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RI XI Sigmund (1410-1437) - RI XI Neubearb., 2

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Kg. S. – der anführt, dass der Bürgermeister, Rat und alle Bürger der Stadt Eger laut seinem besonderen Befehl (von unser sunderlich befelhnuß), den er ihnen durch seinen Diener, den ehrbaren Heinrich Schlick (Sligk), welchen sie [damals] in verschiedenen Sachen zu ihm geschickt hatten, übermittelt hat,2 mit seiner Gunst und Erlaubnis (und ouch mit unserem willen und gunst und erloubung) sein Pflegeamt (unser pflegerampt) zu Eger von den edlen Wend von Ilburg (Eylburg) und dessen Neffen Otto um 300 Schock böhmischer Groschen ausgelöst und übernommen haben3 – verschreibt, versetzt, verpfändet und gewährt (verschriben, verseczen, verpfenden und bescheiden) aus kgl.-römischer und -böhmischer Macht (in crafft […] Roͤmischer und Bohemischer kuniglicher macht) dem Bürgermeister, Rat und den Bürgern von Eger sowie deren Nachkommen seine genannte Pflege in Eger um die genannten 300 Schock Groschen, dorumb das die egenant unser stat dester in besser ordnung und eintracht sey, wenn sy sulch pflege selber bestellen und ouch das sy solichs irs geltes seicher [!] sein. Die Egerer sollen die Pflege mit allen Rechten, Freiheiten, Gewohnheiten (weiseden), Mannschaften, Zinsen, Zehnten, Fronen (fronen, dinsten, scharberken), Steuern, Herrschaften, Gewalten, Lehen, Gerichten, Gerichtsgebühren (vellen) und Geldbußen (wandeln), Zöllen, Wiesen, Äckern, Feldern, Mühlen, Gewässern, Teichen, Teichstätten, Fischereien, allem Wildbann und Vogelwaid, Anwesen und Gebäuden (gesessen und pewden), Weiden (wunnen und weiden), Tief- und Tagbaugruben, seien sie in oder außer Betrieb (perkwerken […] ob der erden und dorunter, besucht und unbesucht), Forsten, Holzzöllen, Waldzinsen und mit allen anderen Nutzen und Zubehör in den durch Stock und Stein gekennzeichneten Rainen und Grenzen zu Feld und zu Dorf ungestört innehaben, gebrauchen und genießen, solange er oder seine Nachfolger als böhmische Kgg. ihnen 300 Schock Groschen nicht ausbezahlt haben. Die Egerer sollen ihm und seinen Nachfolgern die Auslösung jederzeit ermöglichen (nach Kop. C).

Originaldatierung:
am sambstag vor dem suntag Oculi in der vasten, 43 – 19 – 9)1
Kanzleivermerke:
KV: Ad mandatum domini regis Caspar Sligk (nach Kop. C).

Überlieferung/Literatur

Orig. im bearbeiteten Bestand nicht überliefert. – Kop. dt.: Registereintrag (Siegelankündigung für Majestätssiegel) in HHStA Wien, RR I (J), fol. 22r–v (alt: 17r–v) (B); einfache Abschrift eines Vidimus aus dem Jahr 1508 in SOA Plzeň – SOkA Cheb, Bestand AM Cheb, Kart. 368, Fasc. 498, Inv. Nr. A 3082 (alt: A 2182) (C); einfache Abschrift aus dem frühen 16. Jh. ebd. (mit falschem Datum 1429 Februar 25) (D); einfache Abschrift aus dem späten 16. Jh. ebd., Kart. 1, Fasc. 1 (E); einfache Abschrift aus dem späten 17. Jh. ebd. (F); Abschrift aus dem 18. Jh. im ersten Konvolutenbuch der Stadt Eger in SOA Plzeň – SOkA Cheb, Bestand AM Cheb, Buch Nr. 1010, pag. 177–180 (G).

Ed.: CIM III, S. 66–68, Nr. 49. – Auszug: Gradl, Privilegien Eger, S. 24; ders., Geschichte, S. 377.

Reg.: RI XI, Nr. 7182.

Lit.: Gradl, Geschichte, S. 365, 377; Siegl, Burgpflege, S. 554, 574–575; Sturm, Eger, S. 154–155; Kubů, Cheb v době husitské, S. 119; ders., Sigismund, S. 167; ders., Chebský městský stát, S. 58, 126; Kaar, Stadt, S. 284.

Kommentar

Es fällt auf, dass die oben regestierte Urk. und die ca. ein Jahr früher ausgestellte, heute verschollene Erlaubnis zugunsten des Egerer Stadtrats, die Pflege von Wend und Otto von Ilburg auszulösen,4 inhaltlich fast identisch waren. Es war aber nicht ungewöhnlich, dass S. jemandem zuerst durch ein mit Sekretsiegel versehenes Mandat die Auslösung eines bestimmten Kammergutes erlaubte, und später für das ausgelöste Gut eine ordentliche, mit Majestätssiegel besiegelte Verpfändungsurk. ausstellte.

Anmerkungen

  1. 1Das ungarische Regierungsjahr in C‒F fälschlich mit 43 statt 42 angegeben.
  2. 2Es wird zwar nicht ausdrücklich gesagt, ob es dabei sich um einen mündlichen Befehl oder um ein schriftliches Mandat handelte, man kann aber in diesem Fall – im Hinblick auf den Inhalt – die ursprüngliche Ausfertigung eines Mandats annehmen, mit dem sich die Stadt bei dem damaligen Pfleger ausweisen konnte. Daher siehe das oben rekonstruierte Dep. Reg. Nr. 70.
  3. 3Zur Auslösung der Egerer Pflege durch die Stadt dürfte es schon im Mai 1428 gekommen sein, da der Stadtrat laut den Ratsrechnungen am 3. Mai 1428 dem pfleger fur die pfleg 920 [rheinische] Gulden zahlte (Gradl, Chroniken, S. 205), was in dieser Zeit durchaus der Summe 300 Schock Groschen entsprechen konnte. Die Übergabe der Burgpflege verzögerte sich aber aus unbekannten Gründen beträchtlich und S. richtete erst am 24. Februar 1429 – unmittelbar vor der Ausstellung der oben regestierten Urk. – ein Mandat an Wend von Ilburg, dem er die unverzügliche Übergabe der Pflege an die Stadt befahl (HHStA Wien, RR I [J], fol. 22r [alt: 17r]; Reg. in RI XI, Nr. 7180).
  4. 4Siehe das oben rekonstruierte Dep. Reg. Nr. 70.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XI Neubearb., 2 n. 71, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/c81bad31-a06c-40bb-9af9-c463d8ebd68b
(Abgerufen am 16.04.2024).