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RIplus | Urkundenregesten Hofgericht 6 - Die Königszeit Karls IV. (1348-1355 März)

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Kg. Karl an Walram von Luxemburg, Herrn zu Ligny, und dessen Sohn Johann, Bgf. zu Lille: Unter eingehender Beschreibung der Pflichten eines römischen Kg.1 teilt er mit, daß er von einigen seiner Getreuen gegen Bf. Guido [de Ventadour] von Cambrai, der dem Kg. in weltlichen Dingen unterstellt ist, angerufen worden ist (nonnullis nostris fidelibus premonitus et requisitus fuerit), weil dieser, nachdem er [der Kg.] den römischen Königsthron bestiegen hat, die Lehen und Regalien, die einem Bf. von Cambrai von früheren Kgg. und Kss. her zustanden, aus Trotz, wie vermutet werden kann (contumaciter, ut verisimiliter presumitur), nicht innerhalb der geschuldeten Zeit empfangen hat, auch Mannschaft und Treueid nicht leisten wollte (non curavit). Obwohl er gegen ihn mit Entzug der Lehen und Regalien und durch andere Strafen auf Grund des Rechts und auf Grund der Gewohnheit des römischen Königreichs vorgehen könnte (ad privacionem dictorum feodorum et regalium et ad penas alias tam de iure quam dicti regni nostri consuetudine procedere possemus et eciam non immerito deberemus), um nicht seine und des gen. Königreichs Rechte zu vernachlässigen, hat er sich in seiner Sanftmut erweichen lassen (nostre mansuetudinis molliamus) und, um mit dem gen. Bf. ein wenig milder zu verfahren (volentes aliquantulum micius agere), veranlaßt, daß die Strafe des Privilegienentzugs in eine leichtere umgewandelt werde (de presenti pretacte privacionis penam in aliam magis levem pronunc duximus commutandam), indem er zugleich festlegt (decernentes), daß die gesamte weltliche Verwaltung des Hochstifts Cambrai, in welche sich der Bf. zum Nachteil des Kg. und des Heiligen Reichs eingemischt hat, jenem entzogen wird (ipsi episcopo amplius interdicendam et realiter auferendam), bis er sich um die Übertragung seiner Regalien bemüht und in diese vom Kg. eingesetzt wird. Für den Zeitraum, in dem der Bf. hinsichtlich der Mutung seiner Lehen und hinsichtlich Mannschaft und Treueid nachlässig war und sein wird, ist die Verwaltung des Hochstifts dem Kg. übertragen.

Er beauftragt sie daher (quapropter fidelitati vestre et cuiuslibet vestrum in solidum auctoritate nostra regia committimus et mandamus), die Verwaltung des Hochstifts mit einem entsprechendem Verbot gegenüber dem Bf. von diesem, solange er in seinen Lehnspflichten gegenüber dem Reiche säumig ist, in kgl. Namen zu übernehmen (vice nostra regia et nostre maiestatis nomine intromittatis et eandem amministracionem suscipiatis et apprehendatis plenarie et in totum), die Nutzungen daraus der kgl. Kammer zuzuführen (nostro fisco et camere nostre regie applicetis) und dem damit beauftragten Ebf. Balduin von Trier zu übertragen, schließlich in allem, womit sie beauftragt sind, sorgfältig Rechenschaft abzulegen (de hiis et aliis, que vobis committimus, debite respondere curetis). Alles, was in dieser Zeit durch den Bf. oder in seinem Namen unternommen wird, sollen sie für nichtig erklären (ceterum omnia et singula, que per dictum episcopum vel eius auctoritate a tempore, quo idem episcopus in mora et defectu pretacta regalia a nobis reverenter suscipiendi et nobis homagium et fidelitatis debite iuramentum faciendi fuerat vel erit, amministrata, acta et attemptata inveneritis, eadem auctoritate suffulti annulletis et in irritum penitus revocetis).

Zugleich erklärt er für nichtig (decernimus eciam exnunc irritum et inane), was der Bf. oder ein anderer wissentlich oder unwissentlich gegen diese Verfügung unternehmen sollte. Er gebietet allen Prälaten, Geistlichen und sonstigen Adligen, Pröpsten, Amtleuten, Kellern, Einnehmern und anderen Funktionsträgern des Bistums Cambrai, besonders den Schöffen der Stadt sowie dem Burggrafen und den Schöffen der Burg Cambrai, den beiden eingesetzten Kommissaren (nostris et regiis in hac parte commissariis) und nicht dem gen. Bf. Gehorsam zu leisten. Die gegenüber Übertretern ausgesprochenen Strafen sollen kraft kgl. Gewalt bestätigt werden (penas quoque et multas, si quas obinde rebellibus seu contradictoribus vobis in premissis vel aliquo eorum inflixeritis, extunc prout exnunc de nostra regali potencia ratas et gratas habebimus, easque per presentes confirmamus et eciam approbamus et ipsas auctore eo, qui nostrum gubernat imperium, faciemus firmiter et inviolabiliter observari).

Originaldatierung:
Datum Maguncie XVII0 kal. februarii 1348, r. 2.

Überlieferung/Literatur

Ü: B 1 – 3 StadtA (AV) Lille, S 1 – 3 – Notariatsinstrument von 1348 September 9, Perg.

B 4 StadtA (AV) Cambrai, AA 174 – Notariatsinstrument von 1348 Dezember 31, Perg., mit anh. Sg.

D: MGH Const. 8, S. 695 – 697 Nr. 690.

R: Fehlt in RI 8.

Kommentar

S. auch die weiteren für den Prozeß wichtigen Urkk. Nr. 36, 42-42, 49-49 und 65.

Anmerkungen

  1. 1Arenga.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus URH 6 n. 27, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/c207d728-e3d7-42fe-8ae3-7e91a4346248
(Abgerufen am 24.04.2024).

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