Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

Sie sehen den Datensatz 531 von insgesamt 727.

Papst Johannes (VIII.) beklagt gegenüber Erzbischof Airard (von Auch) und (dessen Suffraganen), den Bischöfen Involatus von Comminges, Wainardus von Couserans und Garstonus von Tarbes (reverentissimis et sanctissimis Airardo archiepiscopo et Involato Conveniensi, Uuainardo Conserano, Garstono Bigorensi episcopis), daß nach zahlreichen Berichten schlechte Christen in ihren Sprengeln (his vestris in partibus) oft gegen den christlichen Glauben und die Regeln der Väter (contra totius Christianitatis religionem atque sanctorum patrum venerabiles sanctiones) verstoßen hätten und weder durch bischöfliche Ermahnung noch durch Exkommunikation oder durch seinen Befehl (apostolicę constitutionis verbo) daran gehindert werden könnten; er tadelt die Bischöfe wegen ihrer Bitte, die ihrem Schutze unterstellten Übeltäter bestrafen zu dürfen, untersagt unter Verweis auf Synodalbestimmungen der Päpste Stephan (II.), Eugen (II.) (MG Conc. II,2 582f.) und Leo (IV.) (MG Conc. III 329, vgl. Böhmer-Herbers n. 307) die Inzucht, verbietet (iubemus) das Verlassen der Ehefrau und die Vielweiberei, untersagt (iubemus) außerdem Priestern und Laien, Teile der Ausstattung (res immobiles) aus Heiligtümern zu entwenden und zu benutzen, und bestimmt (statuimus), alle Kleriker sollen ihren Bischöfen unterstellt bleiben sowie ausschließlich mit deren Zustimmung handeln, wie es die Regel der Väter wolle; bei Zuwiderhandlung drohe einem Geistlichen bischöflicher Tadel, einem Laien, der einen Kleriker der Autorität des Bischofs entreißen wolle, die Exkommunikation.

Originaldatierung:
Data idus iunias, indictione XII.
Incipit:
Multas pręvaricationes contra totius Christianitatis ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: 11. Jh., Rom Arch. Vat.: Reg. Vat. I fol. 72v; 16. Jh., Rom Arch. Vat.: Arm. XXXI, t. 1 fol. 132v.

Drucke: Carafa, Epist. III 431; Sirmond, Conc. Gall. III 493; Conc. coll. reg. XXIV 212; Labbe-Cossart, Conc. IX 129; Hardouin, Acta conc. VI 62; Mansi, Coll. XVII 135; Migne, PL CXXVI 844; MG Epist. VII 150f. n. 189.

Reg.: J 2482; JE 3263.

Lit.: Pöschl, Kirchengutsveräußerungen 48; Laffon-Soulet, Histoire de Tarbes 32; Arnold, Johannes 35; Pangerl, Metropolitanverfassung 99f.

Kommentar

Der Brief ist ausschließlich in den beiden Registerabschriften überliefert, vgl. zu diesen Caspar, Register Johanns 85-99 und Lohrmann, Register Johannes 5-156. Airard ist als erster Erzbischof von Auch belegt, vgl. Pangerl. Gams, Series 539 kennt schon für das Jahr 835 einen Involatus von Comminges. Ein Bischof von Tarbes namens Garstonus ist bei Gams 634 nicht aufgeführt, sehr wohl aber ein gewisser Sarstonius für das Jahr 878. Im Papstbrief wird im Zusammenhang mit dem Kanon gegen den Inzest irrig Papst Stephan (II.) genannt, richtig wäre Zacharias, vgl. c. 6 und c. 15 des römischen Konzils von 743 (MG Conc. II,1 14f. und 20). Zum Verbot, die Ehefrau zu verlassen oder weitere Frauen zu haben, vgl. c. 36 des römischen Konzils von 826 (MG Conc. II,2 582) bzw. c. 36 des römischen Konzils von 853 (MG Conc. III 328). Die Bestimmung, Kleriker (in diesem Fall Bischöfe) sollen sich nicht an der Ausstattung der Heiligtümer vergreifen, ist ebenfalls in den Akten der römischen Synoden von 826 und 853 überliefert (MG Conc. II,2 574 und MG Conc. III 322).

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI I,4,3 n. 531, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/dcf0fe52-af76-4e99-b6ca-869f25ef8c86
(Abgerufen am 29.03.2024).