RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg 2 - Konrad von Hirschegg und Hartwig I. von Lierheim (1152-1184)

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Bei der Wahl des Augsburger Bischofs entstand Streit zwischen den Kanonikern und den Ministerialen der Augsburger Kirche. König Friedrich [I]. entscheidet sich zugunsten der Kanoniker. Auf seine Intervention wird Konrad (Chuonradus, Counradus, Kuonradus), von schwäbischer Herkunft und Diakon der Konstanzer Kirche, zum Bischof gewählt.

Überlieferung/Literatur

Annales Augustani minores a. 1152 (12. Jh.) MG SS 10,8; Annales Isingrimi maiores (12. Jh.) MG SS 17, 313; Annales Benedictoburani a. 1152 (12. Jh.) MG SS 17, 320. - GP 2,1 , 43 Nr. 52;  RI 4,2 Nr. 108  sowie auch Bd. 1, Nr. 529.

Kommentar

Namensformen: Chvonradus, Chůnradus, Chuonradus, Counradus, Cvonradus, Conradus, Conrat, Cůnradus, Cunradus, Cvonradus, Kvonradus, Kunradus, Kuonradus. - Die Wahl war wegen des Amtsverzichts bzw. der Absetzung seines Vorgängers Walther (vgl. Bd. 1, Nr. 529 ) erforderlich gewesen. Die entscheidende Initiative für die Wahl schreiben die Augsburger Annalen, denen wegen ihrer Nähe zum Geschehen große Glaubwürdigkeit zukommt, König Friedrich Barbarossa zu. Es ist nach der Formulierung der Augsburger Quelle möglich, daß Konrad der Kandidat der Kanoniker war. Die Streitigkeiten zwischen den Augsburger Kanonikern und Ministerialen können durchaus schon vor Juli 1152 entstanden sein.

Herkunft: Konrad gehörte einer Freien-Familie an (vgl. die Einreihung seines Bruders Rudolf unter die liberi homines in Nr. 40), die in Hirschegg (Gem. Altshausen, Lkr. Ravensburg) ihren Sitz hatte. Sie stand mit dem Kloster Petershausen (ehemals Diözese Konstanz, heute Stadt Konstanz) in enger Beziehung. Ein Vorfahre, Hermann von Hirschegg d. Ä., erwarb zur Regierungszeit Kaiser Konrads II. (1024-1039) in St. Maurice d’Agaune (Schweiz) einen Arm eines Gefährten des hl. Mauritius und schenkte diese Reliquie dem genannten Kloster. Außerdem übereigneten Hermann und dessen Bruder der Abtei Güter in Almannsweiler und Winnenden, beide in der Nähe von Saulgau gelegen; vgl. Casus monasterii Petrishusensis lib. 2, c. 18, in: MG SS 20, 643 sowie Chronik Petershausen lib. 2, c. 18 (98). Hermann von Hirschegg (d. J.) und seine Frau Perherada ließen sich in der Abteikirche beisetzen (MG SS 20, 644 (lib. 2, c. 24) und Chronik Petershausen lib. 2, c. 24 (104)). Hermann d. Ä. wurde an einem 1. März bestattet (MG Necr. 1, 667). Braun, Bischöfe 2, 106 erschloß wohl aus dem Hermannus senior de Hirzisegga bzw. Hirzisegge (MG SS 20, 643 und 680; Chronik Petershausen 98 und 254 (lib. 6, c. 17)), dessen Sohn habe ebenfalls Hermann geheißen und sei der Großvater von Konrad und dessen Bruder Rudolf gewesen. Des Bischofs Vater, Heinrich von Hirschegg (gest. 1121), hatte auf der Seite von Herzog Friedrich von Schwaben, dem Vater des späteren Königs Friedrich I. Barbarossa, gegen den aufständischen Erzbischof von Mainz gekämpft. Heinrich und seine Frau Richinza übereigneten kurz vor ihrem Tod Petershausen ein kleines Gut in Ettishofen (nahe Ravensburg) je zur Hälfte. Richinza, die ihren Mann wohl überlebte, verband mit der Übertragung ihrer Hälfte die Feier eines Jahrtags, welcher auch für ihre und ihres Mannes Brüder begangen werden sollte. Bei der Feier sollten Brot, Wein und Fisch gereicht werden. Heinrich und Richinza wurden gleichfalls in Petershausen beigesetzt (MG SS 20, 662 (lib. 4, c. 6) und Chronik von Petershausen lib. 4, c. 6 (176-178)). Richinza und Heinrich sind auch im Petershauser Nekrolog verzeichnet (MG Necr. 1, 677 zum 27. November bzw. 19. Dezember). Wie ein Heinricus et filius fratris eius Heinricus de Hirzescungen (vgl. Notitiae fundationis et traditionum monasterii S. Georgii c. 8, in: MG SS 15,2, 1008) in die Genealogie der Hirschegger einzuordnen ist, muß offen bleiben. Vgl. zu den zum Teil erschlossenen familiären Beziehungen der Hirschegger Ilse Julia Miscoll-Reckert, Kloster Petershausen als bischöflich-konstanzisches Eigenkloster. Studien über das Verhältnis zu Bischof, Adel und Reform vom 10. bis. 12. Jahrhundert (Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte 24) München 1973, 113, 120, 125 f., 148 f.

Die ältere Augsburger Chronistik und ältere Augsburger Bischofskataloge (u. a. Meisterlin, Gasser, Stengel und Sender), welche Braun, Bischöfe 2, 104 und Zoepfl, Bischöfe 134 mit Anm. 3 erwähnten, ließen irrtümlich Konrad aus einem Geschlecht der Grafen von Lützelstein oder Pähl abstammen. Dies rührte wohl davon her, weil er dem Domkapitel in Pähl ein Gut mit Zehnten übereignet hatte (s. Nr. 50).

Kanzlei: Nachdem Rudiger ab 1150 (vgl. Bd. 1, Nr. 522) nicht mehr als Notar tätig war, werden die unter Konrad ausgefertigten Bischofsurkunden wohl - bis zum Erweis des Gegenteils - als Empfängerausfertigungen qualifiziert werden können (vgl. Feist-Helleiner, in: AZ 37, 40 Nr. 27-34).

Siegel Bischof Konrads: Rundsiegel, ca. 70 mm (aus Bruchstücken rekonstruiert). Siegelbild: Thronender Bischof, trägt in der rechten Hand einen einwärts gewandten Bischofsstab, die linke Hand ist nicht mehr erhalten. Umschrift: + C(NRA ...) VSTENSiS. EPC. Ausführliche Beschreibung des Siegels nach Feist-Helleiner, in: AZ 37, 83 bei Steiner, in: QE NF 40,1, 131 und 40,2 Tafel XXV Abb. 79 (Vorlagen dafür waren StA Augsburg, Augsburg St. Georg Urk. 2 und HStA München, Steingaden Urk. 1).

Zusammenfassende Literatur: Braun, Bischöfe 2, 104-138; Zoepfl, Bischöfe 133-141.

 

Georg Kreuzer

 

Originalregest für RIplus | SFG, bearbeitet von Georg Kreuzer, Redaktion Thomas M. Krüger unter Mitarbeit von Florian Dorn, Erstveröffentlichung im März 2016.

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Empfohlene Zitierweise

RIplus | SFG: Regg. B/DK Augsburg 2 n. 1, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d0141ba3-4e70-4c80-b8f2-1e5dd94a2f10
(Abgerufen am 29.03.2024).

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