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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

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Papst Johannes (VIII.) bestätigt (indulgemus, concedimus atque confirmamus) der Abtei SS. Maria und Philibert in Tournus unter Abt Geilo (Geyloni inclyto abbati, dilectisque filiis nostris in Tornutio monasterio, a spirituali filio nostro glorioso Carolo imperatore Augusto, sanctae ... Mariae atque pretioso confessori Christo) aufgrund des Bittschreibens Kaiser Karls (des Kahlen) gemäß dessen Privileg (Lot-Tessier, Recueil II 342-347 n. 378) alle Besitzungen und Rechte sowie die verschiedensten stipendia, gebietet, daß weder Könige, Vorsteher oder Äbte Rechte mindern oder entfremden sollen, sondern daß alle bisherigen und künftigen Schenkungen unberührt bleiben sollen, unterstreicht den päpstlichen Vorbehalt (salva ... auctoritate et honore sanctę Romanę ecclesię) und gesteht die freie Abtswahl zu.

Originaldatierung:
Scriptum per manum Anastasii notarii regionarii et scriniarii sanctae Romanae Ecclesiae, in mense Octobrio, indictione decima. Subscriptum idus Octobrias per manum Christophori primicerii sanctae summae sedis apostolicae, imperante domino piissimo principe Augusto Carolo, a Deo coronato, magno imperatore anno primo, indictione decima.
Incipit:
Quando ad ea quae catholicorum ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: Paris Bibl. nat.: Ms lat. 8840.

Kop.: 17. Jh., Berlin Staatbibl. Preuß. Kulturbesitz: Cod. Phill. 1757 Nr. IV fol. 47r.

Erw.: Urk. Calixts II. 1119 Mai 10 (Robert, Bull. I 15 n. 13).

Faks.: Pflugk-Harttung, Specimina I Tafel 4-6; Steffens, Lat. Paläographie, Tafel 52, Tafel2 62 (Ausschnitt).

Drucke: Chifflet, Hist. de Tournus 219; Labbe-Cossart, Conc. IX 240; Hardouin, Acta conc. VI 123; Juenin, Hist. de Tournus 96; Cocquelines-Mainardi, Bull. Rom. I 210 n. 6; Marini, Papiri dipl. 26 n. 17; Migne, PL CXXVI 686.

Reg.: J 2280; JE 3052; Pflugk-Harttung, Originalurkunden 493 n. 6; Poupardin, Monuments Saint-Philibert 115 n. 15; Kehr, Die ältesten PUU 7 n. 6; Santifaller, Beschreibstoffe 33 n. 6.

Lit.: Sabbe, Papyrus et parchemin 101f. (ND 139f.); Lohrmann, Register Johannes 162 und 186f.; Pfaff, Sankt Peters Abteien 177; Boshof, Traditio Romana 28f.; Arnold, Johannes 127-133; Mersiowsky, Papstprivilegien 150-161; Krafft, Bene Valete 238.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Wiederhold, PUU Frankreich II 16 und Ramackers, PUU Frankreich V 30 Anm. 3 zur Kopie aus dem Nachlaß von Chifflet. Die Originalurkunde ist jetzt in acht Teile zerschnitten. Wenn man die einzelnen Stücke zusammenlegt, ergibt sich eine Länge von 3,20 m und eine Breite von 0,55 m. Die ersten neun Zeilen des Privilegs sowie der Schluß der Scriptumformel sind durch eine vergrößerte Schrift hervorgehoben. Das Bene valete ist in Unzialschrift geschrieben. Das Datum stammt von einem anderen Schreiber als der Kontext. Das Bleisiegel ist nicht erhalten. Zu weiteren Einzelheiten vgl. Steffens, Lat. Paläographie 62 sowie jetzt Mersiowsky, der auch das für PUU des 9. Jh. unübliche Monogramm hervorhebt (vgl. hierzu auch Krafft). Zu den arabischen Herkunftszeichen im Papyrus vermutet Rill, Sizilien im Mittelalter 85, daß diese auf den in Palermo wachsenden Papyrus verweisen könnten, obwohl auch eine ägyptische Herkunft (wie früher meist angenommen) nicht auszuschließen sei; demgegenüber verweist Sabbe auf den aufgeprägten Stempel des Said-Ibn-Abd er Rahman, der 838 in Ägypten für die Finanzen zuständig war. Sabbe zufolge ist der Beschreibstoff in dem Produktionszentrum al-Fayum hergestellt worden, vgl. dazu auch Karabacek, Das arabische Papier 18. Die Vorbehaltsklausel deutet auf eine exemte oder ähnliche Stellung hin, jedoch wurde das Kloster erst unter Papst Calixt II. 1119/1121 endgültig zum päpstlichen Schutzkloster erklärt, vgl. dazu Pfaff 157, 177 und Boshof 29. Als VU diente laut Boshof das Privileg Nikolaus' I. für Saint-Denis (Böhmer-Herbers n. 624). Das Bittschreiben Karls des Kahlen ist nicht erhalten; es wurde dem Papst möglicherweise von Adalgar von Autun übermittelt, vgl. zu dessen Anwesenheit in Rom zu dieser Zeit n. †?197 sowie n. 187. Die Erwähnung in der Urkunde Calixts II. quę per ... Joannis ... privilegium Trenorciensi monasterio confirmata sunt ist möglicherweise auch auf n. 267 zu beziehen. Die Mönche der Abtei siedelten erst ab 875 in Tournus, wo Abt Geilo die Übergabe des dortigen Klosters von Karl dem Kahlen erwirkt hatte, vgl. dazu die Urkunde Karls des Kahlen (Lot-Tessier, Recueil II 342-347 n. 378), zu den einzelnen Besitzungen Cartron, Domaine méridional 534. Zur Verwendung des LD vgl. Santifaller, LD 95, zu den in der Datierung genannten Personen vgl. Santifaller, Elenco 58, 64 und 265, Halphen, Administration 95 sowie Lohrmann 235. Vom selben Tag datiert ein weiteres, wohl unechtes Privileg für Tournus (n. †?197), das jedoch statt der zehnten die neunte Indiktion angibt. Weiterhin sind für Tournus eine echtes (n. 267) und ein gefälschtes Privileg Johannes' VIII. (n. †332) überliefert.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,3 n. 196, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b033ee1c-5363-47c2-8d7b-f34591efd021
(Abgerufen am 29.03.2024).