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RIplus | Urkundenregesten Hofgericht 14 - Die Zeit Wenzels (1397-1400)

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Gf. Wilhelm von Schaunberg bekundet: Als er an Kg. Wenzels Statt in Prag im Hof des Kg. bei der Pfarrkirche St. Benedikt zu Gericht saß, kam Niklas von Zedlitz an Stelle und namens des Heinrich von Lengefeld vor ihn und brachte mit seinem Fürsprecher folgendes vor:

Vor längerer Zeit schon sind der Meister des Rats, die Richter, Amtleute, Bürgergemeinde und Diener der Stadt Erfurt vom Landfrieden zu Thüringen und Meißen, dem sie angehörten, ausgeschlossen und geächtet worden, wie der Brief des Landfriedens, der vor ihm im Gericht vorgelesen wurde, ausweist1 (vormals langist am landfride in [...] doryn sy ouch gehorten verlantfridet verczalet und verwyset weren als das solich brief die von demselben landfrid doruber gegeben weren eygentlichen usswysen).

Dieser Brief war im kgl. Hofgericht rechtmäßig (als recht were) bestätigt worden. Dies geht aus dem eigens hierüber ausgefertigten Hofgerichtsbrief, der ebenfalls vor ihm im Gericht verlesen wurde, klar hervor2.

Mehr als zwei Jahre verweilen die von Erfurt jetzt schon in rechtsverletzender Weise in der Strafe des Landfriedens (mere wann czwey jar dorinne frevenlich gelegen [...] und noch ligen).

Deshalb bat Niklas ihn, ein Urteil über folgendes zu erfragen (dorumb bet er uns einer urteile zu fragende):

[1.] Ob man die von Erfurt, da sie sich so lange den Urteilen des vom Kg., von den Kurfürsten, Fürsten und anderen Reichsangehörigen einträchtig errichteten Landfriedens ungehorsam widersetzt hätten und bis jetzt den Landfriedensgeboten nicht nachgekommen seien, recht und billig und als Hilfeleistung für den Landfrieden in die Reichsacht erklären sollte, wie es Recht sei (seyddemale das dieselben von Erforte in solichen urteylen verczalung und ungehorsamkeit des egenanten landfrides [...] solang gelegen weren und noch legen und solichen [...] gebotten bys her nicht gehorsam gewesen weren ob man sie dann icht billich und zu rechte in des Reichs Achte zu hilf und zu stewer dem [...] landfrid teylen solt als recht wer).

[2.] Ob es billig sei, daß ein Gericht dem anderen damit rechtmäßig zu Hilfe komme (ob icht billich ein gerichte dem andern zu helfe kummen solt als recht wer).

Er [Gf. Wilhelm] hat die beisitzenden (die bey uns an dem Rechten sassen) Herren und Ritter gefragt, was hier Recht sei.

Diese urteilten einmütig auf ihren Eid, daß man aufgrund des dargelegten Sachverhalts die von Erfurt recht und billig zur Unterstützung des besagten Landfriedens in die Reichsacht erklären solle. Der Kg. kann die Acht verkünden, wann er will3 (in des Reichs Achte teylen solt und teylten ouch die darin bis an unsern [...] heren den Romischen kunig also das derselbe [...] das wort uber sie sprechen mochte wan sein gnad wolt).

Niklas von Zedlitz brachte daraufhin mit seinem Fürsprecher vor, daß von den Brüdern Niklas und Fritz von Lengefeld ersterer damals vor dem ersten Landfrieden ebenfalls anwesend war und zusammen mit besagtem Heinrich von Lengefeld gegen die von Erfurt wegen seines Bruders, seiner Vettern und seines Dieners geklagt habe. Er berief sich hierbei auf den Schreiber des Landfriedens Johann Summerlat (zuge sich ouch des an desselben landfrides geswornen schreiber). Dieser war anwesend und bekannte, er erinnere sich genau daran, daß bei der ersten Verhandlung (bey dem ersten gerichte vor dem [...] landfrid) Heinrich und Fritz gegen Erfurt geklagt hätten und bei der zweiten, jener mit der Verlandfriedung, Heinrich und Niklas, jeweils wegen Bruder, Vetter und Knecht.

