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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,3,2

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Papst Alexander VI. sieht sich im Gegensatz zu seiner Gewohnheit, im Hinblick auf die drohende Türkengefahr gezwungen, in der gegenwärtigen Notlage der Christenheit die Gläubigen zur Verteidigung des Glaubens mit schweren Steuern zu belasten. -- Die Türken versuchen mit aller Kraft, die christlichen Länder zu unterwerfen. Seit vergangenem Jahr greifen sie mit einer starken Flotte und einem großen Landheer die Signorie von Venedig an. Sie haben Städte und Dörfer erobert, mit Feuer und Schwert vernichtet und viele tausend Seelen in die Sklaverei verschleppt, Lepanto, =Neopactum, und andere Seefestungen erobert und dabei Christen beiderlei Geschlechtes grausam ermordet, die Gotteshäuser entweiht und zerstört, willens, das Christentum auszurotten. Sie rüsten nun eine noch stärkere Flotte und ein noch größeres Heer aus, um alle Seestädte und Häfen zu erobern und sich den Zugang zu den Ländern der Kirche, zur Stadt Rom und zum Sitz des Hl. Petrus zu öffnen. Hernach hoffen sie, die Herrschaft über den ganzen Erdkreis zu gewinnen. -- Wenn man ihnen nicht rasch Widerstand leistet, ist zu befürchten, daß die Türken angesichts der Streitigkeiten unter den katholischen Kgen und Fsten, die nur ihren persönlichen Vorteil suchen, der Christenheit noch größeren Schaden zufügen, wie dies in den vergangenen Jahren in Deutschland, Ungarn, Polen, Kroatien und in den Ländern KMs geschehen ist. -- Der Papst als Stellvertreter Christi ruft nicht ohne Bitterkeit die zahllosen zerstörten Metropolitan- und Bischofskirchen, Klöster, heiligen Geräte, Reliquien und die zahllosen Christen ins Gedächtnis zurück, welche in die Sklaverei verschleppt und zum Abfall vom christlichen Glauben gezwungen wurden. Wenn die katholischen Kge und Fsten nicht rasch Widerstand leisten, wird es noch schlimmer kommen. -- Der Papst ist entschlossen, zur Verteidigung des Glaubens nicht nur sich und seine Mittel persönlich einzusetzen, wie er dies wiederholt mitgeteilt hat; auch das Kardinalskollegium ist für diesen Kreuzzug zu jedem Opfer bereit. -- Weil für ein so großes Unternehmen die Mittel des Papstes und seiner Kirche nicht ausreichen, hat er kraft apostolischer Autorität, mit Rat und Zustimmung der Kardinäle einen vollen Zehnten, =integram decimam omnium fructuum, von allen kirchlichen Einkünften auferlegt, der durch drei Jahre einzuheben ist: und zwar von der Röm. Kurie, von allen Ländern und Städten der Röm. Kirche, von allen kurialen Ämtern, von allen Metropolitan- und Bischofskirchen, Klöstern und anderen Kirchen, von allen genannten Ritterorden des gesamten christlichen Erdkreises; von allen Ebfen, Bfen, Äbten, Prioren etc., von allen Welt- und Ordenspriestern. Wer sich widersetzt und den Zehent nicht oder in betrügerischer Weise nicht ganz bezahlt, wird mit dem Bann und dem Verlust seines Benefiziums bestraft. Geht der Türkenkrieg schon im ersten oder zweiten Jahr zu Ende, wird die Einhebung des Zehnten sofort eingestellt. -- Die Einhebung erfolgt so, daß alle Gelder offensichtlich diesem Kreuzzug und nicht anderen Zwecken zugewendet werden. Der Papst ermahnt alle Kirchenvorsteher, diese Zehentbulle des Papstes in allen Kirchen feierlich zu publizieren, und zwar in der Volkssprache, =sermone vulgari, damit sie von allen verstanden werden kann. -- Wer dieser Bulle entgegenhandelt, ist der dem Papst reservierten Exkomunikation verfallen. Rome apud Stm Petrum 1500 Kalend. Junii pontificatus nostri anno 8.

Überlieferung/Literatur

EDD: Burchard, Diarium, II, 220 ff. (ed. Celani); Raynaldus, Annales 19, XIX, 487 f. -- EINBLATTDRUCK (Ppr, lateinisch): Straßburg AM, AA, liasse 319, fol. 49. -- LIT: Pastor, Geschichte der Päpste, III/1, 550 (11. Aufl.); Friedhuber, Maximilian 1500, 147; Ulmann, Kaiser Maximilian I., II, 41 f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,3,2 n. 14158, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1500-06-01_1_0_14_3_2_1410_14158
(Abgerufen am 23.04.2024).