RIplus | Urkundenregesten Hofgericht 16 - Die Zeit Ruprechts (1404-1406)

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Kg. Ruprecht bekundet: Vor den von ihm den Parteien gesetzten Obmann Friedrich Schenk zu Limburg, den kgl. Hauptmann zu Franken, kamen Mgf. Bernhard von Baden, der Heinrich Truchseß von Höfingen und Reinbold Kolbe von Stauffenberg zu seinen Schiedsrichtern bestimmt hatte, einerseits sowie Heinrich Goldelin, der als Schiedsrichter Heinrich von Dürrwangen und Ritter Hans von Hornstein genommen hatte, andererseits und haben sich wegen vielfacher Streitpunkte einen Fürsprecher genommen und sich verantwortet (vor den edlen[…] als vor eynen gemeynen mann den wir Ine geben hatden zu dem der[…] Markgraff uff sin siten zum rechten gesetzt hat[…] und Heinrich Goldelin zu dem selben gemeynen mann zum rechten gesetzt hat[…] uff sin siten von vil stucke wegen zu dem rechte kemen und sich von beiden siten verfursprechent und verantwurt han).

Unter anderem sprach der Mgf. mit Fürsprecher den Heinrich Goldelin wegen dessen Vater [Werner] an1, worauf hin Heinrich mit Fürsprechern antwortete und Briefe zum Beweis vorlegte2 (mit fürsprechen widerumb geantwortet und brieff gezeuget und furgezogen hat). Die Fürsprecher des Mgf. brachten vor, dieser halte die Briefe nicht für gut und gerecht sondern für gefälscht (nit gute und gerecht und falsche brieff sin). Weder dem Mgf. noch einem seiner Räte oder Schreiber sei davon etwas bekannt.

Dagegen hat sich Goldelin mit Fürsprecher verantwortet, diese Briefe seien gut und gerecht und er hoffe, sie nach ihrem Wortlaut genießen zu können. Die obengenannten Vier zerstritten sich und die Beisitzer jeder Partei sprachen ein eigenes Urteil (als sich die[…] vier dorumbe in dem rechten gezweyet haben und iegliche parthye von dem zusatze als sie zu dem[…] gemeynen mann gesetzt sin eyn besunder urteil gesprochen hand). Schenk Friedrich sollte sich als Obmann für das Urteil entscheiden, welches ihm am besten dünkte (als eyn gemeyn mann der urteil eynem gestanden solte haben welches in daz beste geduhte hette). Unter Hintanstellung der anderen Urteile haben sich beide Seiten sodann wegen der Frage der Briefe auf den Schenken allein dergestalt verwillkürt, daß das, was dieser als Recht sprechen wird, Bestand haben soll (dez urteils von dem brieff wegen by[…] allein bliben sint mit rehter willeküre und die andern zwey urteile hindann gesetzt haben also war der[…] darumb für eyn reht spreche daz ez daby bliben solte).

Der Schenk konnte zu dem Zeitpunkt nicht erkennen, ob diese Briefe gerecht seien oder nicht. Deshalb entschied er auf seinen Eid (und sprach zu dem rehten uff sinen eyde), man solle diese Briefe dem Kg. überantworten, der als oberster Richter zusammen mit denen, die er dazu nimmt, die Briefe auf der Basis des geschilderten Verfahrens mit Fürsprechern, Klage und Antwort vor dem Schenken läutern und rechtfertigen solle, ob sie falsch oder richtig seien (daz man die brieff in unser gewalt und hande antwurten solte daz wir und wen wir zu uns nemen wile wir der oberster richter sint die brieff lütern und rechtfertigen solten ob sie falsche oder nit falsche weren nach clage und antwurt als daz mit fürsprechen vor dem[…] komen waz).

Dies sollte vor dem Kg. geschehen und ausgetragen werden auf drei jeweils vierzehn Tage auseinanderliegenden Tagen ab Datum des Brief des Schenken, den dieser unter seinem Siegel beiden Parteien übergeben hat. An dem letzten Tag sollte danach die Sache ein Ende genommen haben, es sei denn, der Kg. würde einen Aufschub bestimmen, wie dies alles aus dem Brief des Schenken hervorgeht. Kg. Ruprecht hat diese Frist bis zum heutigen Tag verlängert, um sich besser kundig machen zu können (die sache[…] destebaßer zu erfaren). Er hat die Briefe, die Goldelin als Beweis vorgelegt hat (furgezogen hat), an sich genommen und seine Räte, geistliche wie weltliche, und seinen Schreiber Einsicht nehmen lassen.

Er, die besagten Räte und sein Schreiber bestimmen einmütig: Wie ihnen scheint und sie meinen, sind die besagten Briefe von Heinrich Goldelin nicht glaubwürdig, sondern verdächtig (gemeinlich sprechent zu dem rechten daz uns duncket und wir meynent daz die selben brieff die heinrich Goldelin also furgewant hat als vorgeschriben stet nit gantz nachgleublich brieff sunder argwanliche brieff sint). Diese sollen dem Mgf. keinen Schaden bringen, und Goldelin darf sie in keiner Weise nutzen2(genyessen).

