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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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Papst Nikolaus (I.) bestätigt dem Kloster Blandinium (in Gent) (fratribus ac filiis nostris apud Blandinium coenobium) auf Bitten Karls (des Kahlen) und Fulrads alle Privilegien wie sie der Erbauer des Klosters Bischof Amandus von Papst Martin I. (JE †2074) und den Königen Dagobert (I.) und Sigebert (III.) erbeten und erhalten hatte, bestätigt insbesondere stabilitas, Zehnte und stipendia sowie weitere königliche Privilegien, namentlich von König Karl, verfügt (constituimus) entsprechend dem Präzept Karls die Unantastbarkeit des Besitzes und verbietet die Einsetzung von Äbten durch Könige.

Originaldatierung:
Scriptum per manus Sophronii notarii regionarii, scriniarii Sanctę Romanę Aecclesie. Corroboratum atque subnixum auctoritate apostolica Nichelai, suggerente Folrado abbate inclyto, uti fuerat olim petente domno Amando, temporibus Martini papę. Datum anno primo, quarto kl. aprilis, regnante Karolo invictissimo imperatore. Pręsentatum per Tiberium sanctę Romanę Aecclesie archycancellarium, indictione undecima.
Incipit:
Quando ad ea que catholicorum ...
Empfänger:
Kloster Blandinium (in Gent)

Überlieferung/Literatur

Orig.:-.

Kop.: 11. Jh., Gent Rijksarchief: Abtei St. Peter in Gent Ser. II n. 2bis fol. 44r; 11.-12. Jh., Krakau Bibl. Jagiellonska: Ms. Lat. Quart. 939 fol 1r; 15. Jh., Brüssel Bibl. Royale: Ms. 16530-40 (3739) p. 34f.; 17. Jh., Gent Rijksarchief: Abtei St. Peter in Gent S 350 fol. 60v; 18. Jh., Gent Rijksarchief: B 2956 p. 3.

Erw.: Urk. Johannes’ XV. von 992 Dez. 23 (JL 3847; Zimmermann, PUU I 606-610 n. 313; Böhmer-Zimmermann n. 711); Ann. Blandinienses (Grierson 10).

Drucke: Lokeren, Chartes Saint-Pierre au Mont Blandin 18f.; Jaffé, Geschichtliche Handschriften 177f.; Pirenne, Bulle fausse 161-165.

Reg.: JE †2714.

Lit.: Pirenne, Note 115f.; Pirenne, Bulle fausse 156-169; Oppermann, Kloster Blandinium 45-57.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Jaffé, Geschichtliche Handschriften sowie Ramackers, PUU Niederlande 16, 38 und 42f. und Grierson XXXVI. Die von Jaffé angezeigte Überlieferung der Fürstlich-Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek (11.-12. Jh., Schloß Harburg Fürstliche-Oettingen-Wallersteinsche Bibl.: II, 2 fol. 1) ist nach Auskunft des Archivs in Schloß Harburg (27. April 1990) 1935 verkauft und aus Privatbesitz dann von der Preußischen StBibl. in Berlin erworben worden (Cod. lat. 4° 939). Sie befindet sich seit den Auslagerungen während des Zweiten Weltkriegs inzwischen in der Bibl. Jagiellonska in Krakau. Die von Pirenne, Note beschriebene Hs. liegt heute in Gent (II n. 2bis). Das Incipit und eine Besprechung der Urkunde finden sich auch in dem wohl aus dem 15./16. Jh. stammenden Chronicon (Putte, Annales 63f.). – Für die seit langem erwiesene Fälschung ist von Pirenne, Bulle fausse n. 624 als Vorlage angenommen worden (vgl. den Druck von Pirenne mit Kennzeichnung der Übernahmen), jedoch kann auch ein echtes mit n. 624 gleichlautendes Privileg für das Peterskloster in Gent Einfluß ausgeübt haben, vgl. Hofmeister in NA 28/1903, 263, Oppermann und Santifaller, LD 94. Die Übereinstimmungen mit n. 624 könnten dann als Passagen der echten Urkunde gelten, vgl. Oppermann 51f. Aus n. 624 bzw. der echten, erschlossenen Urkunde stammt wohl auch die Bitte Karls des Kahlen um das Privileg (vgl. n. 584), der aber von einem möglichen Fälscher zusammen mit dem Abtsnamen Fulrad wohl als Karl der Große angesehen wird. So berichten auch die Ann. Blandinienses zum Jahr 814, als Fulrad wohl Abt des Klosters war, vgl. Grierson. Die Urkunde Johannes’ XV. ist teilweise NU. Die Privilegien Dagoberts und Sigeberts hat es wohl nie gegeben, sie wurden wahrscheinlich aus der gefälschten Martinsurkunde übernommen (vgl. MG DD Mer. 2 n. Dep. 150 und n. Dep. 211). Der von Pirenne angenommene Fälschungszeitpunkt (vor 992 wegen der Erwähnung in der Urkunde Johannes XV.) ist unsicher, da ja auch diese verfälscht ist; Oppermann hat hingegen einen Zeitpunkt in der 2. Hälfte des 11. Jh. wahrscheinlich gemacht, damals sei die Urkunde zusammen mit denen auf die Päpste Martin I., Benedikt VI., Johannes XV. und Leo IX. gefälscht worden. Hinweise hierzu bieten auch die insgesamt merkwürdigen Scriptum- und Datumzeile. Zu den in der Datierung genannten Personen vgl. Halphen, Administration 94 und Santifaller, Elenco 53f. und 259.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. †618, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b84e7b83-f7c8-4523-97bb-86720c5872d9
(Abgerufen am 16.04.2024).