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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,3,1

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M(atthäus) Lang an Erasmus Brascha: Täglich erwartet man die Ankunft des Petrus Bonomo, um gewisse Sachen zu erfahren. Die Nachrichten des Hgs von Mailand und Braschas betreffend Italien, besonders über den Mgfen von Mantua, waren KM sehr genehm; der Hg möge versuchen, den Mgfen (auf seiner und KMs Seite) zu halten. Von Löwen aus ist KM (Mitte November 1498) mit vielen Reitern sowie viel Fußvolk und Artillerie gegen Geldern aufgebrochen, hat die zwei kleinen Städte Echtel und Newstethn (in der KOP: Echiel und Meikstethin) erobert und (Anfang Dezember 1498) die Stadt Strac (in der KOP: Stral = Straelen) belagert, durch Artillerie zerstört und (am 8. Dezember 1498) zur Übergabe gezwungen. KM wird nicht aufhören, Geldern zu verwüsten, bis er das ganze Gebiet besitzt. KMs Helfer sind die Hge Albrecht von Sachen, Georg von Bayern, Wilhelm von Jülich und Johann von Kleve. Der Reichstag ist von Worms nach Köln verlegt worden, womit nahezu alle Fsten einverstanden sind und zum Kommen rüsten. Lang glaubt, daß der Reichstag Mitte Jänner beginnen kann und alles nach Wunsch ausfallen wird, was die (Macht-)Erhaltung KMs und des Reiches sowie die ganze Christenheit betrifft. Es ist jetzt ca zwei Monate her, daß Kfst Friedrich von Sachsen heimgezogen ist; er wird aber bald wiederkommen. Die Kgin wird sich zu KM begeben. Der Ehg (Philipp) wird sicher zum Kölner Reichstag kommen und alles tun, was sich für ihn geziemt. Angeblich soll eine große Gesandtschaft des Kgs von Ungarn zu KM unterwegs sein. Lang ersucht Brascha, KM und ihm über die Ereignisse in Italien zu berichten. Lang wird Brascha immer über die wichtigeren Ereignisse von hier berichten. Brascha soll alles Wichtige unbedingt auch Hg Ludovico von Mailand mitteilen, weil dieser Lang gebeten hat, ihm öfter Bericht zu geben und KM alles, was der Hg schreibt, vorzubringen, wenn kein mailändischer Gesandter am Kgshof ist; Lang will das gerne tun. Vom Mgfen (Francesco Gonzaga) von Mantua erwartet Lang das versprochene Geschenk, =donum, für die kgl. Urkunden. Wegen der vielen Arbeit anläßlich des Geldernkrieges kann Lang das Schreiben für Triest erst morgen abschicken; inzwischen wird Brascha wohl schon aus Triest nach Mailand zurückgekehrt sein. Ex Colonia 3. Jannuarij 1499. M. LANG ss.

Überlieferung/Literatur

ORG (Ppr, Verschlußsiegel): Mailand AS, ASforz, pot est, alem, cart 1190. KOP (Ppr, gleichzeitige Übersetzung ins Italienische): A.a.O., cart 585, fol. 178 ff. LIT: Ulmann, Kaiser Maximilian I., I, 620 f. NB: Wegen des inhaltlichen Zusammenhanges wird das folgende Stück ddo 1498 Dezember 31 Köln, das uns erst später im Volltext bekannt wurde (vgl. Nr 6807), hier nachgetragen: 1498 Dezember 31 Köln: KM an Kfst Friedrich von Sachsen, Erzmarschall des Hl. Reiches und stattverwalter vnnsers regiments, sowie Hg Johannes von Sachsen: KM ermahnt und bittet Kfst Friedrich nochmals, zusammen mit dessen Bruder (Hg Johannes) zu ihm nach Köln auf den gegenwärtigen Reichstag und außerdem beide wieder an KMs Hof zu kommen wie voor (früher). KM hegt gegenüber dem Kfsten nämlich frewntlichn neyd, weil dieser in seiner schonen stubn (=seinem Land?) ist, während KM hier pey den fewrn (=Reichsständen?) pratn soll, so daß der Kfst KM, wenn dieser danach verprand und der Kfst glat ist, auf der puelschaft schaden tuen sult. KM ersucht den Kfsten, sich diesen freundlichen Neid KMs zu Herzen zu nehmen und mit KM des grewlichn elements des hitzygn fewrs teilhaftig zu werden, um dadurch KM nicht smehn oder schadn zu tuen an der puelschaft. Obwohl KM weiß, daß die Landschaft des Kfsten nicht gerne auf dessen Beistand verzichten und den Kfsten täglich aufzuhalten versuchen wird, so kommt doch jetzt die heylig zeyt der vaasnacht (=Reichstagsberatungen?), in der ein jeder Mensch alle boltat vnd guetat seiner Freunde bedenken soll und, daß Freunde sich untereinander Hilfe zu leisten schuldig sind. Deshalb ruft KM beide Hge als frewnd geselln an, dy fasnacht fur den weistumb nicht zuuerlassen, denn die fasnacht hier sehr manigueltig sein wil, dardurch villeicht der vasnacht alle kristnhait daruan zu sprechn vnd zu baltn gelegenhait sein wil. KM hat sich den Kfsten oft gebunst (gewünscht) zu einem puxnturner (Büchsenturnier = Kriegszug?), das KM jetzt kürzlich zu Beginn vnser vasnacht hatte; doch kumbt ewr liebe (=Kfst Friedrich) in der zeit noch kurtzlich, wellen wir (=KM) ewr liebe dy pann zaigen, dy ewch lustig sein wirt vnd seltzam. KM will während er auf das Zustandekommen dieses Reichstags wartet kurz von hier aufbrechen zu ain rayss (=Kriegszug gegen Geldern?), doch hat er fursorg, das dy kalt zeit vns den lust benemen werd bis nach ausgang dises tags. Dann, so hofft KM, wird die vasnacht, wie bemelt ist, mitsamt den fasten ein erlich nutzlich ende nemen zu wissen mit der lande van Gellern (Geldern), dan sy hebn an zu hinkn auff paeden paenen (Geldern beginnt auf beiden Beinen zu hinken = ist dem Zusammenbruch nahe). Kfst Friedrich und Hg Johannes mögen sofort zu KM auf den Reichstag kommen, weil es wegen der Türken und auch wegen Frankreich Zeit (zu Handeln) ist. wie beide wissen; außerdem weil Kfst Friedrich KM einen Teil seiner täglichen Arbeit abnehmen sollte, denn (jetzt) muß KM den Kfsten vertreten, auf dessen Erfahrung, Hilfe und Rat KM völlig vertraut sowie gegenüber ihm und seinem Bruder frewntlich zuuersicht hegt. KM wird das den beiden allzeit frewndlich beschulden. Kolln st. Siluester tag 1499. P(er) m(anum) p(ropriam). HZ: MAXIMILIANUS rex ss. ORG (Ppr, Verschlußsiegel): Weimar SA, reg D 315 = pag. 247. Nr 1e, fol. 7-8. NB: Dieser Brief enthält die bei KM häufige Mischung von Scherz und Ernst.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,3,1 n. 9000, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1499-01-03_1_0_14_3_1_8_9000
(Abgerufen am 28.03.2024).