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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,4,2

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Der päpstliche Zeremonienmeister Johannes Burchard berichtet in seinem Liber Notarum u.a.: (1) Sabbato 1. Januarii 1501 (nach unserer Zeitrechnung 1502) wurde in der großen Palastkapelle (Sixtinische Kapelle1)) in Anwesenheit des Papstes eine feierliche Messe gehalten. - (2) Nach dem Mittagessen gab es auf dem Petersplatz für die Römer ein großes Fest. Man feierte die Abreise der Lucrezia (der Tochter des Papstes) zu ihrem Gemahl nach Ferrara. Sie erhielt als Mitgift 100.000 Dukaten. - Es kamen aus den verschiedenen Stadtteilen 12 (Theater-)Karren =carruce, welche alte römische Geschichten spielten, die niemand verstand =de antiquitatibus Romanis, que non intelleguntur. - Während der Nacht wurden in den Gemächern des Papstes Komödien gespielt, Maruschkatänze2) =moresche und andere Tänze vorgeführt. - (3) Vor einiger Zeit wurde in Deutschland ein gewisser Brief3) gedruckt, an den Kardinal von Modena (Johannes Ferrarius, tit. Sti Chrysogoni) geschickt und angeblich auch dem Papst vorgelesen. - Es folgt der Wortlaut dieses Briefes ddo 1501 November 15 Tarent (vgl. Bd III/2, Nr 15755), worin Herr Sylvio de Sabellis (Savelli) über den unmoralischen Lebenswandel des Papstes und des päpstlichen Hofes unterrichtet und aufgefordert wird, KM, die deutschen Fsten und das Reich vor der Wiederkehr dieses Antichristus zu warnen.

Überlieferung/Literatur

ED (lat. Bericht): Burchard, Diarium, 312 ff. (ed. Celani). - LIT: 1) Zur neuen Palastkapelle, der Sixtus IV. den Namen gab, vgl. Pastor, Geschichte der Päpste, II, 689 ff. Unsterblichen Ruhm erlangte diese Kapelle durch das Wunderwerk der Wandfresken Michelangelos. - 2) Über die damals beliebten Morisken- oder Maruschkatänze vgl. Egg-Pfaundler, Maximilian I. und Tirol, 150 f. - 3) Die Frage, ob es sich um einen echten Brief oder um eine propagandistische Erfindung der Feinde Alexanders VI. handelt, ist unseres Wissens nicht ganz geklärt; dieser Brief ist auf jeden Fall ein interessantes Zeugnis für die Propaganda gegen Papst Alexander VI. Vgl. dazu Wiesflecker, Österreich im Zeitalter Maximilians I., 420 f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,4,2 n. 19553, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1502-01-01_5_0_14_4_1_6_19553
(Abgerufen am 29.03.2024).