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RIplus | Urkundenregesten Hofgericht 14 - Die Zeit Wenzels (1397-1400)

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1397, Ind. 5, Juni 25, im 8. Pontifikaljahr des Papstes Bonifaz. Vor Johann von Hoyer und Johann Borre, den Bürgermeistern der Stadt Deventer, sowie vor Egid von Arnheim, Herman Splitof, <Lubbert Budel, Henrik Ludensoen, Gerard Egid, Frederik van der Eze, Henrik von Leyden, Hessel Overeng, Rudolf Michaelis, Stephan Mumme von Kerken,> Schöffen, sowie vor den Ratsmannen Hademar von Heten, Johann ter Porten, <Henrik Vogeler, Martin ten Bome, Henrik Scheving, Henrik van den Lare, Werner Kortenhorst, Lubbert Johannis, Everhard Lewenkamp, Herman Huesman, Gelmar Meinold und Hilbrant ter Bruggen>a, die sich im Haus der Schöffen eigens zur Beratung versammelt hatten, hat sich in ihrer, der beiden dieses Zeugnis unterzeichnenden und eigens hinzu gerufenen Notare Gegenwart der ehrenwerte Mann Hens Holtappel, Läufer (cursor) des Kg., wie er angab, eingefunden und versicherte und bestätigte ohne Zwang und sorgfältig bedacht folgendes als wahr (coram [...] consulibus [...] personaliter in Domo Scabinorum ad consilium congregatis et ea vice consilium representantibus et facientibus nostrorumque notariorum et testium subscriptorum ad hoc specialiter vocatorum et rogatorum presentia personaliter constitutus discretus vir [...] non coactus nec circumventus sed animo deliberato recognovit et in veritate dixit): Er habe den Schöffen am heutigen Tag vor einer Stunde einen Ladebrief aus Papier ausgehändigt (presentasse quandam literam papirem). Dieser sei ihm selbst von dem Schenken des Kg. Dietrich Kraa übergeben worden1 und stamme aus der kgl. Kanzlei (ab curia dicti regis emanatam).

Der Brief ist, wie auf den ersten Blick erkennbar, mit dem Siegel des Kg., in weißem Wachs auf der Rückseite aufgedrückt, versehen. Der Wortlaut des Briefes, der weiter unten wiedergegeben ist, wurde den Schöffen und Ratsleuten in Gegenwart der unterzeichnenden Notare und des Boten Hens Holtappel von Johann von Ummen, dem Notar und Schreiber der Schöffen, wortwörtlich klar und deutlich vorgetragen. Der anwesende Holtappel erkannte dieses Schreiben eindeutig als das von ihm den Schöffen zwischen acht und neun Uhr des gegenwärtigen Tages überreichte.

Die Schöffen und Ratsleute haben die Überreichung und Aussage des Boten öffentlich bezeugt (de qua quidem presentatione et confessione dicti nuncii dicti scabini et consules solempniter protestati fuerunt). Sie baten die Notare, über diesen gesamten Vorgang und das Geschilderte ein öffentliches Instrument oder mehrere für sie anzufertigen2.

⟨Als Zeugen dazu berufen und anwesend waren: Meister Johann ten Bome und Henrik Stippeling⟩a.

[Es folgt als Insert die Ladung von 1397 April 4, vgl. Nr. 24.]

⟨Beurkundung und Bezeugung durch die beiden Notare Wilhelm Gottschalk von Wischel, Geistlicher aus der Kölner Diözese und öffentl. apostol. Notar, sowie Lambert Randen, Geistlicher aus der Utrechter Diozese, öffentl. ksl. Notar⟩a.

Originaldatierung:
Acta Daventrie Trajectensis diocesis in loco scabinatus ubi dicti scabini et consules ad consilium communiter congregati solent sub anno, ind. die mense ante predictum infra octavam et nonam horam.

Überlieferung/Literatur

Ü: A GA Deventer, stad Deventer 1870 Inv.-Nr. 288.

B ebda., stad Deventer, MA 4a Bl. 19. – Bucheintrag in zeitgenöss. Kopialb.

D: Dumbar S. 642 Sp. 2 – 643 Sp. 2.

R: Catalogus Deventer-Archief, S. 200f. Nr. 19.

Kommentar

Die Stadt soll einige Zeit danach den Meister Bernhard Gobelini nach Prag gesandt haben, um zu erfahren, warum man vor das Hofgericht geladen sei. Gobelini habe den Auftrag gehabt, die "Heeren van het hofgericht zoo veel mogelijk te oderrechten" von den Freiheiten der Stadt mit dem Ziel, daß die Ladung zurückgenommen werde. Er soll am 11. Nov. von Prag aus einen Brief an den Rat gesandt haben über den Fortgang seiner Bemühungen (Dumbar S. 643 Sp. 2. – Tadama S. 83). Es ist jedoch unwahrscheinlich, daß Gobelini im Nov. 1397 aus Prag berichtet hat, da der Kg. sich zu diesem Zeitpunkt in Nürnberg aufhielt. Gobelini wird vielleicht doch eher im Zusammenhang mit den Verhandlungen zwischen Kg. und Stadt Ende 1398 in Prag gewesen sein (vgl. Nr. 282, 283, 284). Der von Dumbar mit Datum und Ort angeführte Brief Gobelinis konnte im Archiv nicht aufgefunden und damit die Zeitangabe nicht überprüft werden. Sicher ist, daß am Tag nach der Übergabe der Ladung von der Stadt Boten zu Verhandlungen mit dem Kg. bevollmächtigt wurden (vgl. Folgeregest). Es erging im Okt. vom Hof aus eine weitere Ladung (vgl. Nr. 83 samt Anm.). Erst zum Ende des Jahres 1398 kam es zu einem Ausgleich zwischen Kg. und Stadt. Aus der Beurkundung geht Näheres zu den Streitpunkten hervor (vgl. Nr. 283).

Textkritik

  1. aDas in ⟨⟩ Stehende fehlt in B.

Anmerkungen

  1. 1Es handelt sich um die Ladung von 1397 April 4 (vgl. Nr. 24 samt Anm.).
  2. 2Dumbar schildert den Vorgang dahingehend, der Bote habe die Ladung den Bürgermeistern übergeben, diese hätten daraufhin eine Versammlung einberufen, auf der einstimmig beschlossen worden sei, zwei Notare und Zeugen in den Rat kommen zu lassen, um dann nach der formgemäßen Verkündung der Ladung dieser zu widersprechen, da sie mit den städtischen Freiheiten und Privilegien im Widerspruch stehe "als strydich met Stats Vryheden, Rechten en Vorrechten, te wederspreken" (S. 642 Sp. 2). Es ist nicht auszumachen, ob dies auf einer Fehlinterpretation der oben zitierten Stelle "solempniter protestati fuerunt" beruht, oder ob er sich einer weiteren – chronikalischen? – Quelle bediente.

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Empfohlene Zitierweise

RIplus URH 14 n. 40, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a9fa52e6-be4c-4ce2-9eaa-736d8f4a6461
(Abgerufen am 29.03.2024).

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