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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Folgt auf Bischof Hiltine.

Überlieferung/Literatur

Bischofslisten MG SS 13, 335 ; 15 II, 1308; vgl. auch Catalogus Scheftlariensis, Reges vel Imperatores (12. Jh.) MG SS 13, 268.

Kommentar

Namensformen: Udalricus, Oudalricus, Oudalrich, Odalricus, Odalrich, Outhalricus, Uodalricus, Uhodelrichus, Udal-ricus, Vodalricus, Vdalrichus, Odalricus, Odolricus, Odelricus, Othelricus, Odilricus, Othilrico, Udelricus, Edalricus, Uldaricus, Oulricus, Ouddricus, Odericus.

Udalrichs Abstammung: Aus adeliger Familie, die um Dillingen an der Donau und Wittislingen [Lkr. Dillingen] begütert war; Udalrichs Bruder Dietpald hatte Grafschaften [im Brenz- und Augstgau?] inne, die nach der Lechfeldschlacht 955 (Nr. 124) sein Sohn Riwin erhielt. Im 12. Jh. ist für das Geschlecht der Name Grafen von Dillingen nachweisbar (Urkunde Heinrichs V. von 1111 Aug. 14, Remling, UB Speyer 1, 88; Stumpf, Reichskanzler 2 Nr. 3071). Udalrichs Eltern erscheinen in der Vita Udalrici cap. 1 (MG SS 4, 385 ff); zur Familie vgl. Braun, Gesch. der Grafen von Dillingen und Kiburg, bes. 401-410; Stälin, Gesch. Württ. 1 I, 427 f; Steichele, BA 3, 31-36, 55; Schmid, BGBtAug 2, 146 ff; Salis-Soglio, Dillinger Grafenhaus 2 ff; Nebinger-Zoepfl, Jb. hist. Verein Dillingen 54, 12 f.

Vater: Hupald, gestorben ca. 908 (vgl. Nr. 155). Mutter: Dietpirch; da bei der Berufung Udalrichs zum Bischof Herzog Burchard „nepos suus“ genannt wird, kann vermutet werden, daß Dietpirch aus dem seit 917 zur Herzogswürde gelangten Haus stammt. Die Vita des Bischof Gebehard (s. unten) stellt schon diese Beziehung zum Herzog von Alamannien her (M. Welser, Opera 591). Über das Geschlecht der Hunfridinger, zu dem sowohl Markgraf Burchard (gest. 911) wie auch Herzog Burchard I. (917-926) gehören, s. G. Tellenbach, Königtum und Stämme (1939) 51 f. Vielleicht war Dietpirch eine Schwester Herzog Burchards I. Udalrichs Neffen Manegold und Hupald werden als Verwandte der Kaiserin Adelheid (ca. 931-999) bezeichnet (Vita Udalrici cap. 28, MG SS 4, 416). Adelheids Mutter Bertha (gest. ca. 970, Gemahlin König Rudolfs II. von Burgund, 912-937) war eine Tochter Herzog Burchards I., sie wäre also eine Nichte Dietpirchs gewesen (H. Schnitger, Die deutschen Bischöfe aus den Königssippen von Otto I. bis Heinrich V. [Diss. Berlin 1938] 13 reiht Dietpirch als Schwester Berthas ein. Vgl. K. W. von Isenburg, Stammtafeln 2 [21953] Tafel 23).

Geschwister Udalrichs: Dietpald, gefallen 955 August 10 (Vita Udalr. cap. 10, 12 und 25, MG SS 4, 399, 402, 410; s. Nr. 124); Manegold (Vita Udalr. cap. 25, MG SS 4, 410); Liutgard (Vita Udalr. cap. 3, MG SS 4, 389), nach Herimanni Aug. chronicon zu 971 war sie mit dem Grafen Peiere verheiratet (MG SS 5, 116); von einer weiteren Schwester Udalrichs berichtet Ekkehard, Casus s. Galli cap. 61 (St. Galler Mitt. 15, 222 f), ohne ihren Namen zu nennen. Sie soll Nonne im Kloster Buchau (Württ.) gewesen sein.

