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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,2

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König Heinrichs Gesandte, Boten und Bevollmächtigte in der Lombardei, nämlich der Churer Bischof Siegfried [von Gelnhausen], Ritter Ugolino da Vicchio und der Astenser Bürger Heinrich von Ralvengo, verkünden in Gegenwart des Ivreer Bischofs und [Franziskaner-]Bruders Alberto [Gonzaga], des Adligen Podestà Giovanni Avogadro di Collobiano sowie des gesamten Klerus und Volks der Stadt Ivrea, die dafür durch Glocke und Herold in den Dom St. Marien gerufen wurden, im Auftrag des Königs und Kaisers (ex parte prefati domini regis et imperatoris) folgendes: [1] Der Kaiser wird sich spätestens bis zum nächsten Michaelsfest (29. September) persönlich diesseits der Alpen einfinden; der größte Teil seiner Leute wird gegen Ende August diesseits der Alpen sein. [2] Sie verlangen und befehlen namens des Kaisers, daß der Bischof und die Ivreer Kommune den König bzw. Kaiser als ihren Herrn empfangen und ihm pflichtgemäß gehorchen; [3] daß sie, sobald der König bzw. Kaiser diesseits der Alpen ist, ihm mit Bewaffneten entgegenziehen gemäß seiner Erhabenheit und entsprechend ihren Möglichkeiten und ihrer Ehre sowie [4] ihm gute Stellvertreter und ehrenhafte und kluge Sachwalter schicken, um die Befehle und Mandate des Königs bzw. Kaisers zu hören und zu erfüllen. [5] Sie verbieten ihnen namens des Kaisers, gegen eine Kommune oder eine Einzelperson Krieg zu führen, und ordnen sofortigen und beständigen Waffenstillstand an bis zum nächsten Allerheiligenfest (1. November): bei Strafe des kaiserlichen Bannes oder was dem Herrn König bzw. Kaiser gefallen wird. [6] Sie verlangen namens des Königs bzw. Kaisers, daß jeder sich bereithalten soll, dem König bzw. Kaiser, wenn er kommt, pflichtgemäß Dienste zu leisten. Dem untengenannten Notar befehlen sie, darüber mehrere Notariatsinstrumente anzufertigen. – Als Öffentlicher Notar aus kaiserlicher Autorität war Petrus, genannt de la Fontana, Sohn des verstorbenen Ivreers Arnaldus, bei der Bekanntmachung, der Verkündigung und den Forderungen anwesend und faßte auf Befehl der Gesandten öffentlich und verläßlich das vorliegende Notariatsinstrument ab, dessen Wahrheit er mit seinem üblichen Notariatszeichen bezeugt. – In nomine Domini amen. Anno eiusdem Domini nativitatis millesimo trecentesimo decimo.

Originaldatierung:
die Martis XXOVIO mensis Madii. [...] Actum in civitate Ypor., in ecclesia maiori beate Marie
Zeugen:
Archidiakon Salvinus, der Ivreer Erzpriester Alcherius, Antonio de Soncino, Richter des Podestà, und dessen Ritter Petrus de Sancta Agatha, Heinrich, Kaplan des Bischofs Siegfried (von Chur), Konrad, Neffe dieses Bischofs, Tebaldo, Bruder des Ritters Ugolino (da Vicchio), und viele andere.

Überlieferung/Literatur

*Original (Pergament mit Löchern, Notariatszeichen des Petrus, genannt de la Fontana) Pisa, AS, 1310 maggio 26 Roncioni corta (früher Roncioni 623) mit Rückschrift von der Hand des Bernardo de Mercato: R(esponsio) civitatis Yporegie.

Drucke: Bonaini-Berti, Acta Henrici, S. 9–11 Nr. 6; Schwalm, MGH Const. 4, S. 309f. Nr. 362 [Teil I].

Regest: Cartellieri, Regesta episcoporum Constantiensium 2 (1905) Nr. 3533.

Kommentar

Der 26. Mai fiel 1310 tatsächlich auf einen Dienstag. – Unter Marienpatrozinium stand und Hauptkirche in Ivrea war der Dom; Italia Pontificia 6 II (1914) S. 144. – Der Gesandtschaft in die Lombardei gehörte laut dem Beglaubigungsschreiben, das König Heinrich am 10. Mai 1310 an den Dogen und den Großen Rat von Venedig gerichtet hatte, auch der Konstanzer Bischof Gerhard von Bevar an; dieser wird auch im abschließenden Bericht der Lombardei-Gesandtschaft an den König aufgelistet; oben Nr. 432 bzw. unten Nr. 579. Gleichzeitig schickte Heinrich zur Vorbereitung seines Italienzuges eine Gesandtschaft unter Leitung des Eichstätter Bischofs Philipp von Rathsamhausen nach Tuszien, an der auch der Basler Bischofs Gerhard von Wippingen teilnahm; oben Kommentar zu Nr. 421. – Den »päpstliche[n] Ritter Ugolino da Vico oder Vicchio aus Florenz« setzte König Heinrich schon im November 1310 als Reichsvikar in Chieri ein; Nicolai episcopi Botrontinensis Relatio, ed. von Mollat (1921) S. 494 und Heyck (1888) S. 4; dazu Davidsohn, Geschichte von Florenz 3 (1912) S. 415f. und Friedrich Schneider, Kaiser Heinrich VII., S. 90f. Die venezianischen Libri Communali Bd. 1 fol. 159v listen ihn im Februar 1311 unter den Reichsvikaren auf; gedruckt in MGH a.a.O. S. 534 Nr. 579 § 16. – Kommune und Amtsträgern von Mantua hatte König Heinrich bereits unter dem 24. Juni 1309 unter anderem den Astenser Bürger Heinrich von Ralvengo als Königsgesandten angekündigt; oben Nr. 199. – Bischof von Ivrea war 1289–1320/21 der Franziskaner Alberto Gonzaga; Isabella Lazzarini, in: DBIt. 57 (2002) S. 680 Sp 2 bis S. 682 Sp. 2. – Giovanni Avogadro di Collobiano amtierte noch bis Ende November 1310 ; zwischen Dezember 1310 und Januar 1311 trat der kaiserliche Vikar Giovanni di S. Lorenzo sein Amt an; Vidari, Vescovi e comune (...1998) S. 958 Anm. 153. – Der nach dem 4. August angefertigte Abschlußbericht der Gesandten, unten Nr. 579 § 1, führt, anders als das obige Notariatsinstrument, als Publikum für den Vortrag der königlichen Forderungen Podestà, Kapitan, Klerus, Adlige, Anzianen und Bevölkerung an, während der Bischof zunächst ungenannt bleibt. In der dortigen Auflistung der Forderungen ist, ebenso wie in den übrigen erhaltenen Notariatsinstrumenten der besuchten Kommunen, der obige § 2 um den Befehl erweitert, die Verkehrsinfrastruktur für die königlichen Truppen instand zu setzen und für deren Verpflegung zu sorgen; unten Nrn. 579 § 1b und 450 § 2. – Ivrea, fast 50 km nnö. Turins, ist übrigens auf König Heinrichs Romzug ab Herbst 1310 nicht berührt worden; Itinerarskizze bei Heyen, Kaiser Heinrichs Romfahrt (21978) S. 132 = Tosti Croce, Viaggio (1993) S. VIII und Margue/Pauly/Schmid, Weg zur Kaiserkrone (2009) S. 17.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,2 n. 444, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a61e8ded-5df5-4d7a-bb89-1d920ffcd967
(Abgerufen am 25.04.2024).