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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,3,2

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Der Schweizer Chronist V. Anshelm berichtet vom Überfall auf Ermatingen und vom Kampf im Schwaderloch: Die Eidgenossen unterhielten eine Besatzung in Ermatingen und im Schwaderloch. Uf den 11. tag Aprel -- was Donderstag nach der Osterwochen -- zogen die Königsleute und der Schwäbische Bund, 17.000 Mann stark, aus Konstanz teils zu Schiff, teils auf dem Landweg gegen den Thurgau, um einen Vorstoß der Eidgenossen zu verhindern. Die Königsleute überfielen das Dorf Ermatingen, machten die Besatzung zum Teil nieder oder jagten sie in die Flucht; sie eroberten zwei Geschütze, die Luzern geschickt hatte, und plünderten Ermatingen sowie die umliegenden Dörfer und beraubten die Kirchen. Man fürchtete bereits, der ganze Thurgau sei verloren. Herr Burckhart von Randeck, ein grimmiger Schweizerfeind, ritt in die Kirche, erstach vor dem Altar einen alten Mann mit eigener Hand und prahlte, er werde in der Schweiz sengen und brennen, daß Gott im Regenbogen vor Rauch und Hitze die Füße einziehen müsse; wenn er, Randeck, sich gegen die kuekier furchtsam zeige, solle man ihm die Stirn mit Kuhdreck einstreichen und einen Kuhschwanz anhängen. Die Königsleute zogen zum Schwaderloch, um die Eidgenossen "auszuräuchern" und den ganzen Thurgau bis nach Zürich zu erobern. Die Eidgenossen aber sammelten sich im Schwaderloch. Ihre Hauptleute, vor allem Rudolf Hass, ermahnten sie, daß ihre tapferen Vorfahren ihr freies Land gegen mächtige Tyrannen verteidigt hätten; sie sollten ihre Ehre retten und ihre Schande rächen. -- 1.500 Eidgenossen stellten sich zum Gefecht auf, beteten nach alter Gewohnheit und stürmten wie "wütende Löwen" den Berg herunter gegen die achtlosen Feinde im Schwaderloch. Die Königsleute wurden angeführt von Gf Wolf von Fürstenberg. Die Geschütze feuerten gegen die Eidgenossen, daß man vor Rauch den Feind nicht mehr sah; aber die Eidgenossen gingen schießend, schlagend und stechend gegen die Feinde vor. Die schwäbischen Reiter mahnten die Knechte zum Widerstand gegen die Schweizer, die sie eben erst (bei Ermatingen) besiegt hätten. Einige Edelleute, vor allem die Brüder von Randeck und andere herzhafte Reiter stiegen vom Pferd, traten mit dem Spieß in die vordere Reihe und schlugen sich dermaßen, daß den Schwaben nichts hätte geschehen können, wenn es die anderen ihnen gleich getan hätten. Aber die Eidgenossen drangen so ungestüm gegen sie ein und machten die ersten drei Reihen nieder, so daß die anderen die Flucht ergriffen. Die Eidgenossen teilten sich in zwei Haufen: der eine verfolgte die Flüchtigen, der andere wandte sich gegen die Reiter. Die fliehenden Königsleute ließen ihre ganze Ausrüstung und ihre Beute liegen und flohen zum Teil zu den Schiffen auf den See, wo gegen 1.000 Mann ertranken; der größere Teil floh zu Fuß der Stadt Konstanz zu; andere flohen in Richtung Überlingen und Lindau. Den Reitern geschah wenig; aber vom Fußvolk fielen gegen 1.300 Mann. Die Pfaffen und Frauen erhielten von den Schweizern Erlaubnis, die Toten zu begraben. Die Eidgenossen verloren keine 20 Mann. Sie gewannen ihre früheren Verluste wieder zurück und eroberten etwa 30 Geschütze, darunter solche, die Namen und Wappen KMs trugen.

Überlieferung/Literatur

ED: Anshelm, Berner Chronik (1884), II, 163 ff. -- LIT: Maitz, Eidgenossenschaft, 152 f.; Lex, Maximilian 1499, 58 ff.

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,3,2 n. 13132, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1499-04-11_2_0_14_3_2_328_13132
(Abgerufen am 28.03.2024).