Niklas von Zedlitz bat nunmehr, Urteil zu erfragen über folgendes: [1.] Ob die beiden Brüder Fritz und Niklas, da sie erwiesenermaßen ebenfalls gegen die von Erfurt geklagt hätten, dem besagten Heinrich gleich zu setzen seien bezüglich der bereits gegen Erfurt ergangenen oder noch zu sprechenden Urteile, Acht oder Aberacht. [2.] Ob sie recht und billig die gleichen Rechte gegen Erfurt wie Heinrich erhalten sollten (geleich als den [...] setzen und schriben solte und ob sie icht billich und zu Rechte alle die Recht [...] zu den [...] von Erfort [...] als wol als er haben solten an geverde).

[3.] Ob sie ferner dementsprechend auch Schirmer nach ihrem Wunsch erhalten sollten, seien es Fürsten, Gff., Freie, Herren, Ritter, Knechte, Richter oder Schöffen.

Dies alles wurde ihnen mit Gesamturteil auf den Eid erteilt (erteylet mit gemeiner volg und urteyl).

Beurkundungsformel.

Originaldatierung:
Geben zu Prag, 1397, des nechsten dinstags nach dem Obristentag der wyhennachten.
Kanzleivermerke:
Johann von Kirchen.

Überlieferung/Literatur

Ü: A HStA Weimar, Ernestin. Ges.A Urk. Nr. 1472 (alt: Reg. G pag. 597 Nr. 6.10). – HGS mit RS an Perg.str. anh.

D: UB Erfurt 2 S. 785f. Nr. 1097. – UB Meißen 2 S. 47f. Nr. 84 (Teildruck).

Kommentar

Neben den Verfahren vor dem Landfrieden und dem Hofgericht hatte es mehrfach Sühneverhandlungen, Fehdehandlungen, Waffenstillstände, Friedensschlüsse – mit oder ohne Bezug auf die Ereignisse um die von Lengefeld – und mit den unterschiedlichsten Parteien gegeben. Mgf. Wilhelm von Meißen, dessen Mannen die Lengefeld waren und auf dessen Klage Erfurt vor das Hofgericht geladen worden war (vgl. URH Bd. 13 Nr. 226, 242, 290), spielte eine herausragende Rolle in dem Konflikt (vgl. Carl Wenck: Die Wettiner im 14. Jahrhundert, insbesondere Mgf. Wilhelm und Kg. Wenzel. Leipzig 1877. S. 51ff.). Trotz aller Sühnen zwischen den Parteien fand das Verfahren auf lange Zeit kein Ende (vgl. Nr. 8, 27, 31, 32, 71, 151).

Anmerkungen

  1. 1Mit Urk. 1394 Aug. 17 bekundeten Gf. Johann von Schwarzburg und die Acht, die mit ihm über den Landfrieden in Thüringen und Meißen gesetzt waren, daß sie im Landfriedensgericht (am landfrid) zu Grimma auf Klage des Heinrich von Lengefeld über die Stadt Erfurt die Strafe des Landfriedens verhängt haben, weil die Stadt durch die Tötung von Heinrichs Bruder und Vetter den Landfrieden gebrochen hatte (vgl. Insert in Urk. des kgl. Hofgerichts von 1395 Nov. 27, wie Anm. 2). – Die beiden Vettern waren 1394 Juli 24 von dem mainzischen weltlichen Gericht in Erfurt zu Tode verurteilt und dann enthauptet worden (vgl. UB Erfurt 2 S. 753f. Nr. 1048).
  2. 2Urk. des Gf. Wilhelm von Schaunberg von 1395 Nov. 27 (URH Bd. 13 Nr. 276).
  3. 3Vgl. Nr. 8.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus URH 14 n. 7, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d3cf6edf-9078-4566-b7e2-a8d5f8d869ca
(Abgerufen am 24.04.2024).

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