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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,3,1

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Der mailändische Gesandte Agostino Somenza berichtet Hg Ludovico von Mailand vom Kgshof: Nachdem er um ca 22 Uhr des 18. (April) in Brixen den Befehl des Hgs zur Weiterreise erhalten hatte, ritt er am folgenden Morgen ab und traf am 20. (April) morgens in Innsbruck ein. Somenza begab sich zu Gualtero (Walter von Stadion), der sofort die Regenten zusammenrief. Somenza legte ihnen seine Instruktion vor und entschuldigte die Lebensmittelzufuhr an die Schweizer und Graubündner mit der großen Unruhe in diesen Gebieten. Die Regenten waren damit zufrieden. Die 2.000 flRh übergab Somenza einem Sekretär, der später in seine Herberge geschickt worden war. Die Regenten danken sehr für das Geld und empfehlen sich Hg Ludovico; insbesondere Walter (von Stadion), der dem Hg sehr verbunden ist. Vor seiner Weiterreise sandte Somenza gemäß dem Befehl des Hgs einen Boten mit den Briefen für KM und Matthäus Lang ab. Donnerstag den 25. (April) nachmittags, =Zobia ali 25 poso mezo zorno, traf Somenza drei Meilen vor Freiburg auf KM, der große Freude über seine Rückkehr zeigte. KM erkundigte sich nach dem Befinden des Hgs, freute sich über dessen gute Genesung, =conualiscentia, und gab sich überzeugt, daß ihn der Hg ebenso liebe wie er den Hg. Somenza berichtete KM von der Bezahlung der 13.000 Dukaten vor Ostern (31. März) und erklärte, warum der Rest nicht bezahlt wurde. KM ließ sich das zweimal vorlesen, erinnerte sich dann und ist mit dem Hg zufrieden; auch über das Angebot des Hgs an das Innsbrucker Regiment und die überbrachten ersten 2.000 Dukaten zeigte sich KM erfreut. Da während des Rittes und später in KMs Unterkunft ununterbrochen Hauptleute, Soldaten und andere Leute kamen, konnte Somenza nur die Hauptpunkte seiner Instruktion vorbringen: Er berichtete den Wunsch des Hgs, in den Schwäbischen Bund einzutreten, verschwieg aber dessen Bereitschaft, auch in Friedenszeiten eine gewisse Geldsumme zu zahlen. KM war sehr zufrieden. Dann berichtete Somenza vom Bündnis des Kgs von Frankreich mit den Schweizern und der Zuversicht Hg Ludovicos, KM werde ihn als Glied des Reiches schützen und in jeden Waffenstillstand einbeziehen. KM antwortete, Somenza möge ihm am Abend in der Herberge die Kapitel zwischen dem Kg von Frankreich und den Schweizern zeigen. KM wisse genau, daß der Kg von Frankreich alles tue, um den Hg zu vernichten und sich Mailands zu bemächtigen, aber KM werde den Hg nicht im Stich lassen und keinen Frieden etc. schließen, ohne ihn einzubeziehen; den ihm vom Kg von Frankreich angebotenen Frieden und die Rückgabe seiner Länder (=Hgtm Burgund etc.) hat KM abgeschlagen und werde das auch weiterhin tun. Mit der Sperre der Lebensmittelzufuhr für die Schweizer aus dem Mailändischen ist KM sehr zufrieden; auch Lang legt dem Hg im Namen KMs nahe, wirklich keine Lebensmittel durchzulassen, weil sich der Hg sonst den großen Unwillen KMs und aller anderen hier zuzöge. Der Kg von Frankreich habe von den Venezianern 100.000 Dukaten gefordert; KM glaubt nicht an die Zusage einer derartigen Summe durch Venedig und wird darüber noch eingehend mit Marchesinus (Stanga) sprechen. Wegen des Schreibens an den Hg von Savoyen, das wie jenes an Hg Ludovico lautet mit dem Zusatz, die Franzosen weder aufzunehmen, durchziehen zu lassen, noch mit Lebensmittel zu versorgen, erklärte KM, deswegen und aus anderen Gründen bereits Gesandte bestellt zu haben. Lang zufolge sind dies Petrus (Bonomo) von Triest und Ludovico Bruno, und ihre obigem Zusatz entsprechende Instruktion ist schon fertig. Auch an den Mgfen von Montferrat und (den dortigen Gubernator) Konstantin (Areaniti) wurde vor der Ankunft des Somenza wegen der Lebensmittel geschrieben; Somenza bat KM, nochmals zu schreiben und den (ganzen) oben erwähnten Zusatz hinzuzufügen. KM ist über den guten Fortgang der Pisaner Angelegenheit sehr zufrieden. Das von Hg Ludovico gewünschte Schreiben KMs, das er den Gesandten und den Adeligen an seinem Hof zeigen will, falls sich die Verhandlungen mit dem (Schwäbischen) Bund hinausziehen, hat Lang bereits in der gewünschten Form abgesandt. Am Samstag den 27. (April) um 21 Uhr, =Sabato ali 27 ad hore 21, kam der Bote mit den Briefen des Hgs vom 20. (April). Nachdem Somenza alles gelesen hatte, ging er sofort zu Lang und übergab diesem den an ihn