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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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Erzbischof Egilo von Sens überbringt Papst Nikolaus (I.) im Auftrag der Synode von Soissons, (Erzbischof) Hinkmars von Reims und König Karls (des Kahlen) verschiedene Schreiben (n. 808, n. 820) und erstattet dem Papst mündlich Bericht.

Überlieferung/Literatur

Erw.: n. 820; n. 837; n. 838; Ann. Bertiniani a. 866 (Grat 128, 129).

Reg.: vgl. Böhmer-Mühlbacher2 n. 1313b.

Lit.: Schrörs, Hinkmar 280-282; Dümmler, Ostfränk. Reich II 149; Parisot, Lorraine 290; Lot, Année 421 (ND 443); Bouvier, Sens 265; Haller, Nikolaus 67f.; Devisse, Hincmar II 609; Hartmann, Fälschungsverdacht 119; Hartmann, Synoden 319; Scholz, Transmigration 131.

Kommentar

Die angegebenen Erwähnungen bezeichnen Egilo als Gesandten der Synode von Soissons, darüber hinaus wird der Erzbischof von Sens im Brief Hinkmars von Reims an den Papst (n. 820) und in der päpstlichen Antwort (n. 838) auch als Überbringer jenes zusätzlich zu den Briefen der Synodalteilnehmer an Nikolaus gesandten Schreibens des Reimser Erzbischofs genannt. In n. 848, n. 854 und n. 866 wird Egilo schließlich (teilweise als Bote der päpstlichen Antworten und Instruktionen) erwähnt, was den Romaufenthalt des Erzbischofs von Sens bestätigt. Welche Schreiben Egilo nach Rom brachte, ist nicht eindeutig zu klären. Durch die genannten Erwähnungen gesichert ist die Zustellung des Synodalschreibens von Soissons (n. 808) sowie des Briefes (n. 820) Hinkmars von Reims. Ungeklärt bleibt die Überstellung eines zweiten Synodalschreibens von Soissons (n. 807) zur bretonischen Kirche, in dem ausdrücklich Bischof Actard von Nantes als Bote genannt wird, dessen Anwesenheit in Rom jedoch erst wesentlich später bezeugt ist (vgl. dazu n. 807, n. 809 und MG Conc. IV 243). Scholz vermutet daher in Zuspitzung einer Überlegung von Schrörs (vgl. v. a. 280 Anm. 48), ursprünglich sei nicht Egilo, sondern Actard als Gesandter des Konzils ausersehen, auf Betreiben Hinkmars von Reims jedoch durch Egilo ersetzt worden. Zwingende Belege für eine solche Einflußnahme Hinkmars fehlen allerdings, zumal die späte Antwort Hadrians II. (JE 2903) auf n. 807 tatsächlich eine Übermittlung dieses Schreibens durch Actard erst nach der Synode von Troyes 867 (vgl. n. 854, n. 865 und n. 866) nahelegt. Auch die durchaus wahrscheinliche (vgl. Lot) Beförderung des Briefes n. 811 durch Egilo ist nicht zu belegen. In seinem Antwortschreiben an Karl (n. 836) erwähnt der Papst den Gesandten nicht namentlich. Außer den genannten Briefen hatte Egilo von verschiedenen Seiten mündliche Instruktionen erhalten. So hatte Hinkmar Egilo geheime Anweisungen gegeben (MG Epist. VIII 190-194 n. 186), wie dem Papst die Konzilsentscheidung bezüglich der zu restituierenden Ebo-Kleriker darzustellen sei, und ihm weiterhin zwei Briefe (MG Epist. VIII 194-196 n. 187; MG Epist. VIII 196-201 n. 188) zu den Irrlehren des Mönchs Gottschalk übergeben, über die der Gesandte den Papst unterrichten sollte. Karl der Kahle bediente sich Egilos nach einem Treffen mit Lothar II. im September 866 in Attigny als Überbringer nicht näher bestimmbarer, vertraulicher Mitteilungen an den Papst, laut Dümmler und Parisot in Angelegenheiten des Ehestreits Lothars II. (vgl. n. 818). Ebenso denkbar ist jedoch eine Stellungnahme Karls zu Wulfad und zu dessen Erhebung auf den Erzstuhl von Bourges. Diese könnte mit dem Schreiben n. 811 gleichzusetzen sein, jedoch steht einer solchen Interpretation die Chronologie Hinkmars entgegen, der in seinen Annalen die Entsendung Egilos durch das Konzil und den westfränkischen König ausdrücklich vor der Bischofsweihe Wulfads, über die n. 811 berichtet, ansetzt. Nach Darstellung der Ann. Bertiniani scheint Egilo zusammen mit Lothars II. Gesandten (vgl. n. 818) nach Rom gereist zu sein; die unterschiedliche Datierung der jeweiligen Antwortschreiben des Papstes vom Dezember 866 bzw. Januar 867 deutet jedoch darauf hin, daß beide Gesandtschaften nicht gleichzeitig bei Nikolaus vorstellig wurden. Dennoch dürfte Egilo im Frühjahr 867 die päpstlichen Antworten (n. 836, n. 837, n. 838, n. 840, n. 841, n. 842 und n. 843) auf beide Gesandtschaften ins Frankenreich gebracht und am 20. Mai 867 (XIII kalendas iunii) in der Pfalz Samoussy an Karl den Kahlen übergeben haben, der die entsprechenden Schreiben an Lothar II. weiterleitete, vgl. n. 848 und Ann. Bertiniani a. 867 (Grat 135). Die Datierung der Berichterstattung Egilos in Rom ergibt sich aus dem Datum des Herrschertreffens von Attigny (wohl im September 866) sowie dem Datum der ersten Antwortschreiben Nikolaus’ (n. 836, n. 837 und n. 838).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 821, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/c90949b7-b6d5-4aee-a924-c4b0dc15a674
(Abgerufen am 29.03.2024).