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RI XI Sigmund (1410-1437) - RI XI Neubearb., 3

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[K. S.] – der [die böhmischen Landherren] daran erinnert, dass sie ihn einstimmig als ihren Herrn anerkannt und ihm Rat und Hilfe gegen seine Feinde zugesagt haben. Von Tag zu Tag häufiger widersetzen sich nun die Königgrätzer, [Johann] Roháč [von Duba] und andere (Hradczene, Rohacz i jiní) S. der bislang allein aus eigenen Mitteln nach Vermögen Maßnahmen ergriffen hat, ohne dass irgendjemand ihm tatkräftig auf dessen Kosten beisteht (by sě nám pomocí kterú svým nákladem […] kto ukázal). S. kann sich dies nicht länger leisten, weil er keine Einkünfte von diesem Land bezieht und die Mittel anderswoher mühsam besorgen muss, obschon er das alles zum gemeinen Wohl des Landes gern erduldet – fordert [von den böhmischen Landherren] (žádámeť ot vás i prosíme) Rat und Hilfe, um seine Maßnahmen weiter umsetzen zu können. Er sucht nämlich nicht nur sein eigenes Wohl, sondern das Gemeinwohl und den Nutzen des Landes (my tuto vlastnie ižádné kořisti nehledíme, než toliko obecného a zemského dobrého). Es ist bestimmt worden, dass die Tätigkeit des Landesgerichts – d. h. Vorladungen und Urteile – fortgesetzt wird (póhonové a súdové před sě šli), aber es gibt so viele hartnäckige Fehden unter den [Land-]Leuten (mezi lidmi), dass einige von ihnen die Urteile des Landesgerichts ablehnen könnten (mohli otpierati takovým nálezóm a súdóm), wie es unter seinem Bruder, Kg. Wenzel [IV.], seligen Angedenkens (za dobré paměti bratra našeho krále Waczlawa) geschehen ist, als manche nicht zum Gehorsam gezwungen worden sind (nebyli dotiščeni jakož slušalo). Das will S. aber um des Friedens und des Gemeinwohls des Kg.reichs willen nicht zulassen. Als er vergangenen Sommer und diesen Winter mit den Landherren über die das Kg.reich und das Gemeinwohl berührenden Angelegenheiten verhandelt hat, hat er sich entschlossen, so lange im Land zu bleiben wie nötig. S. kommt nämlich nicht wegen seines eigenen Gewinns, sondern zum gemeinen Nutzen des Landes. Es wäre jetzt unschicklich, das Kg.reich in Unruhe zu verlassen; dennoch glaubt S. dass er mit Unterstützung der Landherren und Gottes Hilfe Frieden ins Land bringen wird. Schließlich ersucht S. [die böhmischen Landherren] (ješčeť žádáme), ihm die notwendige Hilfe zu leisten, die ihm [von denselben] noch vor seiner Ankunft in Böhmen (dřieve ješče, nežli do země přijeli sme) versprochen worden ist (nám to rčeno jest i naděje plná dána). Auf diese Verpflichtung hat er, S. fest vertraut (na to jsme sě tak ubezpečili, věřiece vám), da er ohne besagte Hilfe nicht imstande ist, die erwähnten Angelegenheiten zu erledigen, die nicht sein eigenes, sondern das Wohl des Landes betreffen (to bude ne naše vlastnie, ale vaše i všie země dobré) (nach Kop.).

Überlieferung/Literatur

Orig. im bearbeiteten Bestand nicht überliefert. – Kop. tsch.: unvollständige einfache Abschrift aus dem 15. Jh. in SOA Třeboň, Bestand Historica Třeboň, Sign. 398 (B).

Ed.: III, S. 452–453, Nr. 25.

Reg.: RI XI, Nr. 11864.

Lit.: Palacký, Geschichte von Böhmen, III/3, S. 255–256; ders., Dějiny národu českého, III/2, S. 375–377; Klier, Bernictví, S. 2–4; Šmahel, Husitská revoluce, III, S. 317; ders., Hussitische Revolution, III, S. 1686–1687; Hoensch, Sigismund, S. 450; Kavka, Poslední Lucemburk, S. 230–231.

Kommentar

S. trug die Forderung nach einer Generalsteuer während der Sitzung des Landesgerichts im Januar und Februar 1437 vor. Die geforderte Generalsteuer sollte zu zwei Terminen eingehoben werden: eine Hälfte am 7. März, die andere am 10. August.2 Das Geld sollte zur Unterdrückung der Zentren der Rebellion – Königgrätz und die Burg Sion – dienen. Anfang März kam es jedoch zu einem Umsturz in der Stadt Königgrätz, die am 21. März 1437 endgültig auf die kgl.e Seite übertrat.3 Aus der Korrespondenz zwischen S. und Ulrich von Rosenberg vom Ende März erfährt man von der Verzögerung der Steuereinhebung (siehe Regg. Nr. 206 und 207). Später beklagten sich die Ritter bei den Landherren, dass die Generalsteuer ohne Zustimmung des Landtages bewilligt worden sei.4

Anmerkungen

  1. 1Zur Datierung siehe den Kommentar.
  2. 2Kronika Bartoška z Drahonic, hg. Goll, S. 620: […] primo iudicio presedit in castro Pragensi in magna stuba ab hora 3arum usque ad vesperas et aliis diebus bene per unum mensem iudicio presiderunt et ibi multa iura edixerunt et proclamaverunt. Et inter cetera predicto domino imperatori ad unum integrum censum sancti Georgii per totum regnum sibi dandum, videlicet medietatem in medio quadragesime et aliam medietatem in festo sancti Laurenti consenserunt et proclamaverunt.
  3. 3Von dem Umsturz erfuhr S. schon am 10. März, siehe Johannis de Turonis Regestrum, ed. Birk, S. 855; vgl. Čornej, Velké dějiny, V, S. 643.
  4. 4 III, S. 455, Nr. 27; vgl. Bartoš, České dějiny, II/8, S. 209, Anm. 36.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XI Neubearb., 3 n. 203, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ce7015d8-b2e4-4a7f-8256-6ce5b379b2f5
(Abgerufen am 19.04.2024).