Neffen Udalrichs: Riwin, Sohn des Dietpald, erhält 955 August 10 die Grafschaften seines Vaters (s. Nr. 124; ferner Vita Udalr. cap. 24, MG SS 4, 409; Nr. 155); er war mit Hiltegart vermählt. Hupald, Sohn Manegolds (Vita cap. 25, MG SS 4, 410; vgl. Nr. 155). Reginbald, Sohn Liutgards, gefallen 955 August 10 (Vita cap. 12, MG SS 4, 402; s. Nr. 124). Adalbero, Sohn Liutgards, gestorben 973 nach März 22, Dillingen (s. Nr. 133, 147, 151, 153, 154, 156). Manegold, Sohn Liutgards (Vita Udalr. cap. 25, MG SS 4, 410; s. Nr. 155). - Die Abstammung der Kunigundis, Nonne in Niedermünster in Regensburg, die in der Vita s. Erhardi cap. 3 (12. Jh., AA SS Jan. 1, 538) als Nichte Udalrichs erscheint, ist nicht geklärt (vgl. Zimmermann, Kal. Ben. 2, 144, 147). - Burgen des Geschlechts sind in (Ober-)Dillingen, Wittislingen und Obersulme- tingen (Lkr. Biberach) nachgewiesen (Vita Udalr. cap. 24, 25, MG SS 4,409 f); zur Lage von Dillingen und Oberdillingen s. A. Schröder, Die Ortsnamen im Amtsbezirk Dillingen, Jb. hist. Verein Dillingen 33 [1920] 14 f, 57. Die Begräbnisstätte der Familie darf wohl in Wittislingen angenommen werden (Nr. 155, Steichele, BA 3, 206 f). Zur Familie vgl. auch L. Throner, Die Diepoldinger und ihre Ministerialität 6 f, 119-122.

Nach Brower, Fuld. Ant. (1612) war Abt Werinhar von Fulda ein Neffe Udalrichs; Belege für diese Behauptung fehlen jedoch (vgl. über Werinhar auch Nr. 142 und 157). Vielleicht liegt eine Verwechslung vor mit dem Grafen Wernher, wie Konrad von Scheyern (13. Jh.) den Grafen Berthold von Reisensburg nennt, dessen Taufpate Udalrich gewesen sein soll. Die von Konrad von Scheyern Udalrich angedichteten Beziehungen zu den Luitpoldingern sind nicht nur in sich widerspruchsvoll, sondern auch völlig unwahrscheinlich. Udalrich habe die Gemahlinnen der herzoglichen Brüder Arnulf und Wernher, zwei ungarische Prinzessinnen, getauft (Chuonradi chronicon Schirense cap. 16 MG SS 17,620 f; Reindel, Luitpoldinger 71-75 Nr. 46; 216-220 Nr. 106, hier auch die von Konrad von Scheyern abhängige spätmittelalterliche Geschichtsschreibung. Auch K. Reindel, Herzog Arnulf und das Regnum Bavariae, in: ZBLG 17 [1954] 220 bezweifelt, daß Arnulfs Gemahlin aus Ungarn stammte). Besonders die tegernseeische Geschichtsschreibung meldet völlige unhaltbare Nachrichten über Udalrich und Herzog Arnulf (s. Nr. |110).

