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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,4,1

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Der venezianische Gesandte Zaccaria Contarini berichtet der Signorie von Venedig vom Königshof: (1) Der Sekretär des Legaten (Peraudi) Raimondo de Raimundis hat Contarini besucht und der Signorie für ihre Dienste gedankt. Raimondo hat in Rom den venezianischen Gesandten alles über seine Gespräche mit dem Papst berichtet. - (2) Der Papst hat auf allen möglichen Wegen die Verhandlungen zwischen KM und dem Kg von Frankreich zu stören und zu verhindern versucht. Er schickte deshalb den Luca de Renaldis1) zu KM, damit dieser den Friedensschluß verhindere. Einige Tage später sandte der Papst den Erasmus Topler2) ab. Dieser war Unterhändler des Hgs Albrecht von Bayern wegen gewisser Differenzen mit dem Pfgfen (in der bayerisch-pfälzischen Erbfolgefrage). Der Papst übergab dem Toppler eine Instruktion ähnlichen Inhalts (wie dem Luca de Renaldis), damit der Friede zwischen KM und dem Kg von Frankreich nicht zustande kommt; denn Toppler hatte dem Papst die Dienste Hg Albrechts angeboten, umso mehr, als die frz. Gesandten am päpstlichen Hof den Pfgfen (Philipp) besonders begünstigten. - Seit der Abreise des Toppler aus Rom hat man von ihm nichts mehr gehört. Raimondo glaubt, daß der Papst dem Toppler kurz nach dem Friedensschluß (von Trient) seinen Auftrag und die Instruktion wieder entzogen hat. - (3) Nachdem der Papst vom Friedensschluß (von Trient, Nr 12570) gehört hatte, änderte er seine Haltung. Er beauftragte Raimondo sogar, KM seine Freude darüber auszudrücken und den Wunsch zu äußern, daß auch der Papst als Haupt der Christenheit in diesen Friedensvertrag eingeschlossen werde. Der Papst tut dies, um aus diesem Frieden für sich einen Nutzen zu ziehen. - Ebenso hat der Papst Raimondo beauftragt, seine Freude über den Türkenzug kundzutun und Hilfe anzubieten. Wenn KM und die Kge von Frankreich und Spanien persönlich am Türkenzug teilnehmen, will auch der Papst persönlich mitziehen. Wenn KM zuerst die Kaiserkrönung wünscht, würde der Papst die Krone nach Deutschland schicken; wenn KM friedlich nach Rom kommen will, würde ihn der Papst dort krönen. - (4) Außerdem bat der Papst KM um zwei Glückwunschschreiben, und zwar an den Hg von Ferrara anläßlich der Hochzeit des Alfonso mit Lucrezia (Borgia, der Tochter Alexanders VI.) und an den Hg Valentino (=Cesare Borgia) anläßlich der Eroberung von Piombino. - Contarini hat sich über die Gründe für diese Briefe informiert: der Papst möchte KM und den Hg von Ferrara beschwichtigen. KM und die Kgin (Bianca Maria Sforza) hatten sich öfter darüber beschwert, daß ihnen der Hg von Ferrara Schande angetan und keine bessere Frau geheiratet habe. Außerdem möchte KM von Ercole die Mitgift der Donna Anna (Sforza) zurückfordern, die insgesamt 150.000 ducati beträgt. - Mit dem Brief an den Hg Valentino will der Papst, daß KM die Eroberung von Piombino billigt, das KM als Reichslehen ansieht; Cesare (Borgia) hat es als Fst des Reiches durch einen Boten für sich gefordert. - KM will einen Boten nach Rom schicken, der dem Papst dazu antworten soll, daß dieser zufrieden sein kann. - (5) Der Gesandte KMs wird Pre Luca (de Renaldis) sein, wenn KM seinen Entschluß nicht ändert. Matthäus Lang betreibt diese Entsendung des Pre Luca sehr, weil dieser versprochen hat, für Lang die Bulle der Verleihung des Btms Gurk kostenlos zu erwirken, zu dessen Koadjutor Peraudi den Lang ernannt hat mit einer Pension von 800 flRh pro Jahr. Weiters versprach Pre Luca dem Lang die Kardinalswürde, wenn ihn KM als einen von Dreien nennt und wenn KM und Ehg Philipp den Papst darum bitten. Ex Inspruch 8. Februarij 1501 (=1502).

Überlieferung/Literatur

RE (ital. Bericht): Venedig BNM, MSS ital, class VII, Nr 990, colloc 9582, fol. 140 ff. - NB: Da der venezianische Kalender das Jahr erst mit dem 1. März umsetzte, ist das Jahresdatum für uns 1502. - LIT: 1) Stelzer, Maximilian Kurie, 181 ff.; Pogantsch-Bissinger, Lucas de Renaldis, passim; Naschenweng, Beiträge Diplomatie, III, 90 f.; Höflechner, Gesandte, 73-77. - 2) Zu Dr. Erasmus Toppler (1462-1512) vgl. Hollegger, Maximilian 1510-1519, 139 f. (dort weitere Literatur und Quellen); zu seinem Auftrag bei Hg Albrecht von Bayern im Namen des Kardinals Bernardino Carvajal vgl. Nr 16035.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,4,1 n. 16034, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1502-02-08_1_0_14_4_0_203_16034
(Abgerufen am 28.03.2024).