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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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Anastasius (Bibliothecarius) übersendet Papst Nikolaus (I.) (ad domnum Nicholaum papam) eine diesem gewidmete lateinische Übersetzung der von Leontios (von Neapel) verfaßten Vita des Johannes Eleemon, erbittet das päpstliche Urteil über sein Werk und bei Zustimmung die Bestätigung ansonsten Verbesserungsvorschläge (si arbitrio vestro placet, firmate, si displicet, emendate).

Überlieferung/Literatur

Druck: Widmungsbrief des Anastasius (MG Epist. VII 395-398 n. 1).

Erw.: Flodoard von Reims, De Christi triumphis (Migne, PL CXXXV 822).

Reg.: BHL n. 4388.

Lit.: Lapôtre, De Anastasio Bibliothecario 66f. und 329 (ND 190f. und 453); Perels, Nikolaus 214f.; Laehr, Briefe und Prologe 417f.; Berschin, Griechisch-Lateinisches Mittelalter 199; Erkens, Herrschersakralität 196f.

Kommentar

Die Adresse ergibt sich aus den Lemmata einiger Hss., vgl. MG Epist. VII 397. Die Einleitung des Widmungsbriefes könnte als Bekenntnis des ehemaligen Gegenpapstes (vgl. n. 339, n. 342, n. 343, n. 344, n. 345, n. 346, n. 347, n. 348 und n. 349) gelten (cogitante ac diu tacite solliciteque mecum considerante, quid in domo Dei commodius ac dignius operari potuissem, ne ea videlicet praesumerem, quae mihi ex ministerio credito commissa non sunt, nec rursus illa arriperem, quae ingenioli mei vires excedunt ...); vgl. zur Charakterisierung des päpstlichen Amtes in dieser Passage auch Erkens. Der Widmungsbrief selbst hebt das erbetene Urteil des Papstes zur Übersetzung (die vor allem sinngemäß, nicht Wort für Wort gefertigt worden sei) hervor und belegt den Papst mit den verschiedensten Epitheta (vicarius Dei etc.), womit das Amt des Papstes als letzte Entscheidungsinstanz mehrfach hervorgehoben wird. Zum Recht der päpstlichen „Bücherzensur" vgl. auch n. 505. Vgl. allgemein zur Übersetzertätigkeit des Anastasius Lapôtre, De Anastasio 329-335 (ND 453-459), Perels, Nikolaus 245-265 und Berschin 199-204 mit weiterer Literatur. Die nur kurze Notiz bei Flodoard (vgl. Jacobsen, Flodoard 266) suggeriert sogar einen päpstlichen Auftrag zur Übersetzung. Der Ton des Schreibens, das viele Bibelzitate enthält (vgl. die Nachweise in MG Epist.), wirkt unterwürfig und von dem Bestreben gekennzeichnet, das päpstliche Vertrauen wiederzuerlangen, nachdem Anastasius schon 853 seiner priesterlichen Ämter verlustig gegangen war, vgl. n. 307 und n. 355. Aufgrund dieses Tones im Widmungsschreiben und der Vermutung, daß Anastasius seit 862 wohl wieder in päpstliche Dienste trat, um den Papst auch mit seinen Griechischkenntnissen in der Auseinandersetzung mit Photios zu unterstützen, legen Perels und Laehr (anders als Lapôtre) den Brief in die Zeit davor. Über eine Antwort des Papstes ist nichts bekannt, jedoch ist der Beginn neuer Kontakte zwischen Anastasius und Nikolaus auch aufgrund dieses Schreibens zu vermuten.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 472, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/cb7bfe9f-c1da-4ff9-bd78-c9570625b529
(Abgerufen am 24.04.2024).