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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,3,2

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Protokoll über den Verlauf und abschid des Reichstages zu Köln im Jahr 1499 vom Eintreffen KMs am 28. März bis zur letzten Versammlung in Mainz am 8. April: Am Gronen Donrstag (28. März) traf KM gemeinsam mit Hg Georg von Bayern und etlichen Räten wie z.B. von Utrecht und Lüttich in Köln ein. -- Am Oster abent (30. März) entschuldigte KM gegenüber den Reichstagsgesandten die Verzögerung seines Eintreffens einerseits mit dem Krieg gegen den Karl von Egmont, der das Hgtm Geldern vom Reich lostrennen will, das nun von den Hgen Albrecht von Sachsen, Georg von Bayern, (Wilhelm) von (Jülich-)Berg und (Johann) von Kleve für das Reich zurückerobert werden soll, und anderseits mit wichtigen Geschäften in den Niederlanden. -- Wegen des von den Schweizern unbillig gegen das Reich vom Zaun gebrochenen Krieges muß KM an den Kriegsschauplatz ziehen, so daß der Reichstag nicht weiter in Köln gehalten werden kann; die Reichstagsgesandten mögen KM rheinaufwärts an einen anderen Ort folgen. -- Etliche Reichstagsgesandte wollte KM nachfolgen, etliche lehten dies ab, weil sie keinen Befehl ihrer Herrn dazu haben, und etliche brachten andere Beschwerden vor; schließlich beschloß die Mehrheit, KM bis nach Mainz zu folgen. -- KM antwortete, den Reichsständen keine Beschwernisse machen zu wollen, doch habe er wegen des Reiches mit den Kfsten zu verhandeln und brauche auch die reichsständischen Gesandten dabei, weshalb sie ihm nachfolgen mögen. Als die meisten einwilligten, schlug KM vor, den Kölner Tag nach Überlingen zu verlegen. -- Anschließend führte der Bf (Johannes) vom Worms Klage gegen die Stadt Worms und erhielt von KM zur Antwort, daß die Sache am Ostertag (31. März) von den Reichstagsgesandten und dazu verordneten kgl. Räten behandelt werden soll. -- Anschließend führte der Bürgermeister von Weissenburg Klage gegen den Pfgfen (Philipp bei Rhein) und eine vom Konvent zu Weissenburg gegen (den pfgfl. Marschall) Hans von Trat (Trotha), was KM gnädig anhörte. -- Am Ostertag (31. März) wurde die umfangreiche Klage des Bfs von Worms gegen die Stadt Worms wegen ihrer Neuerungen gehört. Daß die Stadt sowohl das vom Bf erlangte Urteil als auch KMs entsprechendes Mandat und die Vermittlungsversuche der Reichstage vom Worms (1496/97) und Freiburg (1498) mißachten, mißfiel der Reichsversammlung, weshalb KM durch seine Räte sowie Dr. (Sebastian) Ilsung von Salzburg und Dr. Peter (Jakobi), Propst zu Backnang in Württemberg, über die frevelhafte Ablehnung des letzten Vermittlungsversuches reichsständischer Gesandter durch die Stadt unterrichtet und aufgefordert werden sollte, das ergangene Urteil gegen die Stadt zu vollziehen, um für andere ein abschreckendes Exempel zu statuieren. -- Anschließend wurde die Bitte des Kammerrichters und des bedellen um Soldaufbesserung verlesen und beschlossen, dies auf dem künftigen Reichstag in Überlingen zu beraten. -- Am andern Ostertag (1. April) zog KM mit etlichen Räten von Köln rheinaufwärts nach Linz (am Rhein), wo der Ebf von Köln zu KM kam und über Nacht blieb. Dann (am 3. April) ist KM weiter nach Koblenz gezogen, aber der Ebf von Trier kam nicht zu KM. -- Anschließend zog KM nach Oberwesel (4. April), und der Pfgf (Philipp) bei Rhein kam nach Bacharach, um sich KM zu nähern. Dann hörte man, daß er (KM oder der Pfgf) nach Mainz kommen soll, zweifelte aber daran. -- Am dritten Ostertag (2. April) erfolgte der Aufbruch aller Stände und Gesandten von Köln nach Mainz, wo man am Freitag nach Ostern (5. April) eintraf. -- Die ungarische Gesandtschaft war nach Oberwesel beordert worden, um dort den Abschied auf ihre sowie der Gesandtschaften von Polen und Litauen am Ostertag (31. März) in Köln von KM angehörte Werbung zu erhalten; der Abschied blieb aber völlig geheim. -- Am Montag nach Quasimodogenitj (8. April) wurden die Stände in Mainz auf das Rathaus erfordert, wo von wegen KMs Gf Adolf von Nassau, der (Hof-)Kanzler Dr. (Konrad) Stürtzel, Ritter Hermann von Sachsenheim und der Propst von Stuutgart (Dr. L. Fergenhans) erschienen sowie von den Kfsten Mainz, Köln und Pfalz. KMs Anwälte schilderten, daß die Gesandtschaften der Kge von Ungarn und Polen KM aufgesucht haben. Wegen des Schweizerkrieges wurden die Gesandtschaften gebeten, den Reichstag zu Überlingen zu besuchen, wo vor allen anderen Sachen gemäß des Freiburger Abschiedes (von 1498) ihr gemeinchristliches Anliegen (der Türkenabwehr) behandelt werden soll. Wenn sie nicht so lange bleiben könnten, sollen sie einen oder zwei zum Besuch des Überlinger Tages verordnen, wo man sie dann am furderlichsten abfertigen wird. Von den kgl. Anwälten um ihren Rat gebeten, stimmten die Reichstagsgesandten dieser Vorgangsweise zu. Um ein Uhr nach Mittag wollte man sich wieder im Rathaus treffen, nachdem die kgl. Anwälte KM die Zustimmung der Reichsversammlung überbracht haben. -- Um ein Uhr traf man sich wieder, faßte endgültig obigen Beschluß und verordnete die kgl. Räte, die anwesenden kfstl. Gesandten und von den anderen Ständen zwen vnd zwen, um den Gesandtschaften Ungarns, Polens und Litauens obige Antwort zu geben. Diese antworteten, daß sie unter großen Kosten lange Zeit herumgereist sind, aber das, was sie ausgerichtet haben, wenig, =kleines schatz, wert ist. Sie können zwar nicht alle länger bleiben, aber KM zu Gefallen werden sie einen von ihnen zum Reichstag in Überlingen abordnen, um dort ihr Anliegen zu vertreten. Da man nicht mehr erreichen konnte, ist es dabei geblieben. -- Um vier Uhr dieses Tages (=8. April) sind die Stände in KMs Herberge erschienen, wo ihnen KM abermals erklärte, daß der Kölner Tag nicht weitergeführt werden kann. Damit der Reichstag zu Überlingen umso stattlicher vor sich geht, erlaubte KM den gehorsamen Ständen, bis zum 1. Mai heimzuziehen, um sich mit Kleidung, Zehrgeld und allem Notwendigen zu versehen. Zugleich befahl KM, daß jeder Gesandter bei seiner Herrschaft dafür sorgen soll, daß in Überlingen wieder ausreichend bevollmächtigte Gesandte erscheinen, um bei den Anliegen des Reiches mitzuhelfen. So sind wir (=die Reichstagsgesandten) zu disem mal abgeschiden.

Überlieferung/Literatur

ORG oder KOP (Ppr, gleichzeitig): Nürnberg SA, Ansb rta 6, fol. 272-273v. -- NB: Vorliegendes Stück wäre richtig nach Nr 9080 einzureihen gewesen: daneben vgl. auch die Nrn 9082, 9084, 9090, 9093, 9094, 9097, 9098 und 9099.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,3,2 n. 13097a, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1499-03-28_3_0_14_3_2_293_13097a
(Abgerufen am 19.04.2024).