Udalrichs Leben bis 923: Da Udalrich 973 im Alter von 83 Jahren starb, ergibt sich als Geburtsjahr 890 (vgl. Vita cap. 27, MG SS 4, 414; unten Nr. 159); das gleiche Jahr nennt auch Mariani Scotti chronicon (2. Hälfte 11. Jh.) MG SS 5, 552; zu seinen chronologischen Ansichten - er beginnt die christliche Ära 22 Jahre früher als die gewöhnliche Rechnung - vgl. H. Grotefend, Zeitrechnung 1 (1891) 33, unrichtig Wattenbach-Holtzmann 1, 447. Sigeberti Gemblacensis chronicon (Anf. 12. Jah.) MG SS 6, 344 berichtet zu 893 von der Geburt Udalrichs „in Baioaria“. Wahrscheinlich wurde Udalrich in Augsburg geboren („de provincia Alamannia et de civitate Augusta oriundus sum“, Vita cap. 1, MG SS 4, 387; vgl. dazu Fr. Zoepfl, Lebensbilder 1, 33 Anm. 1 gegen R. Bauerreiß, KG 2, 4 Anm. 5. Für Augsburg als Geburtsort Udalrich tritt auch ein A. Bigelmair, in: ZhVSchwaben 61 [1955] 161 ff). In den ersten Jahren des 10. Jh. vertrauten Udalrichs Eltern ihn dem Kloster St. Gallen an, wo sich besonders der Religiöse Waninc seiner Ausbildung annahm (Vita Udalrici cap. 1, MG SS 4, 386; Ekkehardi casus s. Galli cap. 57, St.Galler Mitt. 15, 211, über Waninc bes. Anm. 729; nach Ekkehard war auch Hartmann d. Jg. Udalrichs Lehrer). Die von Gerhard erzählte Begegnung Udalrichs mit der Inklusin Wiborada während dieser Zeit ist nicht historisch, Wiborada kam erst 912 nach St. Gallen, während Udalrich schon um 907 zu Bischof Adalpero von Augsburg ging (Nr. 85). Eventuell könnte Udalrich zwischen 919 und 921 bei einem Besuch in St.Gallen Wiborada getroffen haben, als der St.Galler Konvent sich bemühte, ihn zum Nachfolger des 919 gestorbenen Salomon III. als Abt zu gewinnen. Udalrich habe dies jedoch auf Anraten Wiboradas abgelehnt (Hartmanni Vita s. Wiboradae cap. 20 [Ende 10. Jh.], MG SS 4, 386 Anm. 3; vgl. auch MG Poetae lat. 4,1095. Schröder, HJb 22,276 bis 284. E. Schlumpf, Die hl. Wiborada und der hl. Ulrich in St.Gallen, in: Zs. für Schweizerische Kirchengeschichte 21 [1927] 145-151 setzt im Gegensatz zu Schröder die Begegnung Udalrichs mit der Klausnerin noch zu Lebzeiten des Abtes Salomon an, etwa 918/919; er meint, daß Gerhards Bericht dieser Vorgänge ungenauer sei als der in der Vita des Hartmann, beide hätten als Vorlage die Wiborada-Vita des Mönches Ekkehard I. von St. Gallen benutzt). — Während der Regierungszeit des Abtes Craloh (942-958) besuchte Udalrich das Grab der 926 gestorbenen Klausnerin (s. Nr. 123).

Um 908/909 reist Udalrich nach Rom (Vita Udalrici cap. 1, MG SS 4, 387; Mariani Scotti chronicon zu 963 [11. Jh.] MG SS 5, 554; Sigeberti Gemblacensis chronicon zu 942 [12. Jh.] MG SS 6, 348), nach Vita Udalrici cap. 1 sei er von Papst Marinus empfangen worden (Marinus I. war 882-884, Marinus II. 942-946 Papst; vgl. Nr. 100. Oder sollte eine Verwechslung mit der unter Nr. 107 erwähnten Romreise Udalrichs vorliegen?). Auf die Nachricht von Bischof Adalperos Tod (wohl 909 April 28, vgl. Nr. 95) kehrt er sofort heim, bleibt jedoch nicht im Dienst Bischof Hiltines, sondern übernimmt die Verwaltung der Güter seiner kurz zuvor verwitweten Mutter (suscepit procurationem matris suae).

Die Angaben der Annales Laubienses zu 960 (11. Jh.) MG SS 4, 17 „s. Udalricus sanctitate claret in Gallia et Germania“, Sigeberti Gemblacensis chronicon zu 961 (12. Jh.) MG SS 6, 350 „s. Udalricus Aug. Vind. episcopus sanctitate claret in Gallia et Germania“, Annales Reicherspergenses zu 952 (12. Jh.) MG SS 17, 443 „s. Oudalricus episcopus Aug. ecclesie claruit“, Bernardi Cremifanensis historiae zu 931 (14. Jh.) MG SS 25, 656 „s. Udalricus Auguste floruit“, Historia Cremifanensis zu 960 (14. Jh.) MG SS 25, 631 „s. Udalricus episcopus floruit“ beziehen sich kaum auf bestimmte Ereignisse. Auf Grund der Viten Gerhards und Bernos berichtet über Udalrich Sifridi de Balinhusin historia univ. et compendium historiarum (14. Jh.) MG SS 25, 694. - Die überarbeitete Form der „Historiae“ des Ademar von Chabannes (11. Jh.) macht Udalrich zum Nachfolger des Bischofs Bruno (1006-1029), seine Angaben sind sehr unklar (Collection de Textes 20, 152; zu Ademar vgl. Wattenbach-Holtzmann 1, 310 f).