Originaldatierung:
Geben zu heidelberg, uff den dinstag in der heiligen Pfinstwochen, 1404, r.R. 4.

Überlieferung/Literatur

Ü: B1 AV Straßburg, AA 127 Bl. 1r.-v. - zeitgenöss. Papierkopie.

B2 GLA Karlsruhe, 67/809 Bl. 83r.-84r. - Überschrift: Entscheidunge zwischen margrave Bernhard von Baden und heinrich Goldelin von der argwenigen briefe wegen. - Textverlust durch Wasserschaden. D: RTA 5 S. 373 Z. 23 ff.

R: Reg. Pfgff. 2 Nr. 3500. - Reg. Mgff. Baden 1 S. 250 Nr. 2169.

Anmerkungen

  1. 1Die Streitigkeiten wegen der vermögenden Eigenleute des Mgff. begannen schon in der Zeit Kg. Wenzels, als Heinrichs Vater Werner Goldelin von Pforzheim wegzog und sich, wohl Ende 70er Jahre des 14. Jh. nach Speyer begab. Heinrich Goldelin wurde von dem Mgf. als sein Eigenmann und Bürger zu Pforzheim angesprochen, war zusammen mit seiner Stiefmutter seit 1384 in Speyer ansässig und wurde als Bürger aufgenommen. 1397 kam es deshalb zu offenem Streit zwischen Speyer und Baden, beide Seiten machten kgl. Privilegien als Beweis für ihre jeweiligen Rechte geltend. Schiedsrichter verwiesen die Streitsache an Kg. Wenzel, der den Kölner Ebf. mit der Untersuchung betraute (vgl. URH Bd. 14 Nr. 59, 78). 1398 im Jan. bestätigte Wenzel denen von Speyer das Recht, jeden als Bürger aufzunehmen, der darum ersucht (A StadtA Speyer, 1 U 99). Im August erhielt Speyer auf Unterweisung des Kg. und seiner Räte im Hofgericht das Urteil, von den Forderungen des Mgf. entbunden zu sein. Dieser, der nicht anwesend war, erklärte Speyer darauf hin den Krieg (vgl. URH Bd. 14 Nr. 254). Ruprecht war im Okt. 1398 als Pfgf. mit der Schlichtung der Schäden aus der Fehde befaßt. Die Streitfrage um Goldelin nahm er ausdrücklich aus der Schlichtung heraus und behielt sie einer Entscheidung vor dem Kg. in dessen Gericht vor (ebda., Nr. 271). Werner Goldelin war zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben (vgl. ebda., Nr. 235 Anm. 1). Zu Goldelin vgl. Bernhard Kirchgässner: Heinrich Göldlin. Ein Beitrag zur sozialen Mobilität der oberdeutschen Geldaristokratie an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert. In: Aus Stadtund Wirtschaftsgeschichte Südwestdeutschlands. Festschrift für Erich Maschke zum 75. Geburtstag. Stuttgart 1975. S. 97-109.
  2. 2Es kann sein, daß es sich dabei um Schuldverschreibungen handelte. Goldelin hatte 1397 vom Mgf. als Pfand Schloß und Stadt Beilstein, das Dorf Grünau, ferner 300 Gulden Rente auf Marbach und Brachenheim für 11 000 Gulden zu Pfand inne (vgl. Hans-Jörg Gilomen: Wirtschaftliche Eliten im spätmittelalterlichen Reich. In: Europa im Spätmittelalter. Politik- Gesellschaft-Kultur. Tagung 23.-27. IV. 2003 in Bern. Beihefte Nr. 40 der H. 2 NF. Bern 2006. S. 379 Anm. 119). Heinrich Goldelin hatte nach einem Brief von Papst Bonifaz von 1401 Mai 15 Wucherzinsen von dem Mgf. von Baden erpreßt (vgl. Reg. Mgff. Baden 1 Nr. 1977). 1403 findet man Heinrich auf Seiten Württembergs gegen Baden (ebda., Nr. 2066). Papst Innocenz VII. befreite den Mgf. mit Bulle von 1406 März 22 von den Zinsen (vgl. Gilomen a.a.O.). Die Familie Goldelin war vermögend. Sie zog von Pforzheim über Speyer und Heilbronn nach Zürich, wobei jede Stadt "eine weitere Stufe sozialen Aufstiegs" bedeutete (so Kirchgässner, wie Anm. 1, S. 97). Ab 1405 im Dez. versuchte der Mgf., seine Interessen gegenüber Zürich, wohin Goldelin gezogen war, geltend zu machen (vgl. Nr. 332, 349, 363, 381, 385, 387f.)

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Empfohlene Zitierweise

RIplus URH 16 n. 43, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/cf994fb9-bcda-4acf-8234-b4058abc2afa
(Abgerufen am 25.04.2024).

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