Johanns 85-99 und Lohrmann, Register Johannes 5-156. Anspert war im Mai 879 exkommuniziert (n. 507), im Oktober 879 seines Amtes enthoben (n. 594) und im Januar 880 als Erzbischof wieder eingesetzt worden (n. 614). Papst Nikolaus I. hatte das Kloster Pothières 863 dem päpstlichen Schutz unterstellt (vgl. Böhmer-Herbers n. 638); wohl im Anschluß an die Synode von Troyes (n. 405) wurde dieses Privileg durch Papst Johannes VIII. im September 878 bestätigt (vgl. n. 438), vgl. dazu auch Boshof, Traditio 37-40. Die Bezeichnung der Mönche als monachos nostros wie auch der Hinweis auf die päpstliche Legation erklärt sich daher wohl aus der Privilegierung des Klosters. Die Mönche waren möglicherweise die Überbringer der Schreiben n. 470, n. 471 und n. 473. Der Mönch Rodoald ist ebenfalls in n. 474 (Radoldus) erwähnt. Die Hintergründe der Gefangennahme sind nicht bekannt. Wie aus n. 649 hervorgeht, war auch der procurator Salomon von Pavia daran beteiligt. Aufgrund der besonderen Stellung Pavias zu Rom, die in n. 591 zum Ausdruck kommt, ist die Zusammenarbeit Salomons mit dem Erzbischof von Mailand wohl neben der Brüskierung des Papstes auch als bewußtes Vorgehen gegen die Interessen des Bischofs Johannes von Pavia zu werten. Die Datierung ist nicht genauer zu bestimmen.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,3 n. 648, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/e002bb7a-61db-4365-ad3f-44fbc02746b1
(Abgerufen am 28.03.2024).