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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,4,1

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Heinrich Slebusch, der Gesandte der Stadt Köln am Kgshof, berichtet der Stadt Köln: (1) KM lagerte in einem verbrannten Dorf namens Berching (bei Regensburg) mit 1.500 Reitern und 3.000 Knechten zwei Tage und Nächte auf freiem Feld unter Zelten, denn da gab es kaum ein annehmbares Haus und nichts zu essen oder zu trinken. - (2) Seit seinem letzten Schreiben vom 26. August hat Slebusch bei KM auftragsgemäß wegen des Jubelgeldes geworben: KM solle seine Autorität über das Jubelgeld gegen den Papst geltend machen. Es gab Verhandlungen mit KMs Räten und mit den Fuggern: in disem hove ist neit duirer dan gelt opbrengen. - (3) Slebusch hat heimlich erfahren, daß KM über die Stadt Köln besonders erzürnt gewesen sein soll, als man ihm sagte, daß er nun sehen könne, was er von der Stadt Köln in schwierigen Zeiten zu erwarten habe. KM habe zornige Worte verlauten lassen, die man Slebusch gar nicht wiederholen wollte. Slebusch solle der Stadt Köln, wenn sie ihm lieb sei, raten, KM entgegenzukommen. - (4) KM hat am 12. September morgens 8 Uhr in dem Mensepach (Wenzenbach) 3.000 Böhmen verfolgt und gestellt, welche in den Ländern Hg Albrechts (von Bayern-München) größten Schaden angerichtet hatten; er hat sie in einer Wagenburg auf einem Berg (Wenzenberg) geschlagen. KM war sehr zornig, weil die Fußknechte, welche die ganze Nacht marschiert und sehr müde waren, samt den schweren Geschützen erst später eintrafen. Daher mußten die Reiter warten; sie eröffneten das Scharmützel am Fuß des Berges, wobei KMs Schenk Peter von Wintern sein Leben verlor. - (5) Die Böhmen zogen sich auf die Anhöhe in ihre Wagenburg zurück. KM wollte noch alle Geschütze und das gesamte Fußvolk abwarten, ehe er die Schlacht begann. Als er aber sah, daß die Böhmen mit der Wagenburg flüchten wollten, schickte er sofort den verlorenen Haufen (Elitetruppe) gegen die Böhmen, die sich zwischen zwei Tannenwäldchen hinter ihren Pavesen (Setzschilden) vor ihrer Wagenburg verschanzten, so daß man nicht an sie herankam. KM ließ die Geschütze gegen die Böhmen feuern und dann die Reiter angreifen. Die Böhmen begannen zu weichen. Um 2 Uhr (nachmittags) war die Schlacht gewonnen. Gegen 1.490 Böhmen blieben auf der Walstatt, 735 Gefangene wurden nach Regensburg gebracht. Das Gerücht spricht von 3.000 Toten und Gefangenen; aber KM ließ sie zählen und auf dem Schlachtfeld übereinander häufen. Die Böhmen hatten keine Reiter in dieser Schlacht. Wisbeck verfügte zwar über 300 Reiter; als er sah, daß die Böhmen vor der Wagenburg verloren waren, ließ er sie im Stich und ergriff die Flucht. - (6) In der böhmischen Wagenburg fand man 250 beladene Wagen. Wie die Wagendecken mit ihren Wappen beweisen, gehörten sie teilweise vornehmen Leuten. Wären die Fußknechte eine Stunde früher gekommen, hätte man wohl auch die Reiter geschlagen. - (7) KM hatte 1.600 wohlgerüstete Reiter. Er ist mit dem Hg (Erich) von Braunschweig vorausgeritten, der am Arm und in den Weichteilen, =in dat dünne und an dem heimligen gemach, verwundet wurde, daß man um sein Leben fürchtete. Man hat