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RIplus | Urkundenregesten Hofgericht 1 - Die Zeit von Konrad I. bis Heinrich VI. (911-1197)

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Ks. Otto II. bekundet allen Getreuen: Ks. Ludwig d. Fr. hatte in einen Streit zwischen dem Kl. Kempten und den Bewohnern des Allgäu, Hilargau und Augusgau um die Markgrenzen eingegriffen (interequitari fecit marcham). Wie aus den Zeugnissen der Kss. Ludwig und Otto I. sowie des Kg. Arnulf1 hervorgeht (Notissimum ... ex testamentis), ließ Ks. Ludwig damals durch seinen Gesandten (missus domni) Iring sowie die Gff. Babo und Perchtold die Vornehmen und Alten ihr sicheres Wissen über die Zugehörigkeit der Mark eidlich bezeugen (fecit iurare primos et seniores ... quod quicquid de ipsa marcha que est inter monasterium ... et inter omnes circumquaque positos, certissime et verissime scirent, id sine mendatio et ulla dubitatione testarentur). Diese schworen und sagten auf Befragung (post datam fidem et interrogatione facta dixerunt) den genannten Grenzverlauf, innerhalb dessen alles dem Kl. Kempten gehöre.

Die Bewohner der Umgegend mißachteten jedoch den auf Zeugenaussagen beruhenden Schöffenspruch und wollten sich mit dem Urteil nicht begnügen (Peracto enim scabinorum iuditio noluerunt audire vel acquiescere eorum iudiciis), sondern sich ohne Verhandlung vom tagenden Gericht entfernen (paraverunt se sine ulla audientia a placito constituto discedere), worauf Iring alle, nämlich Zeugen, Schöffen und Volk, unter kgl. Bann (verbo regis pannavit) auf den festgelegten Tag vor den Kg. nach Regensburg lud (quatenus omnes in die deputato starent coram rege ad Regenesburg).

Dort saß Ks. Ludwig mit geistlichen und weltlichen Fürsten der Franken, Bayern und Alemannen (primatibus nobilium ... adsistentibus), den Bff. Liudprand, Erchanfried, Erchanbert und Hartwig sowie den Gff. Babo, Fritilo und Etzo, in der kgl. Pfalz bei Regensburg zu Gericht (sedente pro tribunali in palatio regio). Er befahl den von Iring Verpflichteten, nach der Erforschung durch die Schöffen den Sachverhalt aufs neue eidlich zu beweisen (iussit ante se venire rex eos quos Iring ex suo verbo pannavit ... sacramentum sive testium, idoneorum scabinorum examen ... iterum ... omnem pristinam inquisitionem coram se renovari). Zunächst ließ er sie treue Zeugenschaft schwören (fecit eosdem fideles testes sacramentum dare), damit sie nicht später sagen könnten, daß eine ungerechte Entscheidung nach ihrem Urteil gefällt worden sei (quod sibi iniuste discerneretur eorum sententia). Danach fragte er sie, ob sie einen der Zeugen der Falschaussage zeihen könnten, was sie verneinten (interrogavit domnus rex eosdem ... de persona testium, si quem illorum potuissent falsare; qui professi sunt se non posse). Daraufhin befahl er den Zeugen, entsprechend ihrem Eid ihr Wissen über die Mark kundzutun (Tum idem testes iussi sunt dicere secundum sibi datum sacramentum, quod verissime scirent de prefata marcha, id sine mendatio et dubitatione testarentur). Diese taten das in derselben Weise wie im vorausgegangenen Gericht. Darauf urteilten die Schöffen und die anderen an der Zusammenkunft der Großen Beteiligten vor dem Kg. (Proinde idem ipsi idonei scabini qui superius aliique quam plurimi qui in conventu magnatorum aderant, coram rege diiudicaverunt), daß alle Grenzverletzungen dem Kl. erstattet werden müßten.

Zuerst kam Hunolf als Vogt des Priesters Reginhalm vor den Kg. und dessen Große (accessit ... coram rege et omnibus primatibus eius) und verbürgte sich eigenhändig (cum manu propria suas reddidit invadationes) in die Hände Bf. Erchanberts von Freising, des Abtes von Kempten und dessen Vogtes Milo, daß er die Übertragung am festgelegten Tag rechtmäßig vornehmen werde (vestitura sua in die deputato legittima facienda). Dasselbe taten auch die übrigen Priester und anderen Schriftkundigen (litterati). Darauf befahl schließlich der Kg. (Postremo quippe iussit domnus rex), daß diejenigen Laien, die im alten Gericht (in pristino placito) dem Abt und der Kirche zu Kempten Unrecht getan hatten (maxime impedimentum et iniuriam concitaverunt), zu Fuß von Regensburg zum Ort des ersten Gerichts zurückzugehen und dabei ihre Sättel zu tragen hätten (ut a Reginesburg usque ad eundem locum placiti videlicet Regenunto pedestres venirent et unusquisque laicorum propriam sellam suis scapulis portaret). Den Geistlichen und anderen Schriftkundigen aber verzieh der Kg. (Presbiteris atque aliis litteratis ... clementer indulsit).

Actum est autem hoc placitum apud Regenunto coram domno Hludovico imperatore ... et primatibus suis, presentibus eisdem testibus et scabinis prescriptis, dem Königsboten Iring, Bf. Erchanbert von Freising und zugleich Abt von Kempten sowie Vogt Milo von Kempten, und weiterem Volk, 5 id. marc.

Originaldatierung:
Dat. Ratisponç, a.i.d. 804.
Zeugen:
(Isti sunt qui post sacramentum hoc testificati sunt): Adalbero, Adalbrecht, Immo, Ganto, Peringer, Rantwig, Reginbold, Trusing, Tagabrecht, Kisalold, Irminbrecht, Wilhelm, Hiltram, Guthalm, Reginher, Nordolo, Perchtram, Erinbrecht, Hadamar, Theodolt, Trudher, Nandker. – Schöffen (Isti sunt scabini): Reginbolt, Reginolf, Agilo, Hunolf, Aragoz, Stephan, Reginher, Theodprecht, Wolfholt, Hunprecht, Alberich, Wilhelm, Maghelm, Selpker, Snelrich.

Überlieferung/Literatur

Ü: A HStA München, Ks.-Selekt 856. (Unecht).

D: MGH DD 2 S. 382ff. Nr. 325. (A).

R: RI 2 Nr. 919. Stumpf Nr. 870. Hübner 1 Nr. 594.

Kommentar

Fälschung, die der Schrift nach A. 13. Jh. angefertigt wurde und daher in dem weit älteren Chartular von Kempten fehlen muß. Sie wurde niedergeschrieben auf dem D O II 303 von 983 Juni 10(RI 2 Nr. 904), das zu diesem Zweck mit Ausnahme der Einleitung bis auf geringe Reste abgeschabt wurde. In diesem D O II, das im Kemptener Chartular (E. 11. Jh.) überliefert ist und das seinerseits unmittelbar auf D O I 22 fußt, bestätigt der Ks. dem Kl. Kempten die freie Abtswahl und Immunität. Die Narratio mit der Schilderung des Verfahrens vor Kg. Ludwig d. Frommen verdient weitgehend Glauben, nicht aber die Otto II. zugeschriebene Bestätigung. (MGH; RI)

Anmerkungen

  1. 1Im einzelnen nicht nachweisbar.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus URH 1 n. 39, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ca7c29a0-12c5-4966-a8fa-92d7a808f9d4
(Abgerufen am 29.03.2024).

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