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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,4,2

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Der frz. Geschichtsschreiber Jean d'Auton berichtet in seinen Chroniques du roy Louis XII über die Politik Ludwigs XII. in Italien folgendes: (1) Le 22. d'Aoust (1502) verließ der Kg von Frankreich Pavia und traf le 26. d'Aoust in Genua ein. Ausführliche Beschreibung von Genua: Die Genuesen sind die Herrn des Meeres, und der Kg von Frankreich ist ihr Herr. Wenn er sich Genua in Liebe und Furcht unterwirft, werden ihm Länder und Meere untertan sein. - (2) Der Einzug und der Empfang des Kgs von Frankreich in Genua werden ausführlich beschrieben. Er ritt (nach dem Vorbild Christi) auf einem Maulesel in die Stadt ein. Wilhelm de la Marche (von der Marck) führte eine Hundertschaft deutscher Knechte der Garde des Kgs von Frankreich an =cent Allemans du Roy. Es begleiteten ihn die Kardinäle (George) d'Amboise, Petri ad Vincula (Giuliano della Rovere), Sainct George (Rafael Riario) und d'Albret (Ameneus de Albreto, apostol. Protonotar und Kardinaldiakon Sti Nicolai in Carcere Tulliano); desgleichen der Hg de Vallentinoys (Cesare Borgia) u.v.a. - (3) Außerdem hatte der Kg von Frankreich so viele Ebfe, Bfe, Äbte, Protonotare und andere Kirchenleute bei sich, daß er, wenn nötig, ein Konzil hätte abhalten können =pour devoir cellebrer ung concille. - In der Kirche wurde der Kg von Frankreich vom Bf (von Genua, Giovanni Maria Sforza) empfangen, wo er die Reliquien verehrte und betete. Hernach bestätigte er als Stadtherr die städtischen Rechte und Freiheiten. - (4) Lundy 29. d'Aoust besuchte der Kg von Frankreich Sainct Laurens, die Kathedrale von Genua, wo man ihm die Smaragdschüssel zeigte =riche vaisseau smaragdin ... le precieux plat, die Jesus Christus beim letzten Abendmahl mit seinen Aposteln benützte. Man nennt sie Sainct Graal1). Die Gnuesen haben diese Schüssel angeblich im Jahre 1101 aus Jerusalem mitgebracht. Es folgt eine ausführliche Beschreibung des hl. Gral (den die Genuesen auch KM2) gelegentlich seines Besuches 1496 zeigten). Dieses kostbare Juwel ist mehr wert als das Gold der ganzen Welt, ein Schatz, der im Dom von Genua sorgfältig verwahrt wird. Es folgt eine genaue Beschreibung des Domes von Genua. - (5) Nach diesen Ereignissen verweilte der Kg von Frankreich noch 10 Tage in Genua: er empfing Gesandte von verschiedenen Nationen und schickte Gesandte dahin ab. Es gab große Festlichkeiten und Bankette. Nie ist ein Kg ehrenvoller aufgenommen worden. Die Damen von Genua erschienen einmal in Mailänder Mode =a la mode Millanoise, ein ander Mal in ihrer eigenen. Ganz gegen ihre Gewohnheiten ermutigten die Genuesen ihre Frauen und Töchter zum Zeitvertreib mit dem Kg von Frankreich und seinen Leuten. - (6) Alle Hften Italiens sind dem Kg von Frankreich tributpflichtig =luy estoyent tributaires. Das Ansehen Frankreichs ist grenzenlos. Um die Herrn der Lombardei in Liebe und Furcht an sich zu binden, nahm der Kg von Frankreich viele ihrer Kinder an seinen Hof =a sa pension. Vor seiner Abreise leisteten die Herren dem Kg von Frankreich für ihre Lehenschaften den Treueid und machten ihm reiche Geschenke. Als der Kg von Frankreich Genua verließ, gaben ihm viele Herrn das Geleite. Der Hg Borgya de Vallentynoys (Cesare Borgia, Hg von Valence) verabschiedete sich vom Kg von Frankreich und versprach, ein treuer Diener der frz. Krone zu sein. Er kehrte nach Rom zurück und setzte seine Gewalttaten fort. - Der Kg von Frankreich kehrte über Asti (7. September) und Grenoble in langsamen Gebirgsmärschen nach Lyon zurück (3. Oktober), wo er den ganzen Oktober blieb3).

Überlieferung/Literatur

ED (frz. Darstellung): Auton, Chroniques, III, 43-94 (ed. Paris 1893). - NB: 1) Vgl. Auton, Chroniques, III, 66 ff.; der Editor unterrichtet ausführlich über die Entstehung des Grals-Mythos, über Herkunft und Bedeutung des Wortes, über die Geschichte der Gralsschale "aus Smaragd", die tatsächlich aus Glas war (a.a.O. 70, Anm. 1). - Über den "Gral" vgl. Lexikon für Theologie und Kirche (ed. 1995), IV, 976 f. - 2) Dazu vgl. Bd II/1, Nr 4387: Dort ist die Rede von einem Smaragdkelch, den die Genuesen Sagredal nennen. - 3) Dazu vgl. Auton, Chroniques, III, 87 f., 90.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,4,2 n. 19940, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1502-08-22_1_0_14_4_1_411_19940
(Abgerufen am 23.04.2024).