Wichtigste Quelle für Udalrichs Leben ist die zwischen 983 und 993 in Augsburg verfaßte Vita, deren Autor wohl der Dompropst Gerhard ist (vgl. Nr. 103). Schon um die Mitte des 11. Jh. nennt ihn das Martyrologium des Notker von Reichenau als Verfasser (Dümmler, FDG 25, 211). Die Entstehung zwischen 983 und 993 ergibt sich daraus, daß sie bis zum Ende der Regierungszeit Bischof Heinrichs (982) fortgeführt ist und wohl 993 der Lateransynode zum Zweck der Kanonisation durch Papst Johann XV. vorlag (vgl. Nr. 159). Obwohl dem Verfasser der unmittelbare Zweck des Werkes (die Heiligsprechung) stets vor Augen stand, hat er aus seiner nahen persönlichen Bekanntschaft gewissenhaft und wahrheitsgetreu ohne Pathos über Udalrich berichtet, wobei er im allgemeinen Typisierungen vermeidet. Für die zweite Hälfte von Udalrichs Bischofszeit zeigt er sich wesentlich besser unterrichtet als über die Zeit bis etwa 954 (vgl. dazu R. Teuffel, Individuelle Persönlichkeitsschilderung in den deutschen Geschichtswerken des 10. und 11. Jahrhunderts [Diss. Tübingen 1914] 87-91).-Die ältesten Handschriften befinden sich heute in Paris (vgl. dazu Steichele,BA 4,580 ff mit Datierung: 12. Jh.), München (diese Hs. nennt Gerhard als Verfasser), Berlin-Marburg, Wien und Einsiedeln, Fragmente in Göttingen (NA 48, 232 Nr. 165) und Hamburg, sämtliche aus dem 11. Jh. Eine Anzahl von nicht mehr erhaltenen mittelalterlichen Hss. kann in Bibliothekskatalogen nachgewiesen werden; doch ist hier nicht immer feststellbar ob es sich um die Vita Gerhards oder um eine der späteren Bearbeiter handelt. Dem 11. Jh. gehörten die Hss. der Klöster Muri und Petershausen an (Gebele, Schwäb. Bl. 6, 53; Pralle, Jub.-Jb. 42; Manitius, NA 32, 686 f). - Die wichtigsten Ausgaben: M. Welser, De Vita s. Udalrici Aug. Vind. episcopi quae exstant (1595), ebenso in der Ausgabe seiner Opera historica (1682) 505-585; G. Waitz, Gerhardi Vita s. Oudalrici episcopi, in: MG SS 4 (1841) 384-425, wichtig die Einleitung 377-383 (im Folgenden als „Vita Udalrici“ zitiert); Sonderabdruck der Waitzschen Ausgaben Dillingen 1899. Übersetzung von G. Grandaur, Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit (81941). Weitere Ausgaben s. Potthast, Bibi. hist. med. aevi 2, 1612; Bibi, hagiographia lat. Nr. 1210; vgl. auch U. Chevalier, Repertoire des sources historiques du moyen-age, Bio-Bibl. 22, 4589 f; zusammenfassende Würdigung der Vita Udalrici mit zahlreichen Literaturangaben bei Wattenbach-Holtzmann 1, 257 f; vgl. auch M. Manitius, Gesch. der lat. Lit. des Mittelalters 2, 203-210; Gebele, Schwäb. Bl. 6, 27 f, 51. - Die zwei ältesten Bearbeitungen der Vita des Gerhard bringen keine neuen historischen Tatsachen: Bischof Gebehard von Augsburg (996-1001) nahm eine Neufassung in Angriff, vollendete sie jedoch nicht (vollständige Ausgabe des Fragments M. Welser, Opera [1682] 591-595, der Prolog auch MG SS 4, 381); die historischen Tatsachen der Vita Gerhards erscheinen ihm als Ballast, er möchte den wahren Charakter des Heiligen deutlicher herausstellen (s. Günter, Studien 77 f). Abt Berno von Reichenau (1008-1048) schrieb seine Vita auf Veranlassung des Abtes Fridebolt von St. Afra in Augsburg (vollständige Ausgabe von M. Welser, Opera 596-617, Praefatio auch MG SS 4, 381 f, vgl. A. Schröder, AHAug 6, 778 f; M. Manitius, Gesch. der lat. Lit. des MA 2, 68); beide Bearbeitungen können für die Geschichte Udalrichs außer Betracht bleiben. Eine gereimte Übersetzung der Vita Bernos ins Deutsche fertigte zwischen 1220 und 1240 ein gewisser Albertus (Ausgabe von J. A. Schmeller, St. Ulrichs Leben lat. beschrieben durch Berno von Reichenau, und um das Jahr 1200 in deutsche Reime gebracht von Albertus [1844]; zum Verfasser und zur Entstehungszeit vgl. E. Schröder, Der „Heilige Ulrich“ des Albertus, in: Nachrichten der Gesellschaft der Wiss. zu Göttingen, Phil. hist. Gruppe, NF 2 [1938] 139-146 Nr. 7). Uber die deutschen Fassungen seit dem 15. Jh. vgl. A. Hirsch, Die deutschen Prosabearbeitungen der Legende vom hl. Ulrich (1915); über Bilder zu den Viten Udalrichs s. K. Haupt, Die Ulrichsvita in der mittelalterlichen Malerei, in: ZhVSchwaben 61 (1955) 1-159.

