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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,3,2

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Domherr Peter von Aufseß berichtet Bf Lorenz von Würzburg vom Reichstag zu Köln: Heute hat er das Schreiben des Bfs samt der beiliegenden Kopie des kgl. (Aufgebots-)Mandats, der bfl. Instruktion und der bfl. Bevollmächtigung erhalten und wird sich, wenn dieser Reichstag fortgeführt wird, danach richten. -- Das kgl. (Aufgebots-)Mandat ist ergangen, obwohl die Reichstagsgesandten, wie berichtet, nichts dazu getan haben; daß Bf Lorenz diesem Mandat trotzdem nachkommt und sein Aufgebot rüstet, wird KM sehr gefallen und dem Bf und dessen Stift KMs Dank eintragen. -- Gleiche (Aufgebots-)Mandate ergingen auch an den (Bf Heinrich) von Bamberg und an die Stadt Nürnberg. Der Bamberger nennt als Grund (warum er dem Aufgebotsmandat nicht nachkommen kann) die Fehde, in die er verstrickt ist, und Nürnberg entschuldigt sich damit, daß ihnen die Eidgenossen etliche Wagen mit (Kaufmanns-)Gut beschlagnahmt haben. Beide Vertretungen sandten einen Boten mit der Bitte zu KM, ihren Herrn den Zuzug zu erlassen. -- Grundsätzlich sagt man dazu folgendes: Erstens entspreche es nicht dem Herkommen des Reiches, daß KM die Fsten und Stände also vrplutzig an ihre Pflichten mahnt. Zweitens verletzt das (Aufgebots-)Mandat die Wormser Ordnung (von 1495), auf die es sich beruft, weil mit ihr nur zwen zug meyl im Umkreis aufgeboten werden kann. Drittens ist man hier hoch erfreut, daß sich die Schweizer wieder zurückgezogen haben und zu Schaffhausen lagern, nachdem ihnen Dietrich von Blumeneck über 30 Dörfer niederbrannte, als ihn die Röm. Kgin (Bianca Maria) persönlich mit einem Fähnlein von 70 Reitern und 3.000 Fußknechten ausschickte, um umherzuziehen und großen Schaden anzurichten. Weil Blumeneck keine Hilfe mehr brauche, benötige man auch kein (allgemeines) Aufgebot mehr, es sei denn, daß KM selbst herkommt und mit aller Macht gegen die Schweizer vorgehen will. Der Bf von Chur schließlich liege gefangen an der Etsch. -- Aufseß wird ausführen, was der Bf diesbezüglich befiehlt, und auch Hg Georg (von Bayern) die bfl. Kredenz aushändigen sowie dessen allfälligen Rat einholen; wann der Hg oder KM kommt, weiß Aufseß nicht. -- Heute waren die Reichstagsgesandten beisammen und berieten, ob sie für ihre Herrn also spotlichn hier (in Köln) bleiben oder (nach Hause) aufbrechen sollen. Wenn sie bleiben, obwohl keiner der Kfsten trotz deren Zusage anläßlich der Verlegung (des Reichstages) von Worms (nach Köln) und auch nur wenige andere Fsten und Stände herkommen wollen, so könnte KM, wenn er kommt, den Anwesenden viel zumuten: zum einen eine Geldhilfe, zum anderen die Verhandlungen mit den Gesandtschaften von Ungarn und Polen, zum dritten die Verlegung (des Reichstages) hinauff (in den Bodenseeraum oder zum vierten, hier (in Köln) auf KM zu warten, falls die Anwesenden eine Verlegung ablehnen, weil KM die anderen Stände herberufen will. Weil die Anwesenden keiner Zumutung nachkommen könnten, brächte dies den Gehorsamen zu den Kosten auch noch die Ungnade KMs; gestünden sie aber nur das Geringste zu, könnten sie es gegenüber ihren Herrn nicht verantworten. -- Ein Aufbruch sei ohne große Ungnade KMs nicht möglich: geschieht er einmütig, wird KM sie bezichtigen, die versterer des Reichstages zu sein; bitten die Anwesenden KM um Urlaub und erhalten eine abschlägige Antwort, hätten sie überhaupt keinen Grund mehr abzureisen und könnten sich auch nicht einzeln einer nach dem anderen hinwegstehlen, weil keiner der erste sein will. -- Deshalb beschlossen die Reichstagsgesandten aufgrund des tröstlichen Anbringes des Berhard von Polheim, daß KM in Kürze eintreffen werde, stillschweigend noch etwa sechs Tage zu warten, um zu sehen, ob sich ein Aufbruch wegen der derzeitigen laufft nicht von selbst ergibt. -- Bf Lorenz möge überlegen, wie sich Aufseß hinsichtlich der bei KMs Ankunft zu erwartenden weiteren Verlegung (des Reichstages) verhalten soll. Colln Monntags nach Letare 1499. -- E.f.g.v. PETTER von AUFFSES thumherre etc. -- (Nachschrift): In dieser Stunde traf ein Bote aus Antwerpen ein und berichtete, daß KM noch in Antwerpen ist und überhaupt nicht die Rede davon sei, daß KM herkommen will. Hg Georg (von Bayern) ist heute vor acht Tagen von Antwerpen nach Brügge gezogen, und auch der printz (Ehg Philipp) ist vergangenen Donnerstag (7. März) hinweg.

Überlieferung/Literatur

KOP (Ppr, ungefähr gleichzeitig): Würzburg SA, Würzburger rta 2a-e, fol. 270-272v.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,3,2 n. 13041, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1499-03-11_3_0_14_3_2_233_13041
(Abgerufen am 19.04.2024).