Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,4,4,5

Sie sehen den Datensatz 1275 von insgesamt 1387.

Cölestin III. setzt Erzbischof H(artwig) von Bremen (Bremensis ecclesie ... H. archiepiscopus) und Graf Adolf (III.) von Schauenburg (nobilis vir Adulfus comes de Scowenbruch) aufgrund der Appellation des Grafen den Festtag des Apostels Thomas (21. Dezember 1194) als Termin fest, an dem am Apostolischen Stuhl der Streit zwischen den Parteien um eine Burg des Erzbischofs in Stade und die Grafschaft Stade (castrum eiusdem archiepiscopi et ecclesie sue Stadium nomine ac comitiam Stadiensem) sowie um eine Burg bei Harburg (locum qui dicitur Horebruch), die auf dem Grund der Kirche von Bremen errichtet worden sei, verhandelt werden soll.

Überlieferung/Literatur

Überl.: Dep., erwähnt in Cölestins III. Mandat von 1195 März 3 (Reg. 1340).

Reg.: – .

Kommentar

Aus der genannten Urk. Cölestins III. ergibt sich folgender Sachverhalt: Erzbischof Hartwig von Bremen hatte durch seine Gesandten, den Domdekan Rudolf und den Domkanoniker Burchard (vgl. GP VI S. 88 Nr. *175), Klage am Apostolischen Stuhl erhoben wegen der Gewalttätigkeiten des Grafen Adolf III. von Schauenburg im Zusammenhang mit dem Streit um eine Burg in Stade und die Grafschaft Stade (castrum eiusdem archiepiscopi et ecclesie sue Stadium nomine ac comitiam Stadiensem), die der Graf unrechtmäßig an sich gebracht habe, und um eine Burg bei Harburg (locum qui dicitur Horebruch), die auf dem Grund der Kirche von Bremen zu deren Schaden errichtet worden sei. Zudem habe der Graf den Klerikern des Erzbischofs oftmals die Teilnahme an dessen Synoden verboten, den Ministerialen des Erzbischofs die Leistung der schuldigen Servitien untersagt und durch viele weitere Übergriffe die Kirche von Bremen geschädigt. Dagegen brachte von Seiten des Grafen dessen Gesandter Magister Bruno vor (vgl. GP VI S. 88 Nr. *176), daß, als der Graf sich auf Pilgerfahrt nach Jerusalem befunden habe, der Erzbischof in dessen Ländereien eingefallen sei und großen Schaden angerichtet habe. Nach seiner Rückkehr habe der Graf vor Kardinalpriester Cinthius von S. Lorenzo in Lucina Klage erhoben, der sich im Herbst 1192 auf dem Rückweg von seiner Legation in Dänemark nach Rom befand, wo er 1192 Dezember 25 (Reg. 626) wieder nachzuweisen ist. Cinthius überwies den Streit an unbekannte Delegaten (vgl. GP VI S. 87 Nr. *173), vor denen der Erzbischof versprochen habe, eine Einigung mit dem Grafen herbeizuführen und Wiedergutmachung zu leisten, sich dann aber dem Urteil der Delegaten verweigert, sein Versprechen nicht gehalten und dem Grafen die Exkommunikation angedroht habe, der sodann an den Apostolischen Stuhl appellierte, woraufhin der Festtag des Apostels Thomas (21. Dezember 1194) als Termin für die Durchführung der Appellation festgelegt wurde, vgl. GP VI S. 88 Nr. *176. Der Papst befahl dem Grafen, alles, was er dem Erzbischof entrissen habe, diesem zu restituieren und unverzüglich Wiedergutmachung zu leisten (vgl. Reg. 1338) sowie von weiteren Belästigungen abzulassen. Wenn dies erfolgt sei, sollten die Klagen des Grafen gegen den Erzbischof vor den Bischöfen Hermann von Münster und Gerhard von Osnabrück sowie Abt Nikolaus von Hardehausen (D. Paderborn) verhandelt werden (vgl. Reg. 1339). Ob es zur Durchführung dieses Verfahrens kam, das ja nur für den Fall des Ungehorsams des Grafen vorgesehen war, ist unsicher. Fest steht jedenfalls, daß der Streit durch eine von Kaiser Heinrich VI. 1195 Oktober 24 bestätigte Vereinbarung zwischen den Parteien beigelegt wurde, vgl. Böhmer-Baaken, Regesten Heinrichs VI. Nr. 477 (mit Ergänzungen bei Böhmer-Baaken, Regesten Heinrichs VI. Nachträge und Ergänzungen S. 170, als pdf-Datei unter www.regesta-imperii.de), GP VI S. 89-90 Nr. *182 und Schwarzwälder, Entstehung Bremen S. 265. Die Datierung ergibt sich aus der Delegation des Streits durch Kardinalpriester Cinthius von S. Lorenzo in Lucina im Herbst 1192 und dem in Cölestins III. Mandat genannten Termin. Zur Sache vgl. Schwarzwälder S. 260f. und S. 265, Glaeske, Erzbischöfe von Hamburg-Bremen S. 198-201, Freytag, Nordosten S. 521f. und Edbury, Celestine III and the Crusade S. 131.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI IV,4,4,5 n. 1275, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/c887a93b-1ed1-4fae-83d5-0e49aff1c531
(Abgerufen am 25.04.2024).