Ein Lektionar des 11./12. Jh. (clm 23630) wurde wegen der Inschrift „Deus propitius esto Oudalrico peccatori“ fälschlich Bischof Udalrich zugeschrieben. Eher dürfte sich der Name auf den Sammler des Codex Udalrici beziehen (Ruland, ABtAug 1, 6 f; Wattenbach, NA 10, 410). - Nach Vita Udalrici cap. 26 (MG SS 4, 411) besaß Udalrich Handschriften des Psalters, der Vitae patrum sanctorum, des Liber s. Gregorii dialogorum, die heute nicht mehr auffindbar sind (Ruland, a. a. O. 7 f). Das Schatzverzeichnis der Domkirche von ca. 1071-1129 erwähnt ebenfalls einen Psalter Udalrichs (Ruf, Mittelalterliche Bibliothekskataloge 3 I, 8 und 17 ff Nr. 3; Ruland, a. a. O. 15 f). Im Bibliothekskatalog von 1524 wird eine Evangelienhandschrift aus dem Besitz Dietpirchs, der Mutter Udalrichs, angeführt, auch dieses Hs. ist nicht mehr erhalten (Ruland, a. a. O. 23).

M. Welser vermutete, ein in Neresheim aufgefundener „Sermo synodalis“ sei von Udalrich verfaßt (zuletzt hgg. von J. P. Migne, Patrologia lat. 135, 1069 ff; vgl. A. Steiner, Synodi Aug. 23-40). Dies trifft wohl ebensowenig zu, wie die Verfasserschaft des Erzbischofs Cäsarius von Arles gesichert ist (G. Morin, Revue Benedictine 9, 99 ff; dagegen A. M. Koeniger, Sendgerichte 1, 23 Anm. 2). - Ebenfalls nach Neresheim soll ein Evangeliar des 10. Jh. gehören, das angeblich aus dem Besitz Bischof Udalrichs stammte. Im 16. Jh. wurde die Handschrift allerdings aus der Abtei verschleppt, sie ist seitdem verschollen (vgl. [K. Nack] Reichsstift Neresheim [1792] 72; P. Weißenberger, Die Abtei Neresheim 3, 7).

Die „Epistola de vita Notingi episcopi Constantiensis“ wurde Bischof Udalrich zugeschrieben. Die Hs. ist nicht aufzufinden; einziger Gewährsmann ist M. Goldast (1578-1635), der sie in der Konstanzer Dombibliothek gesehen haben will (Goldast, SS rer. Alam. 2 [1606] 196; T. Neugart, Episc. Const. 1 [1803] 279). Diese wurde nach der Veräußerung 1630 zersprengt. Zu Udalrich und Noting von Konstanz vgl. Nr. 108. - Die „Epistola de continentia clericorum“ gibt sich als

Schreiben Udalrichs an Papst Nikolaus aus (beste Ausgabe: MG Libelli de lite imperatorum et pontificum saec. XI. et XII. 1, 255-260, vgl. auch die Nachträge ebd. 3, 729 f). Zu Udalrich paßt jedoch weder Nikolaus I. (858-867) noch Nikolaus II. (1059-1061) als Empfänger. Es handelt sich hier vielmehr um eine durch die Beschlüsse der 1. Fastensynode Gregors VII. 1074 veranlaßte Schrift gegen den Zölibat, die vor 1078 wohl im Auftrag der königlichen Kanzlei Heinrichs IV. verfaßt wurde. Auf der Synode von 1079 wurde sie verworfen (vgl. dazu Wattenbach-Holtzmann 1, 395; Potthast, Bibi, hist. 2, 944). - Der Bibliothekskatalog der Abtei Egmond [Egmond-aan-Zee, Prov. Nordholland] nennt unter den Büchern, die Abt Stephan (2. Hälfte 11. Jh.) erwarb, auch „Epistolae Othelrici episcopi“ (Ausgabe des nur in einer Hs. des 16. Jh. erhaltenen Katalogs von H. G. Kleyn, Archief voor Nederlandsche Kerkgeschiedenis 2, 148); sie sind nicht mehr erhalten. Es wäre möglich, daß die „Epistola de continentia clericorum“ damit gemeint ist, allerdings wäre dann die Pluralform der Überlieferung in Singular zu ändern; vielleicht handelt es sich auch um Schreiben des Patriarchen Udalrich von Aquileia (1086-1121). Die Glaubwürdigkeit des Egmonder Bibliothekskatalogs ist wie die der anderen Quellen dieses Klosters noch umstritten; eventuell wurde er im 13. Jh. verfälscht, sicher waren jedoch alte Vorlagen vorhanden (vgl. dazu bes. Wattenbach-Holtzmann 1, 689 f).

