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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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Papst Nikolaus (I.) berichtet Erzbischof Hinkmar von Reims (reverentissimo et sanctissimo confratri nostro Hincmaro archiepiscopo Remensi) über zahlreiche aus der Gallia nach Rom gekommene Kleriker, die vom ehemaligen Reimser Vorsteher Ebo geweiht worden seien. Er habe im Archiv der römischen Kirche (in archivis sanctae Romanae ... ecclesiae) sowie in den durch Hinkmar übersandten (n. 609) Konzilsakten (von Soissons 853) (MG Conc. III 253-293) nachgelesen, könne jedoch keinen deutlichen Anhaltspunkt für die Ungültigkeit von deren Weihen finden; Nikolaus fordert Hinkmar auf, die Restitution des (späteren Erzbischofs) Wulfad (von Bourges) und seiner Kollegen selbst vorzunehmen; falls Hinkmar dies aus Gewissensgründen nicht möglich erscheine, befiehlt der Papst (praecipimus) (den Bischöfen) Remigius von Lyon, Ado von Vienne und Wenilo von Rouen, mit Hinkmar und dessen Suffraganen sowie mit dem übrigen Episkopat der Gallia und Neustriens bei Soissons zusammenzukommen, und verweist auf seine entsprechenden Briefe an den Episkopat (vgl. n. 789, n. 792, n. 793) sowie an Wulfad und dessen Genossen (n. 790). Er gebietet – falls keine Einigung erzielt werde – Wulfad und seinen Gefährten sowie Hinkmar, nach Rom zu kommen bzw. möglichst bald nach dem am 18. August 866 (XV. Kalendas Septembris praesentis quartae decimae indictionis) in Soissons abzuhaltenden Konzil jeweilige Sachwalter zu entsenden, verweist weiterhin darauf, daß die Zeit für eine Appellation nicht verstrichen sei, weil die Kleriker – wie päpstlichen Schreiben (n. 284, n. 290) zu entnehmen sei – schon unter Leo IV. appelliert hätten (n. 282, n. 286); er begegnet einer möglichen Berufung Hinkmars auf päpstliche Privilegien für die Reimser Kirche (vgl. n. 376 und n. 626) damit, daß auch in diesen Privilegien die letzte Entscheidung dem römischen Sitz vorbehalten gewesen sei. Der Papst informiert schließlich über seinen Auftrag an Remigius von Lyon (n. 795), gegebenenfalls die Einladungsbriefe für das Konzil weiterzuleiten und schließt mit der Forderung einer Übermittlung der Konzilsakten zur Bestätigung durch den Papst.

Originaldatierung:
Data III nonas Aprilis indictione XIIII.
Incipit:
Multorum a partibus Galliarum ad ...
Empfänger:
Erzbischof Hinkmar von Reims

Überlieferung/Literatur

Orig.: –.

Kop.: 9. Jh., Laon Bibl. mun.: Ms. 407 fol. 31r-34v; 9. Jh., Paris Bibl. nat.: Ms. lat. 1458 fol. 162v-163v; 10. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Regin. lat. 566 fol. 53v-55r; 10. Jh., La Rochelle Bibl. mun.: Ms. 387 fol. 93v; 16.-17 Jh., Rom Bibl. Alessandrina: Ms. 98 II fol. 294r-295r; 18. Jh., Paris Bibl. nat.: Coll. Moreau 1231 fol. 31r-34r.

Erw.: n. 792; n. 793; n. 794; n. 808; n. 811; n. 820; n. 837; n. 848; n. 854; Schreiben Hinkmars an Egilo von Sens (von 866 Sept.) (MG Epist. VIII 190-194 n. 186).

Drucke: Sirmond, Conc. Gall. III 611; Conc. coll. reg. XXII 799; Labbe-Cossart, Conc. VIII 808; Hardouin, Acta Conc. V 601; Mansi, Coll. XV 705; Migne, PL CXIX 964; (Bouquet, Recueil VII 411; MG Epist. VI 404-407 n. 74.

Reg.: Bréquigny, Table I 273; J 2114; Anal. iur. pont. X 133 n. 101; JE 2802.

Lit.: Schrörs, Hinkmar 271f.; Dümmler, Ostfränk. Reich II 146f.; Werminghoff, Synoden 636; Lot, Année 407-410 (ND 429-432); Kremers, Ado von Vienne 30; Perels, Nikolaus 134-137; Haller, Nikolaus 114f., 129, 139 Anm. 371, 154 Anm. 414; Congar, Nicolas Ier 400; Ewig, Beobachtungen ND 344; Devisse, Hincmar II 601f.; Bishop, Nicholas 246, 328; Kennedy, Permanence of an Idea 113; Hartmann, Synoden 317; Schieffer, Beziehungen karolingischer Synoden 160; Patzold, Episcopus 330, 373.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Ramackers, PUU Frankreich IV 36, Musset, Cat. La Rochelle, Perels, Briefe I 564, 569-572 und 583 und Ders., Briefe II 46 Anm. 1 sowie Jasper, Beginning 111f. Die kanonistische Sammelhandschrift Paris Ms. lat. 1458 stammt in diesem Teil aus dem 9. Jh., vgl. dazu Perels I 570-572, Mordek, Bibl. capitularium 412-414 und Jasper 114. Der Beginn dieser Hs. ist fast völlig zerstört, im weiteren sind dort außerdem einige Textverluste an den Rändern zu verzeichnen. Das Schreiben dokumentiert mit weiteren Parallelschreiben (n. 789, n. 790, n. 792, n. 793, n. 794), daß der Papst die Rechtmäßigkeit des früheren Verfahrens bezweifelte und daß er die in den päpstlichen Archiven lagernden Unterlagen einer erneuten Prüfung unterzog. Vor allem schien es um Wulfad zu gehen; vielleicht dürfte Nikolaus danach gestrebt haben, die zunehmende Macht Hinkmars zu beschneiden. Zum Fall der Ebo-Kleriker um Wulfad vgl. n. 806. Die vom Papst angeordnete Synode fand schließlich im August 866 in Soissons statt, vgl. n. 808. In der Pariser Hs. der Coll. Moreau fehlt die Datierung.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 791, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b9664d3e-7d47-4931-b640-f601a67c489d
(Abgerufen am 29.03.2024).