adressierten Brief. Mit KM konnte Somenza noch nicht sprechen, weil dieser vom Krieg stark in Anspruch genommen wird, nachdem Hg Albrecht von Sachsen, der Reichsfeldhauptmann, und viele Hauptleute, viel Kriegsvolk und nahezu alle Geschäftsträger des Schwäbischen Bundes angekommen sind. Lang jedoch sagt, er habe alles KM referiert. KM ist mit der Entschuldigung wegen der Nichtbezahlung der 25.000 und der 4.000 Dukaten an Nicolo Grainer zufrieden, weil ihm Petrus (Bonomo) geschrieben hat, daß die ganze Summe dem Faktor (W. Haller) des Volf (B. Wolf) ausbezahlt wurde. KM schrieb dem Mgfen von Montferrat wegen dessen Differenzen mit dem Mgfen von Finale betreffend Oxeria und Carizano; das Schreiben wurde an Petrus (Bonomo) übersandt. Somenza wird sich bei KM bemühen, daß die nach Savoyen reisenden Gesandten auch dem Mgfen (von Montferrat) und Konstantin (Areaniti) eindringlich KMs Absichten darlegen. Gestern (28. April) früh begab sich KM zusammen mit dem Hg von Bayern und vielen anderen zur feierlichen Messe in den Dom. Dabei wurde das erste Mal mit großer Zeremonie das Reichsbanner mit dem Adler entfaltet und auf dem Heimweg vorangetragen. Alle waren sehr bewegt, denn damit ist nun jedermann dem Reich unterstellt. Die Ankunft KMs und die Entfaltung des Reichsbanners hat alle für den Krieg begeistert. Niemals wurde KM von groß und klein so sehr geliebt und geachtet wie jetzt; wenn er den Sieg erringt, wird er wie ein Gott auf Erden verehrt werden. Somenza hofft, daß der Ruf von dieser Machterhöhung KMs zum Wohle Hg Ludovicos, seiner Kinder und seines ganzen Staates über die Alpen dringt, denn außer den Ehg (Philipp) liebt KM niemanden auf der ganzen Welt mehr als Hg Ludovico. Der Kriegsverlauf war bis jetzt lau, da alle mit der Entsendung ihrer Kontingente auf die Ankunft KMs gewartet haben. Jetzt aber kommen täglich Truppen an und werden in den umliegenden Schlössern und Orten einquartiert; im Umkreis von 40 italienischen Meilen ist alles voll mit Kriegsvolk. KM gibt an, daß er hier derzeit 30.000 Mann ins Feld stellen wird, nicht gerechnet die beiden Feldlager im Gebiet von Ferretro (Pfirt = Vorlande) und im Valle Agnedina (Engadin). KM erwartet, daß seine Truppen in drei bis acht Tagen gegen die Feinde vorgehen können. Einige Herrn und reichsunmittelbare Städte, =terre franche, wollten wegen etlicher Verpflichtungen (gegenüber den Eidgenossen) oder aus anderen Gründen nicht an diesem Krieg teilnehmen, und zwar der Pfgf, Basel, Straßburg und einige andere. Jetzt, nach der Entfaltung des Reichsbanners, senden alle ihre Truppen. Wenn der Kg von Frankreich den Schweizern Versprechungen gemacht hat, um sie von Hg Ludovico abzuziehen und die Friedensverhandlungen (mit KM) selber zu vermitteln, wird er enttäuscht werden, weil es hier nur heißt, daß jeder ein großes Unrecht begeht, der (von Friedensverhandlungen zwischen KM und den Eidgenossen) spricht. Alle sind bereit, das Unternehmen mutig, =alla galiarda, durchzuführen, und seit langen war kein Krieg leidenschaftlicher und heftiger, =piu volunterosa e inanimata, als dieser. KM und der (Schwäbische) Bund werden sicherlich siegen. Die Schweizer haben hier mehr Truppen versammelt als anderswo, da ihr Land hier so flach ist, daß man ohne große (natürliche) Hindernisse bis nach Zürich vordringen kann. Sie haben ca 8.000 Mann, =persone da fatti, doch keine Reiter. KM wird über ca 30.000 Mann verfügen, und zwar Reiter, =hominidarme, Armbrustschützen, Scharfschützen und Fußknechte, lauter gute Kriegsleute. Gestern (28. April) nach dem Mittagessen kam der Kanzler des Kgs von Neapel und zeigte Somenza eine Instruktion Hg Ludovicos. Eine Audienz des Kanzlers war gestern wegen der langen Beratungen und übergroßen Beanspruchung KMs nicht möglich, ist jedoch für heute morgen zugesagt. Ex Vberlingh 29 Aprilis 1499. AUGUSTINUS SOMENTIUS ss.

Überlieferung/Literatur

ORG (Ppr, teilweise chiffriert mit interlinearer und beiliegender Dechiffrierung): Mailand AS, ASforz, pot est, alem, cart 585. KOP (auszugsweise, ungefähr gleichzeitig): Ebda. EDD: Pélissier, Documents Louis en Italie, 140-146, Nr 10: Pélissier, Documents Sforza (1901), 44 (1901), 353 ff. LIT: Wiesflecker, Kaiser Maximilian I., II, 337; Ulmann, Kaiser Maximilian I., I, 755 ff.; Ziehen, Mittelrhein, II, 587.

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,3,1 n. 9140, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1499-04-29_2_0_14_3_1_151_9140
(Abgerufen am 19.04.2024).