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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,4,1

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Der venezianische Gesandte Zaccaria Contarini berichtet der Signorie von Venedig vom Königshof: (1) Die frz. Gesandten wurden von KM nicht entlassen und verhalten sich gegenüber Contarini nach wie vor sehr reserviert. Die verschiedenen Berichte hat Contarini nur von anderen Personen am Hof erhalten. Man glaubt allerdings, daß die Franzosen Contarini alles mitteilen, was nicht der Fall ist; aber alle sind sehr darauf bedacht, mit Contarini über alle politischen Fragen zu reden. - (2) Die Verhandlungen zwischen KM und den frz. Gesandten1) haben lange gedauert. Es gab Schwierigkeiten betreffend Ludovico Moro, Ascanio Sforza und betreffend die Mailänder Flüchtlinge. - Betreffend Ludovico Moro ist man im Wesen übereingekommen, daß er freigelassen und vom Kg von Frankreich mit einer Pension versorgt wird. Diese soll angeblich 20.000 fiorini (flRh?) im Jahr betragen. - Ascanio Sforza soll freigelassen und in seine Güter wiedereingesetzt werden. - KM wünscht die völlig Freiheit der Sforza, während die Franzosen nur die Freiheit in Frankreich meinen. - (3) Unter den Mailänder Flüchtlingen versteht KM alle, die mit Ludovico Moro das Land verlassen haben, und auch jene, die nach der zweiten Rebellion verbannt wurden. Die frz. Gesandten dagegen wollen nur jene einschließen, die mit Ludovico geflohen sind; diese haben aber bereits ihre Sache in Ordnung gebracht, ausgenommen Galeazzo de Sanseverino und Alvise de Marliano, der Arzt des Ludovico Moro. Von den übrigen Verbannten sagen die Franzosen, sie seien Rebellen und ihre Wiedereinsetzung müsse besonders behandelt werden. - (4) Der Kg von Frankreich hat ihre Wiedereinsetzung abgelehnt; auf der anderen Seite hat KM versprochen, ohne Wiedereinsetzung aller Mailänder Flüchtlinge keinen Frieden mit Frankreich zu schließen, denn KM muß gegenwärtig vielen von ihnen den Lebensunterhalt gewähren. Aber der Kg von Frankreich muß es sich sehr überlegen, ob er eine so große Zahl von alten Gegnern in den Mailänder Staat heimkehren läßt; dies umsomehr, als jetzt unfreundlicher als je zuvor von Frankreich geredet wird. Außerdem fordern die Mailänder Flüchtlinge Güter von höchstem Wert zurück; ein Teil davon gehört zum Mailänder Kammergut, =camera fiscale de Milano. Einen Großteil hat der Kg von Frankreich an (verdiente Franzosen) vergeben. - (5) KM und die Franzosen haben lange und freundlich verhandelt. Am Schluß gab KM bekannt, daß die einzelnen Kapitel so beschlossen werden sollen, wie es Contarini bereits berichtet hat; sonst werde die Investitur mit Mailand nicht stattfinden. - Die Franzosen ersuchten daraufhin um ihren Abschied, und KM gewährte ihnen noch einen Tag Bedenkzeit. - (6) Heute wandte sich Contarini an den spanischen Gesandten, an Philibert Naturelli, an den Gfen (Eitelfriedrich) von Zollern und an Matthäus Lang, die zwischen KM und den frz. Gesandten vermittelten. Contarini hörte, daß man auf beiden Seiten nachgibt und Hoffnung auf einen guten Ausgang der Verhandlungen besteht. Von den finanziellen Schwierigkeiten wurde nicht geredet. Contarini glaubt, daß hier ein Mittelweg gefunden wurde, aber es blieb alles geheim. - (7) Die Frage der Übersiedlung der Tochter des Kgs von Frankreich (Claudia) nach Burgund zu Ehg Philipp wurde verschoben. Falls die Verhandlungen zu keinem Abschluß kommen, wird man sich mit der Bürgschaft eines anderen Fsten, z.B. der Kge von Spanien, zufriedengeben. Ex Inspruch 4. Martij 1502.

Überlieferung/Literatur

RE (ital. Bericht): Venedig BNM, MSS ital, class VII, Nr 990, colloc 9582, fol. 159 ff. - LIT: 1) Wiesflecker, Kaiser Maximilian I., III, 80 ff., 92 ff., 99 ff., 468 ff. (dort weitere Literatur und Quellen).

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,4,1 n. 16154, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1502-03-04_1_0_14_4_0_328_16154
(Abgerufen am 18.04.2024).