ihm bereits das heilige Sakrament gegeben. Er hat sich so männlich geschlagen, daß er erst auf dem dritten Pferd verwundet wurde. - (8) Der Mgf (Friedrich) von Brandenburg (zu Ansbach-Bayreuth) wurde von Kolben und eisernen Flegeln getroffen, wie er selbst erzählte; er habe bisher vier Mal gegen die Böhmen gekämpft, aber es war nie so hart wie diesmal. Seine beiden Söhne Kasimir und Georg waren auch dabei, ebenso Hg Albrecht von München, (Eitelfritz) von Zollern u.v.a. - (9) Gegen 40 Mann sind gefallen, darunter Peter Roboetz (Rubatsch), KMs Türhüter, Peter Wilmersdorfer, Jörg Schenk u.a. Gegen 100 Pferde wurden getötet; dem Hg (Erich) von Braunschweig wurden gegen 30 Pferde erschossen. - (10) Up st. Maternstag (13. September) ließ KM einen Dankgottesdienst halten durch den Weihbischof von Regensburg, der schon vor der Schlacht eine Bittprozession halten ließ. Hätten die Böhmen die Schlacht gewonnen, wäre nicht auszudenken, was mit den Nachbarländern geschehen wäre: sie hätten weder Kg noch Fsten geschont und niemanden gefangengenommen; sie hatten sogar ihre Pfeile vergiftet, wie böhmische Gefangene aussagten. - (11) Was KM mit den Gefangenen tun wird, weiß man noch nicht; er behandelt sie gut und sagt, sie seien unsere Nachbarn, die wir als Freunde behandeln müssen. Die Knechte wollten alle Böhmen wegen der vergifteten Pfeile aufhängen. - (12) KM hat einige Reisige zu Rittern geschlagen und ließ durch (Eitelfritz) von Zollern allen für ihren Einsatz im Glaubenskampf feierlich danken. - (13) Hgin (Elisabeth) teilte KM den Tod ihres Gemahls Hg Ruprecht mit und bat, KM möge sie und ihre verlassenen Kinder in seinen Schutz und Schirm nehmen und auch Hg Albrecht dazu bewegen. KM wollte ihr keine tröstliche Antwort geben, sondern schickte ihr einige böhmische Knechte, denen sie den Sold schuldig geblieben war; sie sollten ihr sagen, sie verdiene keinen Schutz und Schirm, weil sie die ungläubigen böhmischen Ketzer in ihren Dienst genommen habe. - (14) Die Stadt Regensburg wollte sich bei KM mit einem großen vergoldeten Becher und einigen hundert Gulden für die Rettung bedanken; aber KM nahm den Dank nicht an, weil die Stadt seinen ermüdeten Knechten die Herberge verweigert hatte, als ob es Böhmen seien. - (15) Es traf die Nachricht ein, daß die Bauern der Umgebung 800 Böhmen, welche in die Wälder geflohen waren, erschlugen und 100 gefangennahmen. Summa summarum waren es 4.000 Böhmen: davon wurden 800 gefangen, 836 erschlagen und 2.390 blieben auf der Walstatt und in den Wäldern. - Sonntag nach dem heiligen Kreuztag Regensburg.

Überlieferung/Literatur

ED: Höhlbaum, Kölner Briefe, 27 ff., Nr 6; der originale Wortlaut des Datums fehlt bei Höhlbaum, Kölner Briefe. - LIT: Wiesflecker, Kaiser Maximilian I., III, 186 ff., 501 ff., 623 (dort eine Skizze des Feldzuges); Tautscher, Maximilian 1504, 50 ff.; Ulmann, Kaiser Maximilian I., II, 223 ff.; Riezler, Geschichte Baierns, III, 611 ff.; vgl. auch den Schlachtbericht des persönlich beteiligten M. Lang ddo 1504 September 27 Augsburg (RI XIV, Bd 4/2).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,4,1 n. 19141, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1504-09-15_1_0_14_4_0_3422_19141
(Abgerufen am 25.04.2024).