Sieben liturgische Gewänder, die heute in Augsburg (St. Ulrich und Afra bzw. Diözesanmuseum) und in Andechs (Wallfahrtskirche) aufbewahrt werden, bringt die Tradition mit Bischof Udalrich in Zusammenhang. Nach dem Befund der Stoffe können alle diese Kleidungsstücke aus dem 10. Jh. stammen, gesichert ist auch die Herkunft aus Augsburger Kirchen. Es kann jedoch nicht eindeutig nachgewiesen werden, daß die Stücke im Besitz Udalrichs waren (vgl. die grundlegende Untersuchung von S. Müller-Christensen, Liturgische Gewänder mit dem Namen des heiligen Ulrich, in: Augusta 955 bis 1955 [1955] 53-60, ferner Sakrale Gewänder des Mittelalters, Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum München 1955 [Katalog] 14 f). Im einzelnen handelt es sich um folgende Gewänder: 1) Kasel in St. Ulrich und Afra; Stoff wahrscheinlich aus Byzanz. Vielleicht ist dies die Grabkasel Udalrichs (Müller-Christensen 53 f, Abb. Tafel 12 Nr. 1, 2). 2) Dalmatik in St. Ulrich und Afra, byzantinische Arbeit mit Anklängen an persische Vorlagen (Abb. a. a. O. Tafel 13 Nr. 4, 5). 3) Stola in St. Ulrich und Afra (Abb. a. a. O. Tafel 14 Nr. 7). 4) Manipel in St.Ulrich und Afra, mit eingewebter Inschrift „Dextera Dei“ in Spiegelschrift (farbige Abb. a. a. O., nach S. 48, s. auch Tafel 14 Nr. 8). 5) Kasel im Dom zu Augsburg, einfarbiger byzantinischer Seidenstoff (Abb. a. a. O. Tafel 15 Nr. 9; Sakrale Gewänder, Tafel 2). 6) Kasel im Dom zu Augsburg, Leinenarbeit mit Applikationen aus byzantinischem Stoff (Abb. a. a. O. Tafel 16 Nr. 12; Sakrale Gewänder, Tafel 3). 7) Manipel in der Schatzkammer der Wallfahrtskirche Andechs, in Muster und Material Ähnlichkeit mit Nr. 3.

An wichtigerer Literatur über Udalrich ist zu nennen: P. Braun, Gesch. von dem Leben, Wunderwerken, Erfindung und Übersetzungen des heiligen augsburgischen Bischofs Ulrich (1796); ders., Gesch. 1, 177-297; K. Raffler, Der hl. Ulrich, Bischof von Augsburg (1866); J. Koch, Gesch. und Kult des hl. Ulrich (Diss. Halle 1875); F. Zoepfl, Udalrich, Bischof von Augsburg, in: Lebensbilder aus dem bayer. Schwaben 1 (1952) 30-56; A. Bigelmair, Der hl. Udalrich (923-973), in: Jub.-Jb. (1955) 7-32; J. Bernhart, Bischof Udalrich von Augsburg, in: Augusta 955-1955 (1955) 19-52; Zoepfl, Bisch. 61-77; vgl. auch K. Uhlirz, in: ADB 39 (1895) 215-221; A. Schröder, in: Wetzer-Welte, Kirchenlexikon 12 (1901) 197-219; A. Hauck, in: RE für prot. Theologie und Kirche 20 (1908) 211-213; A. Bigelmair, in: LThK 10 (1938) 365-368.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 62-65.

 

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RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 102, in: Regesta Imperii Online,
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(Abgerufen am 28.03.2024).

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