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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,3,2

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Dr. Leonhard von Egloffstein berichtet Bf Heinrich von Bamberg aus Worms: Am Sampstag st. Sebastians abent (19. Jänner) ist Egloffstein nach Worms gekommen und bei Peter von Aufseß, Gesandten des (Bfs Lorenz) von Würzburg, in der Herberge zum Schwan abgestiegen. Dr. (Sebastian) Ilsung ist am Freytag dauor (18. Jänner) nach Worms gekommen und Samstag früh nach Mainz weitergeritten, wo er auf die Reichsversammlung warten will. ‒ Aufseß sagte Egloffstein, daß am selben Abend (des 19. Jänner) in der Reichsversammlung beschlossen worden war, morgen Dinstags (22. Jänner) nach Köln aufzubrechen; nur Heinrich von Bünau, der Vertreter des (Kfsten Friedrich) von Sachsen, willigte nicht ein, sondern hat um eine entsprechende Weisung seines Herrn nachgesucht. ‒ Gestern Sontags (20. Jänner) hat sich Egloffstein dem (Bf Johannes) von Worms als dem kgl. Anwalt (auf dem Reichstag) vorgestellt und Bf Heinrich entschuldigt, daß er Egloffstein nicht eher geschickt hat; anschließend stellte sich Egloffstein auch dem Hermann von Sachsenheim vor, der ebenfalls kgl. Anwalt ist, und wurde für heute (21. Jänner) früh in die Reichsversammlung beschieden, um den Platz Bf Heinrichs einzunehmen. ‒ Als Egloffstein beim Wormser war, sagte ihm dieser, daß er einen Schiffer bestellt hat, um die Versammlung nach Köln zu führen. Wie Egloffstein erfuhr, haben nämlich alle fstl. und städtischen Gesandten ihre Pferde heimgeschickt, weil es in Köln so teuer sei, daß man für ein Pferd Tag und Nacht ungefähr 1 fl bräuchte. Egloffstein wurde von allen geraten, seine Pferde auch heimzuschicken, weil sonst die Zehrungskosten zu groß würden; Aufseß und die anderen Gesandten in der Herberge, nämlich die des (Bfs Friedrich) von Augsburg, des Deutschen Ordens und von Ulm, haben ihre Pferde bereits weggeschickt. Als Egloffstein sagte, daß er zu KM reiten müsse, erwiderten sie (=die anderen Gesandten in der Herberge), daß KM nach Köln geschrieben hat, es soll niemand das Wagnis eingehen, hinab zu KM zu ziehen, weil es (wegen des Geldernkrieges) zu gefährlich sei; wenn Egloffstein schon zu KM wolle, möge er vff denn rollwegenn hinab fahren und sich dann danyden Pferde besorgen. Auf das hin hat Egloffstein seine Pferde heimgeschickt, den Truchseß aber behalten. ‒ Weil Dr. Ilsung im Auftrag des (Ebfs Leonhard) von Salzburg auch zu KM muß, wird sich Egloffstein in Mainz mit ihm beraten, wie man am besten zu KM kommt. ‒ Gestern (20. Jänner) schickte er nach Dr. Johann Rehlinger, dem bfl. Prokurator (am Reichskammergericht). Dieser gibt sich in den Rechtshändeln Bf Heinrichs alle Mühe und ist ein gelehrter, wohlgeschickter junger Mann. Im Gutenberger Streit ist das Endurteil beschlossen, während im Vorchheimer Streit noch keine Klage eingebracht ist. Betreffend die Gotzmanyn rät Rehlinger, sie gemäß der reformacion des Kammergerichts zuerst vor den bfl. Räten vor Gericht zu stellen. Egloffsteins Einwand, die Gotzmannin wolle doch Bf Heinrich in die Pönen des Landfriedens erklären lassen, was nur dem Kammerrichter zustünde, entkräftete Rehlinger damit, daß ein gleicher Fall einem Fsten als ordentlichem Richter zugewiesen worden sei; Rehlinger habe mit Dr. Ilsung darüber gesprochen und dessen Rat war auch, bei Bf Heinrich sofort eine entsprechende Ladung samt Vollmacht einzuholen. Diese muß Rehlinger rasch übersandt werden, weil er in 14 Tagen (im Kammergericht) an der Reihe ist. ‒ Die Besteuerung (bambergischer Untertanen) in Kärnten hat Egloffstein heute (21. Jänner) früh in der Reichsversammlung vorgebracht und um ein Förderschreiben an KM gebeten, damit er dies der Kärntner Landschaft untersagt. Trotz Schilderung des Schadens für das Reich, wenn Bf Heinrich gezwungen wird, mit der Kärntner Landschaft dem dortigen Landesfürsten (=KM) zu steuern, erhielt Egloffstein von der Reichsversammlung nur folgende Antwort: Da KM den Reichstag, der jetzt hier in Worms sein sollte, nach Köln verlegt hat. so daß nur noch ein kleiner Teil der Versammlung hier ist, würde Egloffstein ein Förderschreiben der Wormser Versammlung bei KM wenig nützen. Deshalb möge Egloffstein die Sache der ganzen Reichsversammlung in Köln abermals vortragen, wobei ihn dann die hier Anwesenden nach Kräften unterstützen werden. Weil auf dem Weg nach Köln etliche Sachen beim Mainzer (Ebf Berthold) zu erledigen sind, möge Egloffstein auch diesen um ein Förderschreiben an KM ersuchen. ‒ Obwohl Egloffstein merkte, daß die Anwesenden an der Zumutung (einer Besteuerung der Kärntner Untertanen Bambergs) wenig Gefallen finden, sondern dem Bf nach Kräften helfen wollen, war er in der Sache nicht hartnäckiger, weil er auf jeden Fall nach Köln gemußt hätte, da ein Förderschreiben der dortigen Versammlung nützlicher ist als eines von hier. ‒ In Mainz, wo zwei oder drei Tage Aufenthalt geplant sind, wird Egloffstein mit dem Mainzer wegen des Judenbriefs und den (darauf beruhenden Forderungen des Gfen Leonhard) von Görz (an die Villacher) verhandeln. Die von Egloffstein auch damit befaßte Wormser Versammlung wollte ihm zwar kein Förderschreiben an den Mainzer geben, damit er in der Römischen Kanzlei Mandate gegen den Görzer ausstellen läßt, will ihm aber diesbezüglich behilflich sein. Wurms Montag nach Sebastiany 1499. ‒ E.f.g. vntterdeniger gehorsamer LINHART vom EGLOFFSTEIN doctor, thumhere zu Bamberg etc.

Überlieferung/Literatur

KOP (Ppr, gleichzeitig): Bamberg SA, rta I, rep 33/I, Nr 4, fol. 83v-86.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,3,2 n. 12860, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1499-01-21_1_0_14_3_2_46_12860
(Abgerufen am 28.03.2024).